Kolumne

Zum scheinbar unmöglichen Zeitpunkt: Blackrock reicht Antrag für Bitcoin-Spot-ETF ein!

decentralist.de · Uhr
Quelle: Parilov/Shutterstock.com

Der Juni läuft bisher alles andere als rosig für den Bitcoin-Kurs. Die US-Börsenaufsicht SEC hat erneut Schläge gegen den Krypto-Sektor ausgeteilt und sowohl die US-Sparte von Binance als auch die US-Krypto-Handelsplattform Coinbase ins regulatorische Visier genommen. Dies hat vor allem Druck auf die direkt betroffenen Werte ausgelöst, doch auch der restliche Krypto-Sektor ist in Deckung gegangen. Auch die US-Notenbank Federal Reserve hat dem Markt mit ihrem durchwachsenen Zinsentscheid keinen wirklichen Gefallen getan. Zwar hat die Fed wie erwartet eine Zinspause eingelegt, doch Fed-Chef Jerome Powell hat während der anschließenden Pressekonferenz noch zwei weitere mögliche Erhöhungen in Aussicht gestellt. Ein Ende der straffen Geldpolitik ist also immer noch nicht in Sicht. Im Zuge dieses ungemütlichen Makro-Umfelds ist der Bitcoin-Kurs auf Tauchstation gegangen und musste wichtige charttechnische Unterstützungen erneut hergeben. Sowohl der 200-Wochen-Trend als auch das aus dem einfachen 20-Wochen- und dem exponentiellen 21-Wochen-Trend bestehende Bullmarket-Supportband wurden unterschritten. Sogar die runde Marke von 25.000$ ist im Tief der Korrektur gefallen.

Quelle: Tradingview

Umso überraschender angesichts dieses düsteren Umfelds für den US-Krypto-Sektor kam die Meldung, dass Blackrock, der größte Vermögensverwalter der Welt, einen Antrag für einen Bitcoin-Spot-ETF bei der SEC eingereicht hat. Dadurch kam es am Donnerstag zu einer Gegenbewegung, die den BTC-Kurs wieder zurück über die 25.000$ Marke gehoben hat.

Während die Lichter scheinbar ausgehen, reicht Blackrock Bitcoin-ETF-Antrag ein 

Blackrock will das Produkt unter dem Namen „iShares Bitcoin Trust“ auf den Markt bringen und dabei mit der Krypto-Handelsplattform Coinbase als Treuhänder zusammenarbeiten – eben jener Firma, die derzeit im Fadenkreuz der SEC steht.

Sollte der Antrag genehmigt werden, würde der ETF an der Technologiebörse Nasdaq gelistet werden. Hier direkt eine Klarstellung: Technisch gesehen ist das Produkt kein ETF, sondern ein sogenannter Trust und es bestehen daher einige Unterschiede, vor allem auf regulatorischer Ebene. Das Endresultat für Investoren ist jedoch sehr ähnlich. Während beispielsweise der Trust von Grayscale so aufgebaut ist, dass die eingezahlten Bitcoin nicht wieder herausgeholt werden können, soll dies bei dem Blackrock-Trust möglich sein. Ein in den USA zugelassener Bitcoin-Spot-ETF wäre eine große Sache und wird von der Krypto-Community seit langem als möglicher Katalysator für einen Einstieg im großen Stil von institutioneller Seite erhofft.

Obwohl es in den USA bereits futures-basierte ETFs gibt, erfordern diese keine Abrechnung mit „echten“ Bitcoins, sondern werden synthetisch mit Cash-Positionen abgewickelt. Ein Spot-ETF hingegen verspricht erhebliche Zuflüsse, da der zugrundeliegende Wert tatsächlich hinterlegt sein müsste. Die SEC stellt sich jedoch schon lange gegen die Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs quer, mit der Begründung von Bedenken hinsichtlich Marktmanipulation. Es fehle laut der SEC ein regulierter Markt von erheblicher Größe und entsprechende Börsen, die überwacht werden können. Die SEC hat bereits mehrere Anträge abgelehnt, darunter von Grayscale, WisdomTree und VanEck.

Im Sommer letzten Jahres hat Grayscale die SEC verklagt, mit der Begründung, die Aufsichtsbehörde habe es versäumt, ähnliche Anlageinstrumente einheitlich zu behandeln. Nun hat sich mit Blackrock jedoch ein absolutes Schwergewicht in den Ring geworfen – und dies in dem scheinbar feindseligsten Umfeld für Krypto in den USA überhaupt. Zuletzt wurden durch die Tilgung der Silvergate Bank und der Signature Bank wichtige Schnittstellen zwischen der traditionellen Finanzwelt und der Krypto-Welt gekappt und nun ist die SEC gegen eine ganze Reihe an Krypto-Handelsplattformen ins Feld gezogen. Dass Blackrock gerade jetzt diesen Vorstoß macht, zeigt die Zuversicht des Unternehmens in den rechtlichen Status von Bitcoin als Commodity und nicht als Security, was Bitcoin unter die Jurisdiktion der SEC fallen lassen würde. Es ist unwahrscheinlich, dass Blackrock diesen Schritt machen würde, ohne die Erfolgsaussichten vorher ernsthaft geprüft zu haben.

Auch die Zusammenarbeit mit Coinbase als Custodian kann als deutlicher Vertrauensschub für das Unternehmen bei der Vorbereitung seiner juristischen Verteidigung gegen die SEC dienen.

 Was bedeutet das für Bitcoin? 

Obwohl es sich technisch gesehen nicht um einen Spot-ETF, sondern lediglich um ein ähnliches Produkt handelt, wäre eine Zulassung ein bullisches Signal für Bitcoin und den Krypto-Sektor und könnte zusätzliche Liquiditätsschleusen öffnen, die bisher verschlossen bleiben.

Der ernsthafte Einstieg BlackRocks in den Krypto-Sektor hätte große Signal-Wirkung und die Zulassung wäre eine zusätzliche Legitimierung von Bitcoin in seinem Status als Commodity. Der Feldzug der SEC gegen den weiteren Krypto-Sektor würde auch nach einer Zulassung eine Herausforderung bleiben, doch es würde die Waagschale ein wenig in Richtung des Krypto-Sektors senken und vor allem Coinbase als Custodian für den Trust rechtlich stärker legitimieren. Die ganze Sache hat trotzdem einen äußerst faden Beigeschmack. Aus der Makro-Perspektive betrachtet, könnte man diese Ereignisse in Summe fast als eine gezielte Maßnahme gegen den Sektor betrachten.

Während die Bankenschnittstellen zwischen der Fiat- und der Krypto-Welt in den USA bereits gekappt wurden und die krypto-nativen Unternehmen durch eine extrem feindliche und undurchsichtige regulatorische Vorgehensweise mehr und mehr erstickt werden, kommt nun die etablierte Finanzwelt – diesmal in Gestalt des größten Spielers an der Wall Street – in den Sektor hinein und will sich als kontrollierende Infrastruktur etablieren, zumindest in den USA. Dass die Regulierung und das Hineinwachsen von Bitcoin und Krypto generell in die traditionelle Finanzwelt ein langer und beschwerlicher Weg sein wird, ist bereits seit einiger Zeit kein Geheimnis mehr. Daher sind die derzeitigen Geschehnisse nicht wirklich überraschend. Der Vorstoß von Blackrock mag zwar seine Schattenseiten haben. Langfristig könnte er jedoch – sollte er erfolgreich sein – zu einer größeren Adaption von Bitcoin beitragen.

Letzten Endes ist Bitcoin ein autonomes Netzwerk, welches unabhängig von der Infrastruktur der traditionellen Finanzwelt funktioniert. Und die USA braucht Bitcoin schon gar nicht, um sich global weiter zu etablieren. In der langfristigen Investment-Perspektive bleibt das Bild für Bitcoin äußerst optimistisch. Für den restlichen Krypto-Sektor mag das derzeitige regulatorische Bild in den USA eine große Hürde sein. Doch auch hier gilt: langfristig setzt sich Innovation immer durch – wenn sie denn wirkliche und disruptive reale Anwendungen hervorbringt.

Denken Sie langfristig!

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