Börse am Morgen: Dax zögerlich vor Notenbank-Entscheidungen – Positive Analysen treiben Commerzbank nach oben

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Quelle: Aleksandra Gigowska/Shutterstock.com

In der Woche der Zinsentscheidungen halten sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Dienstag vorerst weiter zurück. Nach Vortagesverlusten an den New Yorker Börsen gab der Dax wenige Minuten nach der Xetra-Eröffnung um 0,4 Prozent auf 15.049 Punkte nach.

Die Volatilität zieht vor den Zentralbankentscheidungen wieder an und verdeutlicht die gestiegene Unsicherheit am Markt.

Salah-Eddine Bouhmidi (IG Broker)

Die Anleger seien von der Jahresanfangs-Euphorie am Aktienmarkt angesteckt worden und fürchteten nun Aussagen der Währungshüter über eine Fortsetzung der aggressiven, restriktiven Geldpolitik. Im zu Ende gehenden Januar hat der Dax bislang gut acht Prozent gewonnen.

Vor allem die Technologietitel an der US-Börse Nasdaq waren zum Wochenauftakt unter Druck geraten. Die noch immer hohe Inflation und die Unsicherheit über den Kurs der Geldpolitik im Ringen gegen die Teuerung halten die Kurse zurzeit in Schach.

Tech-Werte sind aufgrund ihres großen Kapitalbedarfs sehr zinssensibel. Wenn die Zinsen steigen und damit auch die Rendite von Anleihen, haben Investoren eine Alternative zu den riskanten Tech-Werten, deren potenziellen Gewinne meist erst weit in der Zukunft erwirtschaftet werden. Daher reagieren sie bsesonders sensibel auf die Ankündigungen der Zentralbanken, den Leitzins zu erhöhen.

Höhere Kursziele von Analysten treiben Commerzbank weiter hoch

Nach den am Markt tags zuvor gut aufgenommenen vorläufigen Geschäftszahlen der Commerzbank hat die Aktie ihre jüngste Rallye am Dienstag fortgesetzt. Angetrieben wird sie von höheren Kurszielen von Analysten. Mit in der Spitze plus 3,8 Prozent auf 10,60 Euro stiegen die Papiere auf ein weiteres Hoch seit Mai 2018. Der Gewinn der vergangenen vier Börsentage beläuft sich auf fast zehn Prozent.

Analyst Jochen Schmitt vom Bankhaus Metzler erhöhte das Kursziel von 11,40 auf 12,00 Euro und bekräftigte die Kaufempfehlung. Die Eigenkapitalrendite der Commerzbank befinde sich auf Erholungskurs. Andreas Pläsier von Warburg Research schraubte das Kursziel von 10,70 auf 11,60 Euro nach oben und rät ebenfalls zum Kauf. Operativ komme die Commerzbank gut voran, zudem sei mit einer niedrigeren Steuerquote zu rechnen.

Rheinmetall entfernt sich weiter vom Rekordhoch

Die Ankündigung einer Wandelanleihe versetzt den im Januar stark gelaufenen Papieren von Rheinmetall am Dienstag einen Dämpfer. Mit vorbörslich minus 3,1 Prozent auf Tradegate verglichen mit dem Xetra-Schluss auf nun 220,20 Euro rücken die Aktien etwas weiter vom Rekordhoch weg, das sie erst vorige Woche mit 232 Euro erreicht hatten.

Im Januar haben Rheinmetall 22 Prozent bislang gewonnen. Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte kommt auf einen Zuwachs von rund 15 Prozent. Rheinmetall gilt als Gewinner der von Kanzler Olaf Scholz propagierten Zeitenwende, die eine Aufrüstung der Bundeswehr vorsieht. Jüngst gab etwa die von der Bundesregierung beschlossene Lieferung von Leopard-Panzern an die Ukraine dem Kurs weiteren Auftrieb.

Am Dienstag nun kündigte der Rüstungskonzern die Begebung einer Wandelanleihe an für den geplanten Zukauf des spanischen Munitionsherstellers Expal. Insgesamt wollen die Düsseldorfer eine Milliarde Euro aufnehmen, wie es hieß. Die Schuldverschreibungen werden ausschließlich institutionellen Investoren angeboten. Da neue Aktien den Gewinn der Aktionäre verwässern, belastet dies nun zunächst den Kurs.

Unicredit verdient deutlich mehr als erwartet

Die italienische Großbank Unicredit hat im vergangenen Jahr von höheren Zinsen, zahlreichen Sparmaßnahmen und einer niedrigeren Vorsorge für Kreditausfälle profitiert. Der Gewinn ohne das Geschäft in Russland sei um fast zwei Drittel auf 5,4 Milliarden Euro gestiegen, teilte die Bank am Dienstag in Mailand mit. Damit übertraf die HVB-Mutter sowohl die eigene Prognose als auch die Erwartungen der Experten. Einschließlich der Belastungen aus Russland lag der Überschuss noch bei 5,2 Milliarden Euro.

Die Unicredit ist in dem Land noch vergleichsweise stark vertreten, zieht sich aber Schritt für Schritt zurück. Die Erträge des Konzerns legten ohne das Russland-Geschäft um knapp 15 Prozent auf etwas mehr als 18 Milliarden zu und fielen damit ebenfalls höher aus als erwartet.

(mit Material von dpa-AFX)

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