Airlines holen Landsleute aus Israel mit Sonderflügen ab

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Stockholm/Paris/Frankfurt/Brüssel (Reuters) - Die Lufthansa und andere Airlines haben trotz kritischer Sicherheitslage einen Pendelverkehr nach Israel mit Evakuierungsflügen für Heimkehrende aus Europa aufgenommen.

Die ersten vier Lufthansa-Sonderflüge im Auftrag der Bundesregierung hoben am Donnerstag von Frankfurt und München nach Tel Aviv ab. Für Freitag sind vier weitere Flüge geplant. Damit kann etwa die Hälfte der mehr als 5000 Menschen aus Deutschland, die sich auf einer Krisenliste registrierten, das Land inmitten der Kämpfe gegen die radikal-islamische Hamas verlassen. Auch der Ferienflieger Condor schickt in Absprache mit dem Auswärtigen Amt am Sonntag zwei Flugzeuge nach Akaba in Jordanien, nahe der israelischen Grenze ganz im Süden, um deutsche Heimkehrende aus dem Krisengebiet aufzunehmen. Die beiden Airbus-Maschinen haben knapp 500 Sitzplätze.

Manche Airlines scheuen den Einsatz wegen unklarer Haftung. Norwegian Air sagte am Donnerstag kurzfristig einen Sonderflug zwischen Oslo und Tel Aviv ab mit Verweis auf fehlenden Versicherungsschutz. "Versicherungsgesellschaften, die Norwegian und einige andere Fluggesellschaften nutzen, decken Flüge nach Tel Aviv nicht mehr ab", erklärte die Airline. Die niederländische Airline KLM hatte am Mittwoch einen Sonderflug aus Sicherheitsbedenken abgesagt, die Regierung schickte stattdessen ein Militärflugzeug. Die KLM-Schwester Air France dagegen schickte am Donnerstag den ersten Flieger auf den Weg, um Franzosen nach Hause zu bringen. Für Freitag und Samstag sind weitere Flüge geplant.

Die meisten internationalen Fluggesellschaften stellten kurz nach dem Überfall der von der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas auf Israel am Wochenende den regulären Flugverkehr in das Land ein. Die Airlines entscheiden darüber selbst auf Basis ihrer Risikoeinschätzung. Die Flugsicherheitsbehörden Israels, Europas oder der USA mahnten die Airlines zu Vorsicht, verhängten aber keine Flugverbote. Letztlich liegt es in der Verantwortung der Piloten, bei plötzlich auftretenden Gefahren die Flugroute zu ändern.

So kehrte am Mittwoch eine Maschine von British Airways (BA) kurz vor Tel Aviv um wegen Raketenbeschusses, obwohl nach Angaben des Flughafens der Airport Ben Gurion nicht bedroht war. Der Chef des BA-Mutterkonzerns IAG, Luis Gallego, sagte bei einer Konferenz in Brüssel, Verbindungen nach Israel seien für drei Wochen eingestellt. Später stellte die Airline klar, der Flugausfall gelte nur bis zum 14. Oktober. Die britische Regierung organisierte mit einer anderen Airline Heimflüge ihrer Diplomaten ab Donnerstag.

RAKETENABWEHR AN BORD

Da es nur noch wenige reguläre Flüge von Israel gibt, springt die israelische Fluggesellschaft El Al mit Zusatzflügen zwischen Tel Aviv und New York, Paris, Rom und einigen anderen europäischen Städten ein. Die Airline hält ihren Flugbetrieb, darunter auch Verbindungen nach München und Frankfurt, aufrecht, zumal nach der Einberufung zum Militärdienst viele israelische Reservisten in ihre Heimat fliegen. El Al hat laserbasierte Raketenabwehrsysteme an Bord. Mit Erlaubnis von Rabbis wird erstmals seit mehr als 40 Jahren der Flugbetrieb auch samstags am jüdischen Sabbat abgewickelt.

Auch Ryanair könnte nach kurzer Unterbrechung auf Bitten des Ben Gurion Airports Tel Aviv ab Freitag wieder anfliegen, vermutlich von Wien, wie Konzernchef Michael O'Leary in Brüssel sagte. Entscheidend sei die Sicherheitslage. Da die Buchungen von Israel-Flügen eingebrochen seien, müssten die Regierungen entscheiden, ob der Luftverkehr dorthin aufrecht erhalten werde. Tschechien setzt einen Regierungsflieger ein, um Bürger abzuholen, da diese keine regulären Flüge finden konnten. Auf dem Hinweg von Prag seien Israelis an Bord, die "nach Hause fliegen, um ihrer Nation im Kampf gegen Terroristen zu helfen", erklärte Außenminister Jan Lipavsky.

(Bericht von Anna Ringstrom, Ilona Wissenbach, Bart H. Meijer, Jason Hovet, Joanna Plucinska, Tim Hepher, Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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