Indizes fahren Achterbahn - Dax und Dow mittlerweile zurück im Plus - Wie sollten Anleger damit umgehen?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: canbedone/Shutterstock.com

Der heutige Tag an der Börse gleicht einem Fußballspiel, bei dem die Führung permanent wechselt. Erst schienen die Anleger darauf zu spekulieren, dass die amerikanische Inflationsrate sogar unter den Erwartungen liegt. Der Dax lag komfortabel im Plus und auch die US-Indizes verbuchten vorbörsliche Gewinne.

Dann kam der Schock

Die amerikanische Inflationsrate lag im September bei 8,2 Prozent und damit nicht unter den Markterwartungen, sondern drüber. Damit aber nicht genug. Die Kerninflation, bei der die volatilen Energie- und Lebensmittelpreise rausgerechnet werden, zog von 6,3 auf 6,6 Prozent an und markierte damit einen 40-jährigen Höchststand.

Der Dax und die US-Indizes drehten auf dem Fuß und tauchten in den roten Bereich ab. Dort hielten sie sich allerdings nicht sehr lange auf. Der deutsche Leitindex und der Dow Jones liegen mittlerweile wieder im Plus und der S&P 500 und die Technologiebörse Nasdaq schaffen die Trendwende ebenfalls. Ein wirklich verrückter Tag!

Er zeigt aber auch, wie unberechenbar die Märkte aktuell sind und dass schnelle Panikverkäufe an der Börse in vielen Fällen nicht die beste Wahl sind. Eine klare Markttendenz lässt sich immer noch nicht ausmachen und die Anleger sollten weiterhin Neukäufe nur ganz dosiert tätigen und frisches Kapital im Zweifelsfall erst einmal am Spielfeldrand parken. 

Im Großen und Ganzen ist keins der aktuellen Probleme gelöst. Der Ukraine-Krieg tobt weiterhin und ein Ende ist nicht abzusehen. Die Inflationsraten bleiben weiterhin hoch und die Fed wird wohl nicht von ihrem scharfen Kurs zu Inflationsbekämpfung abweichen, besonders nicht nach den heutigen Zahlen. Wer in den "Fed-Minutes" einen Hinweis auf etwas Gegenteiliges gefunden haben will, der wurde wahrscheinlich heute eines besseren belehrt. 

Übergeordnet dürfte auch nach dem heutigen Tag der Abwärtstrend in den Märkten intakt sein. Schnelle kräftige Erholung gehören auch dazu und können die Anleger dazu verleiten, anzunehmen, dass das Schlimmste jetzt überstanden sei. Dem dürfte aber nicht so sein. Jetzt sind alle Augen auf die Quartalsberichtssaison gerichtet.

Morgen geht die Fahrt richtig los mit den amerikanischen Banken. JPMorgan, Morgan Stanley, Citi und Wells Fargo werden die ersten Ergebnisse liefern. Heute jedenfalls profitieren die Banken von der Aussicht, dass die Fed die Zinsen um weitere 75 Basispunkte anhebt und liegen deutlich im Plus. Freitag wird sich dann zeigen ob die Vorschusslorbeeren berechtigt sind und was die Finanzinstitute im Schlussquartal erwarten.  

In der neuen Woche geht es dann direkt Schlag auf Schlag weiter. Nach Goldman Sachs berichtet Netflix und dann kommen noch die Quartalsergebnisse von IBM, Tesla und Alcoa. Langweilig wird es in den kommenden Wochen sicherlich nicht und es könnte noch die ein oder andere Achterbahnfahrt an den Märkten geben. 

Kühler Kopf weiterhin gefragt

Das die Börse in diesem Jahr nicht unbedingt Spaß macht, ist voll und ganz verständlich. Allerdings sollten Anleger jetzt langfristig denken und nicht kurzfristig den Kopf in den Sand stecken. Bewertungsmaßstäbe wie Marktkapitalisierung und KGV wurden während der Corona-Pandemie zu einem großen Teil nicht beachtet und von einer anhaltenden Euphorie verdrängt. Jetzt "normalisiert" sich die Börse auch wieder ein Stück und die Übertreibungen der vergangenen Monate werden wieder abgebaut. Teilweise führt dies aber auch zu  Übertreibungen in die andere Richtung. Daher sollten Anleger jetzt überlegen, wo stehen meine Aktien in zwei bis drei Jahren. 

Wie der heutige Tag zeigt, ist ein verlässliche Prognose aktuell kaum möglich. Was allerdings feststeht: Solange die großen institutionellen Anleger den Markt meiden, wird es auch keine große Erholungsrallye geben. Schnäppchenjäger sorgen dann zwar immer mal wieder für Tage mit grünen Vorzeichen, können aber keine Trendwende herbeiführen. Erst wenn die großen Player wieder zurückkommen, dann kann es wieder aufwärtsgehen.

Bis dahin wird es wohl noch einige Tage mit Achterbahnfahrten der Märkte geben. Daher gilt es jetzt die Berichtssaison genau zu beobachten, die Ausblicke der Konzerne zu deuten und dementsprechend die Stellschrauben im Depot zu stellen. Anleger, die so vorgehen und nicht voreilig handeln, dürften dafür in den kommenden Jahren belohnt werden. Dann macht die Börse auch wieder Spaß.

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