Kolumne von Alexander Mayer

Das ist derzeit das größte Risiko für Krypto-Investoren

decentralist.de · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: Overearth/Shutterstock.com

Der Markt macht es einem momentan nicht leicht. Während diverse Wirtschaftsindikatoren immer noch ihre Rezessionswarnungen herausschreien, wie unter anderem die invertierte Zinskurve an den Anleihemärkten, der Leading Economic Index oder der US-Purchasing Managers Index, jagen die Aktienmärkte nach neuen Allzeithochs. Bitcoin kennt nach der Einführung der US-Spot-ETFs ebenfalls kein Halten mehr und erreichte seit dem Handelsstart am 11. Januar ein Plus von über 40 Prozent.

Das letzte Allzeithoch von 69.000 Dollar rückt in immer greifbarere Nähe. Investoren, die sich in den vergangenen Monaten der Skepsis hingegeben haben, stecken nun in einem Dilemma: Soll man die Besorgnis erregende fundamentale Lage und die angesprochenen Warnsignale weiterhin ernst nehmen und sich entsprechend positionieren oder wechselt man das Lager und kauft sich mitten in die heißlaufende Rally ein?

Die Gefahren sind da, aber werden sie auch für Kursdruck sorgen?

Skepsis bezüglich der fundamentalen Lage ist meiner Meinung nach durchaus berechtigt. In Europa stecken wir bereits mitten in einer Rezession und in den USA besteht weiterhin Krisenpotenzial durch den schwer angeschlagenen US-Bankensektor, die Schuldensituation der US-Regierung und durch den anhaltenden Druck auf den für die Wirtschaft so wichtigen US-Konsumenten in Form der hohen Zinsen, vor allem bei Kreditkartenschulden. Doch wie ich in meiner letzten Kolumne skizziert habe, sehen wir eine immer größere Entfremdung zwischen der Entwicklung an den Finanzmärkten und der Realwirtschaft.

Die Märkte sind mittlerweile darauf geeicht, dass die Zentralbank in die Bresche springen wird, sollte es notwendig werden. Die ungewöhnlich schnelle Erholung nach dem Corona-Crash im März 2020 war ein starkes Indiz dafür, genauso wie die aktuell anhaltende Erwartungshaltung an die Federal Reserve. Die durch geldpolitische Interventionen erzeugte Liquidität an den Finanzmärkten ist heutzutage der maßgebliche Kurstreiber. Seit Mitte 2023 steigt die Geldmenge wieder, nachdem sie 2022 drastisch zurückgegangen war, und treibt diese Rally an.

Quelle: Die US-Geldmenge M2 in der jährlichen prozentualen Entwicklung – Quelle: https://fred.stlouisfed.org/graph/?graph_id=248494#

Nun, da mit den ETFs das Tor in die Krypto-Welt geöffnet wurde, nehmen die großen Spieler an der Wallstreet die Möglichkeit mit zunehmendem Interesse wahr, von Bitcoin zu profitieren. Als Risk-On-Asset steigt Bitcoin, da genügend Geld vorhanden ist, um durch Risiko ein höheres Renditepotenzial mitzunehmen. Doch auch Bitcoins Eigenschaften als Risk-Off-Asset rücken seit der ETF-Zulassung ins Rampenlicht.

Der Mining-Sektor produziert pro Tag maximal 900 neue Bitcoins. Nach dem Halving im April werden es nur noch 450 neue Bitcoins sein. Auf den Börsen sind laut Angaben des Datenanbieters Coinglass noch etwa 2 Millionen Bitcoins zum Handel verfügbar. Währenddessen verschlingt der ETF-Markt derzeit etwa 9000 Bitcoins pro Handelstag. Zum ersten Mal wird klar, was die digitale Knappheit von Bitcoin wirklich bedeutet.

Normales Risiko vs. extremes Kurspotenzial

Sollte es zur nächsten Krise kommen und die Finanzmärkte einbrechen, ist es durchaus möglich, dass Bitcoin im Einklang mit allen anderen Vermögenswerten erneut in die Tiefe gerissen wird. Doch ein Paradigmenwechsel steht definitiv im Raum. Aktien folgen den altbewährten Spielregeln nicht mehr wirklich, da die zunehmend extremeren geldpolitischen Interventionen die Märkte verzerren. Für Bitcoin gilt das in potenziertem Ausmaß. Während des ersten Kapitels der Bankenkrise im März 2023 und im Oktober 2023, während der Verwerfungen an den US-Anleihemärkten, hat Bitcoin bereits mit steigenden Kursen reagiert. Es ist möglich, dass sich diese Dynamik auch in der nächsten Krise fortsetzt.

Die stetig wachsenden Zuflüsse in die ETF-Märkte zeigen, dass der Absicherungswunsch vieler institutioneller Marktteilnehmer deutlich vorhanden ist. Gleichzeitig verzeichnen die Gold-ETF-Märkte seit einigen Wochen stetige Abflüsse. Während Gold in unserer zunehmend digitaler werdenden Welt ein Opfer seiner eigenen Limitierungen wird, steigt die Attraktivität von Bitcoin als weiterentwickelte Variante von Gold. Sollte Bitcoin nun wirklich in seine neue Rolle hineinwachsen, dann ist die derzeitige Marktkapitalisierung von Gold bei etwa 13,5 Billionen Dollar ein realistisches Ziel und würde in den nächsten Jahren einen Spielraum für mehr als eine Verzehnfachung der Bitcoin-Marktkapitalisierung ergeben.

Das derzeit größte Risiko ist, an der Seitenlinie zu stehen

Niemand weiß, wie Bitcoin wirklich in einer echten Krise reagieren wird. Im schlimmsten Fall wird die Kryptowährung im Einklang mit den restlichen Märkten auf Talfahrt gehen. Im besten Fall werden sich die beschriebenen Dynamiken nur umso schneller ausspielen und Bitcoin wird auf eine, nach einer Krise unweigerlich folgende Beschleunigung der Geldmengenausweitung wie ein schwarzes Loch reagieren und das Kapital in sich aufsaugen.

Dem allgemeinen Risiko, dem man bei allen Vermögenswerten ausgesetzt ist, steht hier ein gigantisches Performance-Potenzial gegenüber. Die Wallstreet bewegt nun allmählich Kapital in Bitcoin hinein, doch diese Umschichtung hat gerade erst begonnen. Der relativ stetige Kursanstieg der letzten Wochen wurde komplett von dem institutionellen Einstieg getragen. Das asymmetrische Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage zeigt nun erbarmungslos seine Wirkung. Ein weiterer Faktor im Gesamtbild ist, dass sich diese Entwicklung noch größtenteils unter dem Radar der breiten Öffentlichkeit abspielt.

Retail-Investoren, die die letzten Bullenmärkte größtenteils getragen und vor allem als Treibstoff für den Memecoin-Wahnsinn und den NFT-Hype gedient haben, sind noch nicht wieder in den Markt zurückgekehrt. Aufrufzahlen großer Krypto-Youtube-Kanäle und Krypto-Influencer auf weiteren Social-Media-Plattformen liegen noch weit hinter dem Interesse aus dem letzten Bullrun zurück. Google-Search-Aktivitäten für „Bitcoin“ und „Krypto“ sind ebenfalls noch weit weg von den letzten Hochs.

Auch die Apps der großen Krypto-Handelsplattformen in den App-Stores liegen im Ranking in den hinteren Reihen, wo sie während der heißen Phase des letzten Bullruns noch in den Top-Listen rangiert haben. Das größte Risiko für Investoren ist es, jetzt an der Seitenlinie zu stehen und überhaupt keine Bitcoin-Allokation im eigenen Portfolio zu haben.

Denken Sie langfristig! 

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