Geldpolitik

Inflationsrückgang in der Schweiz ebnet Weg für weitere Zinssenkungen

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: Olha Solodenko

In der Schweiz ist die Türe für weitere Zinssenkungen nach dem unerwarteten Rückgang der Inflationsrate auf den niedrigsten Stand sei mehr als drei Jahren weit offen.

Im September stiegen die Verbraucherpreise im Jahresabstand lediglich noch um 0,8 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Donnerstag mitteilte. Das ist der tiefste Wert seit Juli 2021. Ökonomen dagegen hatten mit einer Inflationsrate von 1,1 Prozent gerechnet, gleich hoch wie im August.

Die Inflationsdynamik in der Schweiz bleibe "alarmierend schwach", erklärte Karsten Junius, Chefvolkswirt bei der Bank J.Safra Sarasin. "Die heutigen Zahlen zeigen, dass Zinssenkungen durch die SNB weiterhin notwendig sind". Junius geht davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Leitsatz im Dezember erneut um 25 Basispunkte reduzieren wird und hält einen weiteren Zinsschritt im kommenden März für so gut wie sicher. "Und das Risiko besteht, dass die SNB mehr tun und die Zinsen auch im Juni kommenden Jahres senken muss."

Für GianLuigi Mandruzzato, Volkswirt beim Vermögensverwalter EFG International, nimmt angesichts der niedrigen Inflation die Wahrscheinlichkeit für einen größeren Zinsschritt der Notenbank um 50 Basispunkte im Dezember zu. "Die Wahrscheinlichkeit, dass der Leitzins der SNB in der ersten Hälfte des Jahres 2025 bei 0,5 Prozent liegt, steigt deutlich an."

Die SNB hatte vor vergangene Wochen ihren Leitzins zum dritten Mal in Folge auf noch 1,0 Prozent gesenkt und unüblich deutlich eine weitere geldpolitische Lockerung signalisiert. Vor zwei Tagen hatte der neue Notenbankchef Martin Schlegel gesagt, dass die Abwärtsrisiken für die Inflation größer seien als die Gefahr, dass der Preisanstieg über das Ziel der Zentralbank von null bis zwei Prozent hinausgeht. Schlegel hatte bei seinem ersten Auftritt als Nachfolger des langjährigen SNB-Präsidenten Thomas Jordan auch Negativzinsen nicht ausgeschlossen.

Die SNB lehnte es am Donnerstag ab, sich zu den jüngsten Inflationszahlen zu äußern. Der Franken reagierte auf die Teuerungsdaten kaum. Die Hauptexportwährung Euro kostete zuletzt 0,9400 Franken und bewegte sich damit auf dem Vortagesniveau.

Das dreiköpfige SNB-Direktorium entscheidet in der Regel viermal jährlich gegen Quartalsende über die Zinsen: Die nächste sogenannte geldpolitische Lagebeurteilung ist für den 12. Dezember anberaumt.

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