Kolumne von Alexander Mayer

Darum könnte dieser Krypto-Bullrun für Altcoins alles auf den Kopf stellen

decentralist.de · Uhr
Quelle: KarbonatErol/Shutterstock.com

Der Krypto-Markt ist noch jung im Vergleich zu anderen Assetklassen, doch die vergangenen Preiszyklen haben ein paar wiederkehrende Muster offenbart, an denen sich erfahrenere Krypto-Anleger orientieren. Eines dieser Muster ist die wiederkehrende Kapitalrotation, die wir in den vergangenen Bullenmärkten beobachten konnten. Diese war der Treiber, der für Kursexplosionen bei Altcoins jenseits von Bitcoin und Ethereum gesorgt hat.

So hat der Kapitalfluss im Krypto-Sektor bisher funktioniert

Der Weg des Kapitals führt dabei zunächst in Bitcoin als initiales Einstiegstor in die Krypto-Welt. Bitcoin ist und bleibt das Zugpferd des Sektors mit einer wesentlich größeren Marktkapitalisierung als sämtliche anderen Krypto-Assets. Bitcoin hat die vergangenen Bullenmärkte, genauso wie den derzeitigen, eröffnet. 

Über Bitcoin fließt das Kapital im Folgenden hinein in den restlichen Sektor und treibt die Kurse von „Large-Caps“. Das sind Kryptowährungen mit einer hohen Marktkapitalisierung von mehreren Milliarden Dollar. Vor allem die Infrastruktur-Coins, angeführt von Ethereum, sind hier der größte Anlaufpunkt, da sie als Investment zum einen ein Engagement in das gesamte auf ihnen errichtete Ökosystem ermöglichen.

Zum anderen benötigt man in den meisten Fällen den entsprechenden Coin, um in Projekte auf der Infrastruktur investieren zu können. In auf Ethereum basierende Krypto-Projekte investiert man in der Regel mit Ether. Dasselbe gilt für Tokens auf der Solana-Blockchain entsprechend mit dem Sol-Token und so weiter.

Von diesem Punkt aus fließt das Kapital immer tiefer in den Sektor hinein und geht die Risiko-Kurve im Einklang mit immer niedrigeren Marktkapitalisierungen entsprechend höher, um das Rendite-Potenzial zu maximieren. Diese Kapitalrotation hat sich in den vergangenen Bullenmärkten mehrmals wiederholt und Altcoins haben immer dann Raum zum Atmen erhalten, wenn der Bitcoin-Kurs konsolidiert hatte. 

 Die ETF-Märkte könnten mit dieser Markt-Dynamik brechen

Die ETFs könnten die Spielregeln im Sektor jedoch nachhaltig verändern. Während die Kapitalrotation früher so vonstattengegangen ist, dass das Geld aus Bitcoin heraus und in Altcoins hineingeflossen ist, saugen die ETFs immer mehr Kapital in Bitcoin auf. Die ETF-Käuferschaft ist eine ganz andere als die Käufer, die den Kapitalfluss im Krypto-Sektor bisher bestimmt haben. Institutionelle Käufer und konservative ETF-Anleger dürften teilweise aus regulatorischen Gründen gar nicht in der Lage sein, Kapital in Altcoins zu stecken und sind größtenteils wahrscheinlich auch nicht daran interessiert, ein so hohes Risiko einzugehen.

Wo eine Bitcoin-Konsolidierungsphase in einem Bullenmarkt früher ein Signal für eine mögliche „Altcoin-Season“ gesendet hat, könnten sich nun die Märkte für Bitcoin – und perspektivisch durch die Zulassung eines ETFs auch die für Ethereum – von den Altcoin-Märkten entkoppeln. 

Am Markt werden derzeit zwei Thesen diskutiert, was das letzten Endes für Altcoins bedeuten könnte. Das eine Lager geht davon aus, dass nun ein Großteil der Performance den großen Assets im Sektor vorbehalten bleibt. Der Bitcoin-ETF und perspektivisch ein Ethereum-ETF werden, so die Argumentation, für einen anhaltenden Kapitalfluss hinein in diese Assets sorgen und das Kapital nicht mehr dort hinauslassen. Bitcoin und Ethereum machen einen Großteil des Kapitals im gesamten Sektor aus und bieten eine Exposition gegenüber fast allen Marktnarrativen. ETF-Halter werden ihr Kapital daher sehr wahrscheinlich nicht in den Altcoin-Sektor hineinbewegen.

Das andere Lager im Sektor hält die ETF-Märkte jedoch für einen umso größeren Katalysator, der eine extreme Altcoin-Rally entfesseln wird. Die Argumentation von dieser Seite geht so, dass die neue ETF-Käuferschaft zwar für einen anhaltenden Kaufdruck auf Bitcoin und Ethereum sorgen und das Kapital nicht mehr dort hinauslassen wird – allerdings werden die alteingesessenen Marktteilnehmer im Sektor die nun in den Ring gestiegene Wallstreet als Liquiditätsquelle – von bisher nicht gesehenen Ausmaßen – nutzen, um den Altcoin-Sektor in neue Höhen zu treiben.

Die Krypto-Veteranen werden die Wallstreet-Liquidität für ihre Zwecke nutzen

Viele Marktteilnehmer haben sich seit dem letzten Bärenmarkt aus dem Sektor verabschiedet, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass es mittlerweile sehr viele Krypto-Investoren mit großen Bitcoin- und Ethereum-Beständen gibt, die an die Wallstreet verkaufen werden, sobald die Kurse ein bestimmtes (ohne Zweifel sehr hohes) Niveau erreicht haben werden. Diese Marktteilnehmer sind teils seit einigen Krypto-Zyklen dabei und haben bereits einige Runden am Krypto-Casinotisch gespielt.

Sie kennen die Dynamiken, die sich in einem Bullrun bei Altcoins entfalten kann, sehr genau. Mit der angezapften Liquidität der Wallstreet könnte dieser Teil des Marktes den Altcoin-Sektor in extreme Höhen treiben – und spätestens das wird das Interesse der Allgemeinheit wieder in Richtung des Krypto-Sektors jenseits von Bitcoin lenken und eine mögliche Altcoin-Rally nur umso mehr befeuern. Während Bitcoin nun endgültig in die Riege der seriösen Assetklassen aufgestiegen ist, gehört der Altcoin-Sektor weiterhin den Retail-Investoren, die ihr Glück am Casinotisch suchen.

Die Anfänge dessen sehen wir bereits jetzt. Während Bitcoin seit Jahresbeginn ein Plus von über 50 Prozent verzeichnet, verblasst das gegen die Performance von diversen Memecoins, die seit einigen Wochen wieder durch die Decke gehen. Dogecoin, der Vater aller Memecoins, ist in den letzten Wochen um knapp 100 Prozent geklettert. Shiba Inu weist ein Plus von etwa 170 Prozent auf. Pepe, der im letzten Jahr in den Memecoin-Olymp mit einer Marktkapitalisierung von über einer Milliarde Dollar aufgestiegen ist, blickt auf Zuwächse von knapp 400 Prozent in den letzten zwei Wochen.

Was können Investoren daraus mitnehmen?

Langfristig orientierte Investoren, die an dem generellen Trend partizipieren möchten, sind mit Bitcoin und Ethereum gut aufgestellt und können den kommenden Altcoin-Wahnsinn an sich vorbeiziehen lassen. Trotz des Performance-Potenzials bleibt dieser Teil des Sektors größtenteils ein Casino und hat in einer solchen Marktphase mehr mit Spekulation als mit Investments zu tun.

Wer trotzdem ein paar Chips auf den Casinotisch werfen möchte, der kann das natürlich tun. Man sollte den Altcoin-Markt jedoch mit einem Augenzwinkern betrachten und sich nicht der Tatsache verschließen, dass Hype, Emotionen und Irrationalität die Zügel dieses Marktes in den nächsten Monaten in Händen halten werden. Meme-Coins sind das beste Sinnbild für den Charakter dieses Marktes in einem Bullrun.

Denken Sie langfristig!

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