Crowdinvesting: Sich fühlen wie ein Business Angel
Beim Crowdinvesting unterstützt du ein Start-up finanziell – mit dem Versprechen auf hohe Renditen. Die Risiken darfst du allerdings nicht unterschätzen.
Normalerweise beschaffen sich Start-ups ihr Geld bei Banken, bei Venture-Capital-Unternehmen oder bei sogenannten Business Angels, also vermögenden Privatpersonen, wie du sie vielleicht aus der „Höhle der Löwen“-Sendung kennst. Finden kleine Unternehmen auf diesem Wege aber keine Geldgeber – oder benötigen sie eine zusätzliche Finanzspritze – starten einige einen Crowdinvesting-Aufruf. Beim Crowdinvesting finanzierst du gemeinsam mit vielen anderen Privatanlegern ein junges Unternehmen. Die Renditeversprechen sind dabei oft verlockend: fünf, sechs, sieben – teileweise bis zu zehn Prozent sind nicht unüblich. Meist sammeln die Start-ups das Geld über Crowdinvesting-Plattformen ein. Diese filtern idealerweise unseriöse Crowdinvesting-Aufrufe vorab aus. Oft wird der Begriff Crowdinvesting synonym mit Crowdfunding benutzt.
Letzteres ist aber ein Oberbegriff für verschiedene Arten der Schwarmfinanzierung. Eine davon ist das Crowdinvesting. Dabei erhältst du eine finanzielle Beteiligung an den zukünftigen Gewinnen des finanzierten Projekts, in das du investierst, oder du erhältst eine Festverzinsung. Manche Projekte kombinieren beides. Das Crowdfunding-Volumen wächst in Deutschland seit Jahren. Im Jahr 2015 lag es noch bei 68,1 Millionen Euro, 2020 waren es bereits 327,8 Millionen Euro, zeigt der Crowdinvest Marktreport 2020. Prominentes Beispiel für ein Crowdinvesting-Projekt war zuletzt etwa das Start-up hinter der Limonade Lemonaid. Das Unternehmen hat innerhalb von vier Stunden über die Plattform Wiwin 3 Millionen Euro zusammenbekommen und verspricht seinen Crowdinvestoren einen Zins von 5 Prozent sowie einen erfolgsabhängigen Bonuszins von 1 Prozent des EBIT.
Nachrangdarlehen und Grauer Kapitalmarkt
Wenn du überlegst, in ein Crowdfunding-Projekt zu investieren, geht es dir womöglich nicht allein um die Rendite, sondern auch um den Erfolg des Projekts. Immerhin handelt es sich oft um besonders innovative, nachhaltige oder soziale Vorhaben, die du damit finanzieren kannst. Wichtig ist – genauso wie bei der Anlage in Einzelaktien – dass du das Geschäftsmodell des Unternehmens verstehst und es für vielversprechend hältst. Erhoffst du dir aus deinem Crowdinvesting-Projekt eine Rendite, sollten dir unbedingt die Risiken einer solchen Geldanlage bewusst sein. Hohe Renditeversprechen gehen nämlich meist mit einem besonders großen Wagnis einher. Das Crowdinvesting ist dabei keine Ausnahme: Es kann passieren, dass du dein eingesetztes Geld nicht wiedersiehst.
Du vergibst als Investor nämlich ein sogenanntes Nachrangdarlehen. Das bedeutet: Rutscht der Projektentwickler oder das Unternehmen in die Insolvenz, musst du dich hintenanstellen und wirst erst zum Schluss von der Insolvenzmasse entschädigt. Sehr wahrscheinlich gehst du also leer aus. Bedenke: Mehr als 80 Prozent aller Start-ups scheitern innerhalb von drei Jahren – die Ausfallwahrscheinlichkeit ist also recht hoch. Mit einer breiten Streuung auf verschiedene Projekte kannst du dieses Risiko wahrscheinlich nicht auffangen – dafür sind die Renditen zu klein. Crowdfunding-Projekte sind außerdem Teil des Grauen Kapitalmarkts. Sie stehen also nicht unter der Kontrolle der Bafin.
Das erleichtert es dubiosen Unternehmen das Geld von Anlegern einzusammeln. Schau dir das Prospekt zu dem Projekt daher genau an – sofern vorhanden – und stell bei Ungereimtheiten Fragen. Erteilt das Unternehmen keine Auskünfte, dann lass lieber die Finger davon. Diese Risiken sollten dir zeigen: Setze bei einem Crowdinvestment niemals Geld ein, das du als Notgroschen oder für die Altersvorsorge benötigst. Wenn du das Risiko eingehen willst, weil dich ein Projekt überzeugt, dann verwende lieber nur Spielgeld, auf das du im Zweifel auch verzichten kannst.
Gut zu wissen:
Investiere nur auf vertrauenswürdigen und etablierten Crowdinvesting-Plattformen. Bekannt sind zum Beispiel hierzulande Startnext, Wiwin, Bergfürst oder Exporo, Invesdor, Companisto oder Kickstarter. Bekommt das Unternehmen die anvisierte Crowdfundingsumme nicht zusammen, scheitert das Projekt. Die Investoren erhalten ihr Geld dann zurück.