Kolumne

China – Aktienmarkt voller Risiken oder gibt es auch Anlagechancen?

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Quelle: Dilok Klaisataporn/Shutterstock.com

Ich setze in meiner Kolumnenreihe die Reise in Asien fort und gehe heute auf einen weiteren wichtigen Anlagemarkt in Asien ein.

Der chinesische Aktienmarkt gilt als einer der größten und stärksten wachsenden Finanzmärkte der Welt. Sowohl an den Aktienmärkten in Shenzhen, Shanghai und Hongkong als auch den Anleihe- und Währungsmärkten ist eine sehr hohe Dynamik und Schnelligkeit zu erkennen. In den letzten Jahren hat sich das chinesische Finanzsystem rasant entwickelt und bietet Anlegern weltweit eine Vielzahl von Möglichkeiten, um in chinesische Unternehmen investieren zu können. In diesem Beitrag werfe ich einen genaueren Blick auf den chinesischen Aktienmarkt, seinen Besonderheiten, Chancen aber auch latenten Risiken.

Zuerst möchte ich einen kleinen Überblick über den chinesischen Aktienmarkt geben.

Der chinesische Aktienmarkt auf dem Festland China ist insbesondere durch die Shanghai Stock Exchange (SSE) und der Shenzhen Stock Exchange (SZSE) vertreten. Die Shanghai Stock Exchange ist die größte Börse in China und hat eine Marktkapitalisierung von über 4 Billionen US-Dollar. Die Shenzhen Stock Exchange wurde 1991 eröffnet und hat eine Marktkapitalisierung von etwa 3,5 Billionen US-Dollar. Die Börse in Hongkong geniesst einen Sonderstatus und dient China als Tor zum internationalen Finanzmarkt.

Der chinesische Aktienmarkt ist primär von Staatsunternehmen und Banken dominiert. Der Anteil der Staatsunternehmen an der Marktkapitalisierung beträgt ca. 60%, während der Rest von privaten Unternehmen gehalten wird. Zu den bekanntesten chinesischen Unternehmen gehören Alibaba, Tencent, Baidu, PetroChina und China Mobile.

Der chinesische Aktienmarkt bietet Anlegern eine Vielzahl von Möglichkeiten, in Unternehmen zu investieren, die von einem schnell wachsenden Markt und einer sich stetig entwickelnden Mittelklasse profitieren wollen.

Das Wachstumspotenzial für China ist in den kommenden Jahren enorm groß. China gehört bereits jetzt zu den größten Volkswirtschaften der Welt und wird voraussichtlich in den kommenden Jahren weiter wachsen. Das Land hat eine wachsende Mittelklasse, die den Konsum und die Investitionen ankurbelt und ein großes Potenzial für Unternehmen bietet. Derzeit gibt es Annahmen, dass China ab dem Jahr 2025 die USA von der Pole Position, der größten Volkswirtschaften der Welt, verdrängen könnte.

Angetrieben wird der Wachstumsmotor insbesondere durch die Innovationskraft Chinas in den letzten Jahren. Das Land hat sich konsequent weg, von der Werkbank der Welt, hin zu einem Binnenmarkt orientierten innovativen Dienstleister entwickelt. Die Unternehmen investieren stark in Innovation und Forschung/ Entwicklung. In den letzten Jahren hat das Land viele erfolgreiche Technologieunternehmen hervorgebracht, die auf dem Weltmarkt mithalten können. So konnte z.B. das bekannte Automotiveunternehmen BYD dem US-Pionier Tesla den Schneid abkaufen und liegt bei vielen technologischen Entwicklungen weit vor den Amerikanern.

Diese Innovationskraft tragen viele chinesische Unternehmen zunehmend auf die globalen Märkte und nutzen ihre Stärken in Bereichen wie E-Commerce und Technologie, um neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. So hatte jüngst BYD angekündigt, neue Verkaufsstellen in Europa eröffnen zu wollen und damit den Expansionsweg fortzuführen.

Den Chancen stehen natürlich auch Risiken und Herausforderungen gegenüber.

So ist ein wesentlicher Aspekt für Investoren das nicht unerhebliche politische Risiko. Der chinesische Aktienmarkt ist eng mit der chinesischen Politik verbunden, was bereits in den letzten Jahren immer wieder zu Unwägbarkeiten für Investoren geführt hatte. Chinesische Unternehmen wurden von binnenpolitischen Entscheidungen und Regulierungen betroffen, was Auswirkungen auf die Aktienkurse von z.B. den E-Learning Unternehmen und vielen Technologieunternehmen aus den E-Commerce-Sektoren und dem Bereich Gaming hatte.

Auch im aussenpolitischen Bereich war die chinesische Wirtschaft anfällig für Krisen und Unsicherheiten. Insbesondere die seit 2017 vorherrschenden handelspolitischen Spannungen zwischen China und den USA und die konjunkturellen Auswirkungen der seit 2020 strikten COVID-19-Pandemie Politik haben in den letzten Jahren zu erheblichen wirtschaftlichen Unsicherheiten geführt.

Ein weiteres ernstzunehmendes Thema sind die verschiedenen Auffassungen zu gesetzlich vorgeschriebenen Bilanzierungsthemen zwischen chinesischen Unternehmen und den Vorgaben der EWU und den USA. Nicht wenige chinesische Unternehmen haben in der Vergangenheit mit Skandalen und Kontroversen für ungewollte Aufmerksamkeit gesorgt, was das Vertrauen von Investoren in chinesische Unternehmen stark beeinträchtigt hatte. Dies führte sogar zu einigen Delistings chinesischer Unternehmen an den US-Aktienmärkten und sollte von Investoren unbedingt beachtet werden.

Die chinesische Regierung hatte jedoch in der jüngsten Vergangenheit auf die Skandale und Vorwürfe reagiert und eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen, um den Aktienmarkt besser zu regulieren und überwachen zu können. Ein Beispiel dafür ist das STAR Market Segment, welches am 22. Juli 2019 in Shanghai eröffnet wurde und sich auf Technologieunternehmen konzentriert. Das STAR Market Segment hat strengere Regeln für die Zulassung von Unternehmen und bietet Investoren eine höhere Transparenz und bessere Informationsmöglichkeiten.

Darüber hinaus hat die chinesische Regierung in den letzten Jahren zusätzliche Regulierungsmaßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen von Kapitalabflüssen auf den Aktienmarkt zu begrenzen. Zum Beispiel wurden Beschränkungen für den Handel mit chinesischen Aktien im Ausland eingeführt und das Verbot von Leerverkäufen gelockert.

Für Anleger, die in den chinesischen Aktienmarkt investieren möchten, gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zum einen können viele der bekannten chinesischen Aktien an den Börsen und Handelsplätzen in Deutschland ge- und verkauft werden. Anleger können aber auch direkt in chinesische Unternehmen investieren, indem sie Aktien an der SSE oder SZSE kaufen. Dies erfordert in der Regel eine gewisse Erfahrung im Umgang mit dem chinesischen Aktienarkt sowie einen Broker oder eine Bank mit entsprechenden Zugängen. Zuvor sollte eine gründliche Recherche der Unternehmen vorgenommen werden.

Des Weiteren bieten viele Investmentgesellschaften spezialisierte Fonds- und ETF-Anlagevehikel an. Diese Anlageprodukte bieten Anlegern die Möglichkeit, in eine breite Palette von chinesischen Unternehmen zu investieren, ohne lediglich in Einzelaktien investieren zu müssen. Es gibt verschiedene Arten von Investmentfonds, die sich auf den chinesischen Markt konzentrieren, wie z.B. Indexfonds, aktiv gemanagte Fonds und spezialisierte Fonds. Zudem ist auch die Angebotspalette an sog. Exchange-traded Funds (ETFs) extrem groß. Die ETFs bieten eine weitere Möglichkeit, in den chinesischen Aktienmarkt zu investieren. ETFs sind Fonds, deren Anteile wie Aktien an der Börse gehandelt werden und oft einen Index abbilden. Es gibt verschiedene ETFs, die sich auf die chinesischen Märkte und Segmente konzentrieren

Der chinesische Aktienmarkt bietet Anlegern eine Vielzahl von Möglichkeiten, um in ein Land mit einer wachsenden Volkswirtschaft und einer starken Mittelklasse zu investieren. Allerdings gibt es auch Risiken, wie politische Unsicherheit, wirtschaftliche Instabilität und Reputationsrisiken die es in dem Zusammenhang zu beachten gilt. Anleger sollten gründlich recherchieren und eine geeignete Anlagestrategie wählen, um von den Chancen des chinesischen Aktienmarkts profitieren zu können. In einem breit aufgestellten, internationalen Portfolio könnten Aktien von chinesischen Unternehmen, durch die hervorragenden Wachstumsperspektiven, eine interessante und potenzielle Depotbeimischung darstellen.

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