Kolumne von Heiko Böhmer

Die Profis werden immer optimistischer

Heiko Böhmer · Uhr

Das erste Quartal 2024 hat viele Rekorde gebracht. Passend dazu ist jetzt der Optimismus der Investment-Profis deutlich angestiegen. Das zeigt die aktuelle globale Fondsmanager-Umfrage der Bank of America für März. So sind die Aussichten für das globale Wachstum jetzt auf den höchsten Stand seit zwei Jahren gestiegen. Gleichzeitig liegt die Positionierung bei Aktien auf einem Zwei-Jahres-Hoch.

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Passend dazu sagen jetzt zwei Drittel der befragten Fondsmanager, dass eine Rezession unwahrscheinlich ist auf Sicht der nächsten 12 Monate. Gleichzeitig findet eine massive Rotation hin zu europäischen Aktien statt, ebenso zu Titeln aus den Schwellenländern sowie dem Finanzsektor. 

Grundsätzlich liegt die Cashquote nahezu unverändert bei 4,4 Prozent – ein im Vergleich zu den vergangenen Monaten eher niedrigerer Wert. Hier gilt: je niedriger die Cashquote der Profis desto optimistischer sind sie eingestellt. Das deckt sich auch mit etlichen anderen Daten aus der aktuellen Umfrage. 

Von besonders großem Interesse ist immer der Blick auf die aktuell größten Risiken. Und hier rangiert weiterhin eine fortgesetzte hohe Inflation als größtes Risiko auf dem Spitzenplatz. Das kommt schon etwas überraschend. Insgesamt hat das Thema Inflation in den vergangenen Monaten deutlich an Bedeutung verloren. Doch gerade mit den zuletzt veröffentlichten Daten in den USA hat sich einmal mehr gezeigt, wie hartnäckig die Inflation sein kann– insbesondere wenn es um die wenig schwankungsanfällige Kerninflation geht. 

Und auch wenn in Deutschland zuletzt die Teuerungsrate auf Jahressicht unter die Marke von drei Prozent gerutscht ist, so bleibt doch die Belastung höherer Preise weiterhin bestehen. Gerade im Lebensmitteleinzelhandel sind keine deutlichen Preissenkungen auf breiter Front erkennbar. Bei der Risikoeinschätzung hat die Gefahr der höheren Inflation zuletzt deutlich an Raum gewonnen. Noch im Januar schätzten nur rund 20 Prozent der Befragten eine weiterhin hohe Inflation als größtes Risiko ein. Jetzt sind es immerhin schon 32 Prozent. Im gleichen Zeitraum hat jedoch die Einschätzung geopolitischer Risiken von 25 auf jetzt 21 Prozent etwas nachgelassen. 

US-Wahl wird immer mehr als Risiko für die Kapitalmärkte gesehen 

Im Gegensatz dazu steigt der Anteil der Befragten, welche die US-Wahl als großes Risiko sehen, von 10 Prozent im Januar auf jetzt 14 Prozent im März deutlich. Das zeigt einmal mehr, wie breit gefächert doch die Risikoeinschätzungen der Investmentprofis derzeit sind. Insofern sollten wir alle als Investoren genauer auf die bestehenden Risiken und Krisenherde schauen.

Der Optimismus der Profis ist dennoch deutlich erkennbar und wird auch beim Blick auf die weitere konjunkturelle Entwicklung deutlich. So erwarten immer noch als Standardszenario 72 Prozent der Befragten ein „Soft Landing“. Aber immerhin 23 Prozent sehen jetzt ein Szenario des „No Landings“ als wahrscheinlich an. Dabei bleiben sowohl das Wachstum als auch die Inflation überdurchschnittlich hoch. Noch im Oktober 2023 lag hier der Vergleichswert bei nur fünf Prozent. Von Rezessionsgefahren im Zuge eines „Hard Landings“ sind jedenfalls jetzt nur noch 11 Prozent überzeugt. Das waren im Oktober 2023 noch 30 Prozent. Insgesamt werden die Investment-Profis wieder optimistischer und das nach einem bislang schon sehr guten ersten Quartal an den Börsen. 

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