Dax Tagesrückblick: Dritter Verlusttag in Folge - Zalando gefragt, Infineon unter Druck

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Auch am Donnerstag ging der deutsche Leitindex im Minus aus dem Handel. Nach dem neuen Allzeithoch vom vergangenen Montag war das nun bereits der dritte Verlusttag in Folge. Gleich am Vormittag ging es ausgehend von der 16.000er Marke zwei Etagen tiefer an die 15.800er Marke, bevor eine Erholung einsetzte.

Die Anfangsverluste konnten allerdings nicht mehr egalisiert werden. Am Ende des Tages stand ein Minus von 126 Punkten auf 15.893 Punkte zu Buche. Der MDax der mittelgroßen börsennotierten Unternehmen verlor am Donnerstag 0,39 Prozent auf 27 936,10 Punkte.

Überfällige Marktbereinigung

  "Heiß gelaufene Aktienmärkte mit beinahe schon euphorischen, aber in jedem Falle sorglosen Anlegern brauchen in der Regel ein Ventil, um etwas Druck aus dem Kessel zu lassen", sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Handelshaus Robomarkets. Und das fand die Börse am Mittwoch in dem Entzug der Bestnote in Sachen Bonität der USA durch die Ratingagentur Fitch."

Für die Korrektur des Dax spiele auch der Umstand eine Rolle, dass der Markt an einem Punkt angekommen gewesen sei, an dem die Kurse zu viel Fantasie und zu wenig Realität widerspiegelten .

Infineon-Aktie unter Druck

Aktien des Halbleiterkonzerns Infineon brachen um gut neun Prozent ein und waren damit klares Schlusslicht im Dax. Analysten des Investmenthauses Jefferies verwiesen auf die sich abschwächenden Gewinnmargentrends. Marktteilnehmer könnten sich daher um den Ausblick des Unternehmens Sorgen machen. Zudem waren die Aktien in den vergangenen Monaten, wie viele Techwerte, stark gelaufen. Trotz des Rutsches vom Donnerstag steht für 2023 ein Kursplus von fast 23 Prozent auf dem Zettel.

Zalando-Aktie legt nach Zahlen zu

Zalando gewannen an der Dax-Spitze knapp sieben Prozent. Trotz eines trägeren Geschäfts verdiente der Online-Modehändler im vergangenen Quartal dank Kostenkontrolle operativ mehr als gedacht.

Beiersdorf legten auf dem zweiten Indexplatz um fast vier Prozent zu. Dank des gut laufenden Hautpflegegeschäfts mit den Marken Nivea und Eucerin hatte der Konsumgüterkonzern seinen Umsatzausblick für das laufende Jahr angehoben.

Auf Platz drei im Dax knüpfte die Papiere der Darmstädter Merck KGaA mit einem Gewinn von gut drei Prozent an ihre jüngste Kurserholung an. Die Quartalszahlen überzeugten insgesamt. Zwar schwächeln das Labor- und Halbleitergeschäft, doch das Pharmageschäft florierte mit den unverändert größten Wachstumstreibern Mavenclad (Multiple Sklerose) und Bavencio (Krebs).

Lufthansa und ProSiebenSat1 unter Druck

Im MDax sackten die Papiere der Fluggesellschaft Lufthansa um 5,5 Prozent ab. Ein Händler sagte, der unter den Erwartungen liegende freie Barmittelfluss überlagere die positive Überraschung beim bereinigten operativen Ergebnis. Für ProSiebenSat.1 ging es nach der Veröffentlichung aktueller Geschäftszahlen als schwächster Indexwert um gut 7 Prozent nach unten. Analyst Daniel Kerven von der US-Bank JPMorgan verwies auf die anhaltende Konjunkturunsicherheit. Die bestätigten Jahresziele des Konzerns implizierten eine starke Erholung des Werbemarktes in der zweiten Jahreshälfte. Es sei fraglich, ob dies auch so komme.

Telefonica Deutschland-Aktie verliert erneut

Den Aktien von Telefonica Deutschland  machte - wie schon tags zuvor - das perspektivische Wegbrechen von zusätzlichen Einnahmen durch das Vermieten von Netzkapazitäten an 1&1  schwer zu schaffen. Der Mobilfunker sei der Hauptleidtragende der überraschenden National-Roaming-Partnerschaft zwischen Vodafone und 1&1, schrieb Mathieu Robilliard von der britischen Barclays-Bank. Er kappte seine mittelfristigen Gewinnschätzungen. Telefonica-Papiere verloren auf dem zweitletzten Indexplatz 6,6 Prozent. Die Aktien von 1&1 und Konzernmutter United Internet legten erneut kräftig zu und beendeten den Handel im Nebenwerte-Index SDax 6 beziehungsweise 7 Prozent höher.

Auf Platz Eins schafften es die Aktien es Technologiekonzerns Kontron. Sie legten um fast acht Prozent. Wegen guter Geschäfte im ersten Halbjahr wurde die Unternehmensführung optimistischer für das laufende Geschäftsjahr.  

Ölpreis zieht deutlich an

Die Ölpreise haben am Donnerstag zugelegt. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober 84,07 US-Dollar. Das waren 88 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur September-Lieferung stieg um 1,05 Dollar auf 80,56 Dollar. Saudi-Arabien hat seine einseitige Kürzung der Ölförderung um einen weiteren Monat verlängert. Die im Juli eingeleitete Reduzierung gelte somit bis September und eine weitere Verlängerung sei möglich, heißt es in einer Erklärung, die von der staatlichen Nachrichtenagentur "Saudi Press Agency" veröffentlicht wurde.

Zudem sei auch eine Ausweitung der Kürzung möglich. Das führende Opec-Land Saudi-Arabien hatte die tägliche Fördermenge seit Juli um eine Million Barrel (je 159 Liter) reduziert. Auch Russland hat seine Fördermenge verringert. Ziel ist es, die Ölpreise zu stützen. Diese sind im Juli um rund zehn Dollar gestiegen. Die Ölpreise hatten am Mittwoch zunächst dreimonatige Höchststände erreicht, waren dann aber im Zuge einer allgemein trüben Stimmung an den Finanzmärkten zeitweise deutlich unter Druck geraten. Seit dem frühen Handel am Donnerstag haben sich die Notierungen am Ölmarkt vorerst stabilisiert. (mit Material von dpa-AFX)

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