Kolumne von Alexander Mayer

Neues Bitcoin-Allzeithoch! Wie geht es jetzt weiter?

decentralist.de · Uhr
Quelle: AlyoshinE/Shutterstock.com

Nach einem ersten Anlauf in der Vorwoche hat der Bitcoinkurs es Anfang dieser Woche endlich geschafft und sich mit einem weiteren Ausbruch über das bisherige Allzeithoch bewegt. Nun könnte der interessante Teil des Bullruns beziehungsweise der Rally beginnen: die Preisfindungsphase. Die spannende Frage für Investoren lautet: Wie geht es weiter, nachdem wir das Allzeithoch überschritten haben?

Ein Blick auf die Charts

Zuerst ist wichtig, dass der Ausbruch charttechnisch bestätigt wird. Ein Schließen der Wochenkerze oberhalb der 70.000-Dollar-Marke ist ein Muss, um den Ausbruch zu bestätigen und die Preisfindungsphase wirklich einzuleiten. Zum Wochenschluss scheint dieser erste Ausbruchsversuch jedoch vorerst ein Fehlschlag zu werden.

Quelle: Quelle: Tradingview

Im übergeordneten Bild hält der Bitcoinkurs sich bisher jedoch weiterhin beeindruckend genau an die zyklischen Muster, die wir bereits in vergangenen Bullenmärkten beobachten konnten. Nach einem einjährigen Bärenmarkt folgte bisher stets der Ausbruch aus diesem während eines „Pre-Halving-Jahres"; also dem Jahr, bevor die Menge neu erzeugter Bitcoins halbiert wird. Das ist dieses Jahr wieder Mitte April der Fall.

Der Start einer neuen Rally wurde in einem Pre-Halving-Jahr eingeleitet. Ein letztes Abtauchen unter wichtige Indikatoren wie den 200-Tage-Trend folgte bisher ebenfalls immer in einem Pre-Halving-Jahr – saisonal um den Zeitraum August bis September herum. In einem Halving-Jahr ist Bitcoin anschließend in die heiße Phase der Rally übergegangen, markiert durch das Überschreiten des bisherigen Allzeithochs.

All diese Kriterien hat Bitcoin auch in diesem Zyklus bereits abgehakt. Es gibt jedoch ein Novum: Noch nie zuvor hat der Bitcoin-Kurs ein neues Allzeithoch erreicht, bevor das Halving im neuen Zyklus stattgefunden hat. Im jüngsten Bärenmarkt hat Bitcoin jedoch bereits zuvor ein Novum erreicht: Der Kurs hatte sein Zyklus-Tief zum ersten Mal unterhalb des Allzeithochs aus dem letzten Bullrun gefunden.

Quelle: Quelle: Tradingview

Man kann argumentieren, dass der letzte Zyklus aus dem Takt gestoßen wurde, da durch die Ereignisse der Corona-Pandemie und der extremen geldpolitischen Interventionen auch die Gesamtmärkte ins Chaos gestürzt und die allgemeinen Spielregeln an den Finanzmärkten über den Haufen geworfen wurden.

Im Großen und Ganzen bleiben die zyklischen Preismuster jedoch eine wichtige Referenz, da viele Marktteilnehmer ihnen immer noch einen großen Stellenwert beimessen – und sie sich zudem weiterhin im Einklang mit den übergeordneten Liquiditätszyklen bewegen, deren Zusammenhang mit den Märkten ich in einigen Kolumnen erläutert habe.

Aufbauend auf den zyklischen Preismustern, kann man einen Bitcoin-Bullrun in mehrere Phasen aufteilen: Die extreme Bärenphase, die Bärenphase, die frühe Bullenphase, die Bullenphase und die überhitzte Bullenphase. November 2021 bis Juli 2022 war die jüngste extreme Bärenphase, in der der Kurs vom Allzeithoch in wenigen Monaten bis auf unter 20.000 Dollar gefallen ist.

Die anschließende weitere Bärenphase mit dem Finale des FTX-Kollaps war ebenfalls turbulent, doch prozentual gesehen ist deutlich weniger passiert. Das Jahr 2023 war entsprechend die frühe Bullenphase, in der der Aufschwung gestartet wurde. Seit Oktober 2023, mit dem Start der ETF-Spekulationen und der anschließenden Einführung, befinden wir uns meiner Meinung nach in der Bullenphase.

Die überhitzte Bullenphase wird das Finale darstellen. Nun besteht die Kunst darin, diese Phase früh genug zu erkennen und daraus die entsprechenden Entscheidungen für die eigene Investment-Strategie abzuleiten. Nimmt man auch hier die vergangenen Preiszyklen als Orientierungspunkt, dann hat sich dieses „Finale“ bisher stets im Jahr nach dem Halving abgespielt – sprich: das Jahr 2025 wäre das grobe Zeitfenster.

Ausgehend von den vergangenen Preismustern ist es mit Blick auf die unmittelbare Situation möglich, dass wir um das Halving herum die erste richtige Korrektur in der derzeitigen Phase dieses Bullruns sehen könnten, da nach den letzten beiden Halvings ebenfalls eine Korrektur stattgefunden hat. Mit dem Abschließen des Halvings wird ein weiteres wichtiges Marktnarrativ abgeschlossen sein und die entsprechende Erwartungshaltung – ein wichtiges Element für steigende Preise - wird wegfallen. Doch diverse fundamentale Treiber dürften dem Bullrun noch weiteren Spielraum geben.

Ein Blick auf die Fundamentaldaten

Wie angesprochen bleibt der Liquiditätszyklus der wichtigste Faktor für die Preisentwicklung von Bitcoin. Bereits seit Herbst 2023 sehen wir wieder eine Beschleunigung der Geldmengenausweitung. Die anhaltenden Probleme im US-Bankensektor und der Schuldenhunger der USA machen weitere geldpolitische Interventionen in diesem Jahr wahrscheinlich. Bitcoin dürfte im Zuge dessen erneut seine Eigenschaft demonstrieren, das freigesetzte Kapital wie ein Schwamm in sich aufzusaugen. 

Die Bitcoin-ETFs in den USA stellen in dieser Hinsicht einen Gamechanger dar. Bitcoin steht bereits seit längerem auf dem Schirm der großen Spieler an der Wall Street. Mit den ETFs ist nun endlich ein reguliertes Werkzeug vorhanden, mit dem dieser – maßgebliche - Teil der Finanzmärkte auf einfache Weise Kapital in Bitcoin lenken kann. Die ETFs haben in den vergangenen Wochen seit der Einführung bereits gezeigt, was sie können: ein Angebots-Schock spielt sich aus, da das geringe Bitcoin-Angebot auf eine riesige Nachfrage trifft.

Selbst die großen Bitcoin-Abverkäufe durch die Insolvenzabwicklungen aus dem letzten Bärenmarkt, darunter FTX, Celsius und Genesis, wurden schnell von dieser neuen Käuferschaft absorbiert. Und dass dies erst die Spitze des Eisbergs gewesen sein könnte, zeigen neue Aussagen von Bitwise, einem der großen US-ETF-Anbieter. In einem jüngst veröffentlichten Memo skizziert Matt Hougan, Chief Investment Officer von Bitwise, dass die erste Welle der Wallstreet-Käuferschaft in den Ring getreten ist. Sowohl Retail-Investoren als auch Hedgefonds, Vermögensverwalter, Wagniskapital-Firmen und Family Offices investieren in Bitcoin.

Die Schwergewichte sind jedoch noch gar nicht in Aktion getreten. Laut Hougan bereiten sich nun auch diese ganz großen Player auf einen Einstieg vor, darunter national tätige Broker, Berater von Pensionsfonds, Versicherungsgesellschaften und große, börsengehandelte Unternehmen. Diese Investorenklasse repräsentiert Billionen von Dollar an Kapital. Bitwise rechnet damit, dass diese Käuferschaft ab dem zweiten Quartal 2024 in Aktion treten könnte.

Fazit aus der Investment-Perspektive

Das Fundament für ein Fortlaufen dieses Bitcoin-Bullenmarktes steht also. Neben Bitcoin dürfte auch der restliche Krypto-Sektor erheblich von den Kapitalzuflüssen profitieren. Wie sich dieser Markt auf den Altcoin-Sektor ausspielen könnte, habe ich in meiner letzten Kolumne besprochen. Das unsichere makroökonomische wie geopolitische Umfeld, die immer noch in den USA schlummernde Bankenkrise, sowie die Schuldenkrise der US-Regierung halten weiterhin diverse Risiken für das Finanzjahr 2024 bereit. Doch ob Bitcoin im Falle einer Krise wirklich negativ beeinflusst wird, bleibt eine offene Frage. Nicht zuletzt als Absicherung gegen genau diese offensichtlichen Risiken fließt nun eine Menge Kapital in Bitcoin.

Denken Sie langfristig!

Sie sind auf der Suche nach einer Schritt-für-Schritt-Anleitung für den Aufbau eines starken Krypto-Portfolios, die alle Schritte vom initialen Verständnis des Krypto-Sektors bis hin zur praktischen Umsetzung effizient und kompakt abdeckt? Dann kann mein Krypto-Portfolio-Guide Ihnen weiterhelfen.

Das könnte dich auch interessieren

Meistgelesene Artikel