Kolumne von Alexander Mayer 25.05.2024

Krypto Only: Darum investiere ich nicht in Aktien

decentralist.de · Uhr
Quelle: AlyoshinE/Shutterstock.com

Aktien haben zweifellos ihre Vorzüge. Sie bieten Anlegern die Möglichkeit, an der Wertschöpfung eines Unternehmens und der gesamten Wirtschaft teilzuhaben. Dividenden sind besonders reizvoll, da sie eine regelmäßige Einnahmequelle darstellen. Dennoch sehe ich in Aktien auch signifikante Nachteile.

Eine der größten Herausforderungen ist die anhaltende Geldmengenausweitung, die ein verzerrtes Abbild der realen Unternehmensleistung schafft. Viele Aktien schaffen es nicht, diese Inflation langfristig zu übertreffen, was die echten Renditen schmälert. Eine echte Wohlstandsvermehrung gelingt mit den meisten Aktien nicht, sondern lediglich ein Schritthalten mit dieser Dynamik. Kein Chart zeigt das so gut wie der S&P 500 im Verhältnis zur US-Geldmenge M2.

Quelle: Tradingview

Erst mit der jüngsten Rally ist ein Ausbruch über die langjährigen Chartwiderstände seit der Finanzkrise 2008 gelungen. Warum die Geldmenge jedoch bald wieder aufholen dürfte, erfahren Sie in dieser Kolumne

Wenn ich in Aktien investieren würde, dann bevorzugt in Dividenden-Aktien und auch das erst ab einem Betrag, der diese Strategie für den eigenen Lebensunterhalt relevant macht. Dividenden aus kleineren Positionen, die keinen Unterschied für die alltäglichen Kosten oder das Wachstum des Portfolios machen, würde ich nicht gegen eine asymmetrische Wette eintauschen, bei der die Chancen auf eine echte Vervielfältigung des Kapitals vorhanden sind.

Warum Krypto?

Im Vergleich dazu bietet Bitcoin einen einzigartigen Vorteil. Es stellt den besten Schutz gegen systemische Risiken dar, da die Kryptowährung vollständig unabhängig von traditionellen Finanzsystemen funktioniert. Gleichzeitig bietet Bitcoin als eines der wenigen Assets, neben einigen Tech-Werten, die Möglichkeit, die Geldmengenausweitung nachhaltig zu übertreffen. Obwohl Bitcoin kurzfristig volatil ist, bleibt das langfristige Risiko überraschend gering, wenn man in der Lage ist, diese Schwankungen auszuhalten.

Altcoins sind eine noch extremere Form dieser asymmetrischen Wette. Sie bergen das Risiko eines Totalverlustes, was diese Investitionen sehr spekulativ macht. Dennoch ist das Potenzial für gigantische Gewinne ein starker Anreiz. Solche Renditen sind in anderen Märkten kaum zu finden. Der entscheidende Faktor bei Altcoins ist das Timing – man muss bereit sein, sich durch einen kompletten Krypto-Zyklus zu bewegen, um eine kurze Marktphase der Outperformance zu erleben. Das macht das Timing äußerst schwierig und trägt erheblich zum hohen Risiko dieser Investments bei. Hier entscheiden die eigene Risikofreude und der Anspruch an die gewünschte Rendite.

Individuelle Parameter und Auswahl

Die Entscheidung, ob man in Aktien, Bitcoin oder Altcoins investiert, hängt stark von individuellen Parametern ab. Die wichtigsten Aspekte sind das verfügbare Kapital und Cashflow, sowie die eigene Verantwortung (Single oder Familie? Kurz vor der Rente oder noch jung?) und natürlich die eigenen Ansprüche. Generell gilt: Je mehr Kapital man hat, desto defensiver sollte man spielen, da Kapital – einmal aufgebaut – sich selbst vermehrt, wenn man es richtig anlegt. Aus meiner Sicht eignen sich Aktien nur, wenn man bereits über eine große Menge Kapital verfügt. In solchen Fällen können Dividenden-Aktien eine ausgeglichene Position darstellen, ergänzt durch andere defensive Investments wie Anleihen (zumindest zu den derzeitigen Zinsniveaus) und Immobilien.

Bitcoin hingegen sollte meiner Meinung nach in jedem Portfolio vertreten sein. Es bietet einen soliden Schutz gegen systemische Risiken und die Möglichkeit, die Geldmengenausweitung zu übertreffen. Altcoins eignen sich besonders für Anleger, die wenig Kapital und Cashflow zur Verfügung, jedoch noch viel Lebenszeit und wenig zu verlieren haben. Als asymmetrische Wette bieten Altcoins eine echte Chance, viel Kapital in relativ kurzer Zeit aufzubauen. Auch in größeren Portfolios können sie in Form eines kleineren Anteils als Hebel dienen, um die Rendite zu steigern.

Einschränkungen und Risiken

Asymmetrische Wetten wie die auf den Krypto-Sektor sind nicht langlebig. Der Krypto-Markt bewegt sich in Zyklen, die von Bitcoin angeführt werden. In meinen Kolumnen spreche ich regelmäßig über diese Marktdynamiken. Altcoins folgen diesen Zyklen mit größerer Volatilität und ihre Performance ist einen Großteil der Zeit sogar schlechter als die von Bitcoin.

Altcoins, kurz für Alternative Coins, sind alle Kryptowährungen, die nicht Bitcoin sind.

Die Akkumulationsphase für den aktuellen Zyklus ist nahezu abgeschlossen, und der nächste Bullrun hat spätestens seit der Einführung von Bitcoin-ETFs in den USA begonnen. Die große „Altcoinseason“ für diesen Bullrun steht meiner Meinung nach jedoch noch bevor.

Es bleibt unklar, ob sich dieser Zyklus in den nächsten vier Jahren wiederholen wird, da der Krypto-Sektor in Bezug auf die Adaption vor einem „Make or Brake“-Moment steht und auch die geldpolitische Situation immer extremere Züge annimmt. Kein Zyklus währt ewig – dies gilt sowohl für die Krypto-Zyklen als auch für die durch geldpolitische Maßnahmen beeinflussten Refinanzierungszyklen, die die Märkte seit 2008 maßgeblich beeinflussen.

Meine Position

Ich bin 2017 in den Krypto-Sektor eingestiegen, damals als „armer Student“ mit fast keinem Kapital und Cashflow, aber viel Zeit und wenig zu verlieren. Zwei Krypto-Zyklen später habe ich mir ein Portfolio mit einer Kapitalgröße aufgebaut, das ich mit konventionellen Mitteln in derselben Zeit nur mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit hätte erreichen können, sei es durch Arbeit oder klassische Investments. Auch wenn Krypto oft immer noch verteufelt wird – das Potenzial dahinter ist echt. Allerdings bieten auch Kryptowährungen keine Abkürzungen zu schnellem Reichtum, im Gegenteil, die dafür notwendigen Ressourcen Zeit und Arbeit müssen sehr großzügig und anhaltend eingesetzt werden.

Da ich die für „klassische Investments“ notwendige Positionsgröße (Meiner persönlichen Meinung nach mindestens ein mittlerer 7-stelliger Bereich) noch nicht erreicht habe, bleibe ich komplett bei der asymmetrischen Wette auf Krypto und habe meine Investitionen zweigeteilt, um das Risiko zu entschärfen.

Knapp 50 Prozent meines Kapitals sind in Bitcoin investiert, was ich als geringes Risiko betrachte. Der Rest ist in Altcoins angelegt, die ein erhebliches Potenzial zur Kapitalvervielfältigung bieten, aber auch das Risiko eines Totalverlustes mit sich bringen. Diese Strategie halte ich für die effektivste, um eine Positionsgröße „schnell“ zu erreichen, bei der sich eine ernsthafte Diversifizierung in andere Anlagen wie bspw. Dividenden-Aktien lohnt, ohne dabei das gesamte Kapital zu riskieren. Im Krypto-Twitter-Space gilt die Weisheit, dass man drei Zyklen braucht, um es wirklich zu „schaffen“. Damit wird dieser Bullrun wohl die echte Prüfung meiner Investment-These.

Fazit

Diese Perspektive mag vor allem für traditionell orientierte Anleger unkonventionell oder gar extrem klingen und das Risiko hinter dieser Strategie steht außer Frage. Dennoch bin ich der Überzeugung, dass der Krypto-Sektor, trotz seiner Volatilität und Risiken, einzigartige Chancen bietet, die in traditionellen Märkten kaum zu finden sind. Besonders Bitcoin stellt eine solide Basis dar, während Altcoins das Potenzial für erhebliche Gewinne bieten, wenn man bereit ist, dieses damit verbundene Risiko zu tragen und das Timing zu meistern. Anhand meiner individuellen Parameter und auch der Daten, die die makroökonomische Lage derzeit liefert, ist die Investition in Krypto die für mich einzig sinnvolle Strategie. Dies gilt selbstverständlich nicht für jeden Anleger, doch ich hoffe, dass diese Perspektive dem einen oder anderen etwas Mehrwert liefern konnte.

Denken Sie langfristig!

Sie möchten sich mit dem Thema Krypto-Investments beschäftigen, wissen aber nicht, wie Sie anfangen sollen? In meinem Anfänger-Guide zeige ich Ihnen, wie Sie in 5 Schritten auch als Krypto-Neuling das Maximum aus diesem Bullrun herausholen können.

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