Kolumne

Nervöser November oder doch noch Jahresendrallye?

Heiko Böhmer · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: G-Stock Studio/Shutterstock.com

10 Monate liegen hinter uns in diesem Börsenjahr. Zehn Monate voller Spannung an den Märkten. Auch wenn nur noch zwei Monate übrig sind, ist es völlig unklar, in welche Richtung es im weiteren Jahresverlauf noch gehen wird. Das Wort „Jahresendrallye“ macht wieder die Runde.

Doch ob es auch in diesem Jahr dazu kommt, ist mehr als ungewiss. Das zeigt unter anderem der Blick auf die bisherige Jahresentwicklung an den Börsen. Nach dem Blitzstart im Januar mit annähernd acht Prozent Zuwachs bei vielen Indizes, ist davon aktuell nicht mehr viel übrig. Noch schlimmer: Der breite US-Index Russel 2000 notiert auf Jahressicht sogar zwei Prozent im Minus.

Auf Fünf-Jahres-Sicht sind ebenfalls alle Gewinne wieder zusammengeschmolzen. Wer also im Oktober 2018 mit einem sehr breit angelegten Index wie dem Russel 2000 auf einen Anstieg des US-Aktienmarktes gesetzt hat, steht aktuell fast mit leeren Händen da. Besser sieht es aus beim S&P 500-Index. Der bringt es auf Sicht von fünf Jahren immerhin auf einen Zuwachs von rund 50 Prozent.

Doch hier verzerren eben die stark gewichteten Hightech-Werte wie Apple, Amazon oder auch der KI-Wert Nvidia das Bild. Die insgesamt unter dem Begriff der „Magnificent Seven“ zusammengefassten Aktien bringen es allein in diesem Jahr auf einen Zuwachs von 85 Prozent. Einmal mehr zeigt sich: Es kommt auf die richtige Aktienselektion an. Wer einfach den breiten Aktienmarkt kauft, schaut oft in die Röhre und tritt mit der Performance auf der Stelle.

Fünf-Jahres-Performance: Manche Indizes haben kaum zugelegt

Und wie ist es auf Fünf-Jahres-Sicht für deutsche Investoren aus? Auch hier ergibt sich eine große Streuung. So weist der deutsche Leitindex DAX immerhin einen Zuwachs von fast 30 Prozent auf. Mit deutlichem Abstand folgt dann der Nebenwerte-Index SDAX (+8 Prozent). Der technologielastige TecDax hat in den vergangenen fünf Jahren immerhin einen Zuwachs von fünf Prozent erzielt. Mit einem kleinen Minus von einem Prozent steht der MDAX am Ende der maßgeblichen deutschen Indizes.

Tatsächlich ist die aktuelle Marktstimmung extrem nervös. Gute Unternehmenszahlen werden kaum mit steigenden Kursen honoriert. Schwache Ergebnisse oder sogar gesenkte Ausblicke sorgen hingegen regelmäßig für Abstürze von 20 Prozent und mehr – und das oft an nur einem Handelstag. So etwas ist kein gutes Zeichen für den Gesamtzustand der Börse.

Und da viele Unternehmen nach neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres auch schon Prognosen für das Geschäftsjahr 2024 vorlegen, wird es in der laufenden Berichtssaison wirklich spannend bleiben. Die vergangenen Tage haben immerhin Anlass zur Hoffnung gegeben. Bei sinkenden Anleiherenditen sind viele Aktien fast sprunghaft angestiegen. Auch das war ein Signal für die Nervosität an der Börse.

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