Springer schließt Newsportal Upday - Marke soll als Test mit KI weiterleben

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Berlin (Reuters) - Der Medienkonzern Axel Springer macht seine Tochter Upday in der bisherigen Form als Nachrichtenplattform dicht.

Die Marke soll aber weiterleben und in abgespeckter Form als Test für eine Newsplattform auf Basis künstlicher Intelligenz (KI) dienen, wie das Berliner Unternehmen am Freitag mitteilte. Man wolle die Chancen ausloten, "die sich für den Journalismus und die Nachrichtenbranche aus dieser Technologie ergeben". Das neue Angebot soll im Sommer 2024 unter dem Namen Upday starten und Nutzer mit Nachrichten zu Themen versorgen, die in der digitalen Welt im Fokus stehen.

Springer hatte 2015 eine Kooperation mit dem Technologieriesen und weltgrößten Smartphone-Hersteller Samsung geschlossen: Die News-App Upday war auf Handys und anderen Geräten des südkoreanischen Unternehmens vorinstalliert. Upday expandierte in 34 europäische Länder. Springer kündigte nun an, man habe die Zusammenarbeit mit Samsung zum Jahresende gekündigt. Bei Upday hatte es bereits in der Vergangenheit den Abbau von rund 150 auf etwa 100 Arbeitsplätze gegeben. Nun hieß es, die verbliebenen rund 70 Stellen fielen in ihrer jetzigen Form weg. Man werde mit den Beschäftigten prüfen, ob eine Weiterarbeit an anderer Stelle im Konzern möglich sei. Für Upday in seiner künftigen Form dürften allerdings weniger Journalisten für die Auswahl von Nachrichten gefragt sein, sondern eher Technik-Experten.

Der Deutsche Journalisten-Verband forderte Springer auf, den Beschäftigten des Nachrichtenportals alternative Arbeitsplätze bei anderen Konzernmedien anzubieten. Der Verlag müsse seiner sozialen Verantwortung als führendes Medienunternehmen unter allen Umständen gerecht werden. Das neue Projekt mit künstlicher Intelligenz bewertete die Gewerkschaft skeptisch. "Wenn das so kommt, ist das der erste Fall, bei dem ein journalistisches Nachrichtenangebot fast vollständig durch Roboter ersetzt wird", sagte der neue DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. "KI darf Journalismus nicht ersetzen. Das ist der GAU." Ein KI-basiertes Portal könne Journalismus nur vorgaukeln.

Springer ist Herausgeber von "Bild" und "Welt" und will seine Zeitungen mittelfristig nur noch digital herausgeben. Bis 2025 will der Verlag hier rund 100 Millionen Euro sparen - durch geringere Kosten etwa beim Personal und mehr Umsatz. Das Management um Großaktionär und Vorstandschef Mathias Döpfner setzt zudem auf die Chancen von KI und will damit die Geschäfte ankurbeln.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Myria Mildenberger; - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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