Börse am Morgen

Dax tiefrot – Preis für Nucera-Aktie steht – VW-Absatzprobleme in den USA – Rekordtief bei Suse

onvista · Uhr
Quelle: H-AB Photography / Shutterstock.com

Schock für Anleger: Der Dax ist tiefrot. Nach gut einer Stunde Xetra-Handel liegt er mit fast 0,9 Prozent im Minus bei 15.798 Punkten.

Nach einem starken ersten Halbjahr mit fast 15 Prozent Kursplus im Dax ist die zweite Jahreshälfte bisher gedämpft angelaufen. Drei Verlusttage infolge hatten das wichtigste deutsche Börsenbarometer bereits zur Wochenmitte wieder zurück unter die viel beachtete Marke von 16.000 Punkten gebracht.

Hart für Anleger: Gestern hat die Fed ihre Sitzungsprotokolle veröffentlicht. Die Mehrheit der Mitglieder teilt die Sicht des Fed-Präsidenten Jerome Powell, der weitere Zinserhöhungen noch in diesem Jahr angekündigt hat. Die letzte Zinspause stellt damit keine Trendwende dar.

Thyssenkrupp Nucera legt Preis auf 20,00 Euro je Aktie fest

Der Industriekonzern Thyssenkrupp bringt seine Wasserstofftochter Nucera zu 20,00 EUR je Aktie an die Börse. Der finale Angebotspreis entspreche einer Marktkapitalisierung von 2,53 Milliarden Euro, teilte Thyssenkrupp Nucera am Mittwoch in Dortmund mit. Insgesamt würden knapp 30,3 Millionen Papiere einschließlich Mehrzuteilungsoption bei Investoren platziert, die überwiegend aus einer Kapitalerhöhung von Thyssenkrupp Nucera stammen. Dies entspreche einem Börsengang-Volumen von rund 605 Millionen Euro, hieß es. Bei vollständiger Ausübung der Mehrzuteilungsoption-Option betrage der Streubesitz 24 Prozent des Grundkapitals.

Die Erstnotiz ist für diesen Freitag (7. Juli) geplant. Ende Juni war die Preisspanne für den Hersteller von Elektrolyseuren für die Produktion von Wasserstoff auf je 19 bis 21,50 Euro festgesetzt worden.

Thyssenkrupp will langfristig die Mehrheit an seiner Tochter halten, an der auch die italienische Industrie De Nora beteiligt ist. Die Essener hatten für Nucera bereits im vergangenen Jahr einen Börsengang ins Auge gefasst, wegen der volatilen Marktbedingungen dann aber zunächst davon Abstand genommen.

US-Autokäufer greifen beherzt zu - Volkswagen kann nicht profitieren

Kräftig gestiegene Verkäufe zum Teil auch von Autos deutscher Hersteller deuten auf eine robuste Verfassung des US-Konsums hin. Branchenprimus General Motorssteigerte den Absatz im zweiten Quartal um fast 19 Prozent auf knapp 700 000 Fahrzeuge, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Dem Konzern zufolge entsprechen die Verkäufe der Autohersteller im abgelaufenen Jahresviertel einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von etwa 16 Millionen Fahrzeugen. Autobauer und die meisten Analysten rechnen für 2023 bisher mit einer Million weniger Verkäufe.

Der japanische Autoriese Toyota steigerte den US-Absatz im zweiten Quartal um gut 7 Prozent auf fast 570 000 Fahrzeuge. Der Opel-Mutterkonzern Stellantis legte um 6 Prozent zu. Der zweitgrößte US-Hersteller Ford will seine Zahlen am Donnerstag vorlegen.

Nicht alle deutschen Hersteller profitieren von der Kauflaune der US-Verbraucher. Bei Volkswagen ging der Absatz entgegen dem Markttrend sogar zurück. Er sank um 1,7 Prozent auf knapp 77 000 Fahrzeuge. Der Tochterkonzern Audi vermeldete am Montag hingegen ein Plus von 16 Prozent auf gut 55 000 Autos. BMW verkaufte mit fast 88 000 Autos der Marke BMW 11,5 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Von Porsche und Mercedes lagen am späten Abend (MESZ) noch keine Daten vor.

Suse mit Rekordtief nach endgültigen Zahlen

Papiere von Suse sind am Donnerstagmorgen nach Geschäftszahlen um gut 10 Prozent abgesackt auf ein Rekordtief von 11,22 Euro. Damit verloren die Aktien des Linux-Spezialisten im laufenden Jahr ein Drittel an Wert. Suse habe letztlich die Erkenntnisse der im Mai vorab gesendeten Gewinnwarnung bestätigt, kommentierte Jefferies-Analyst Charles Brennan. Die Anleger wollten Klarheit über die weitere Strategie nach den jüngsten Veränderungen im Management. Der Finanzvorstand hatte Ende Juni seinen Hut genommen. Aktuell gibt es eine Interimslösung.

Bank of America zieht nach: Dividendenerhöhung angekündigt

Einige Tage nach der Konkurrenz hat nun auch die Bank of America mit einer Dividendenerhöhung auf ihren bestandenen Stresstest reagiert. Die Ausschüttung steige beginnend mit dem dritten Quartal auf 24 Cent je Aktie, teilte das Institut am Mittwoch mit. Derzeit liegt die Dividende 2 Cent niedriger.

Andere Banken hatten bereits am Freitag höhere Ausschüttungen angekündigt. Alle getesteten 23 Institute bestanden den jährlichen Stresstest der US-Notenbank. Die Aufseher der Fed wollen mit dem Härtetest sicherstellen, dass die Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte bei einem Finanzmarkt-Kollaps nicht abrupt ins Stocken gerät. Dafür untersucht die Notenbank, ob die Kapitalreserven reichen, um extreme Belastungen wie einen rasanten Anstieg der Arbeitslosigkeit oder einen rapiden Einbruch der Immobilienpreise auszuhalten. Für viele der großen Banken ist die Prüfung entscheidend, um in Form von Dividenden oder Aktienrückkäufen Geld an Investoren ausschütten zu können. Ab Freitag durften sie ihre Kapitalpläne veröffentlichen.

Bei der Bank of America gab es allerdings Gesprächsbedarf über deren Angaben zufolge von der Bewertung durch die Notenbank abweichenden eigenen Berechnungen. Der Dialog mit der Fed darüber gehe weiter, teilte die Bank mit. Mit Hinweis auf das Bedürfnis, die Abweichungen verstehen zu wollen, hatte Bank of America zunächst nicht wie die Konkurrenz bereits am Freitag Ausschüttungspläne vorgelegt.

Anleger blieben denn auch vorsichtig. Der Aktienkurs des Instituts legte im nachbörslichen Handel nur leicht zu.

Deutsche Industrie erhält dank Großaufträgen deutlich mehr Bestellungen

Die deutsche Industrie hat im Mai dank zahlreicher Großbestellungen deutlich mehr Aufträge erhalten als erwartet. Gegenüber April seien 6,4 Prozent mehr Aufträge eingegangen, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mit. Analysten hatten mit einem wesentlich geringeren Zuwachs von im Schnitt 1,0 Prozent gerechnet. Für Auftrieb sorgten vor allem großvolumige Bestellungen, die im Zeitverlauf allerdings deutlich schwanken können. Ohne diese Komponente betrug das Plus lediglich 3,2 Prozent.

Das Resultat vom Vormonat April wurde von einem Rückgang um 0,4 Prozent in einen leichten Anstieg um 0,2 Prozent revidiert. Im Dreimonatsvergleich bis Mai war der Auftragseingang aber um 6,1 Prozent rückläufig. Das liegt vor allem daran, dass die Bestellungen im März um fast 11 Prozent eingebrochen waren. Das Bundeswirtschaftsministerium sprach deshalb auch lediglich von einer Stabilisierung der Auftragssituation.

Positiv hervorzuheben ist, dass sich der Nachfragezuwachs im Mai in etwa gleich auf das In- und Ausland verteilt. Deutlich unausgewogener fällt hingegen die Aufteilung auf die verschiedenen Produktgruppen aus: So stieg die Nachfrage nach Investitionsgütern wie Maschinen kräftig um 12 Prozent. Vorleistungs- und Konsumgüter wurden dagegen etwas weniger nachgefragt als im April.

Bankvolkswirte relativierten die auf den ersten Blick starken Zahlen: Der Trend zeige weiter nach unten, erklärte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. So sei mehr als die Hälfte des jüngsten Zuwachses auf eine deutliche Zunahme der volatilen Bestellungen im Sektor „sonstiger Fahrzeugbau“ zurückzuführen. Das Statistikamt gibt den Anstieg mit rund 137 Prozent an, der auf Bestellungen etwa von Schiffen oder Flugzeugen zurückgeht. Solveen wies auch darauf hin, dass das kräftige Mai-Plus den Einbruch vom März nur teilweise ausgleiche.

Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank bewertet die Auftragslage unter dem Strich sogar als kritisch: Trotz einer bereits im Vorjahresmonat schwachen Zahl lägen die Auftragseingänge gegenüber Mai 2022 um 4,3 Prozent im Minus. „Dies offenbart die ganze Misere.“ Die deutsche Wirtschaft werde im Gesamtjahr 2023 wohl schrumpfen.

Redaktion onvista/dpa-AFX

Das könnte dich auch interessieren

Neueste exklusive Artikel