Dax auf Erholungskurs – Plus 15 Prozent: Sartorius an Dax-Spitze – Siemens Energy erholt sich

Der Dax hat sich am Dienstag von den Kursturbulenzen zu Wochenbeginn erholt. Der deutsche Leitindex legte nach gut einer Stunde Handel um knapp 0,3 Prozent auf 21.337 Punkte zu. Damit näherte sich das Börsenbarometer wieder etwas seinem erst am Freitag erreichten Rekordhoch von 21.520 Punkten.
Ein regelrechtes KI-Gewitter, ausgelöst durch Sorgen vor chinesischer Konkurrenz durch das neueste KI-Modell des Start-up DeepSeek, hatte den europäischen Aktienmarkt am Montag zunächst fest im Griff gehabt. Der Dax war um etwa 1,5 Prozent bis auf 21.081 Punkte abgerutscht. Auslöser war die Erkenntnis, dass Software mit Künstlicher Intelligenz möglicherweise mit viel weniger Rechenleistung trainiert werden kann als bisher gedacht.
Gegen Mittag hatten sich am Vortag die Gemüter bereits wieder beruhigt, indem der Abschlag auf ein halbes Prozent zusammengeschmolzen war. Daran knüpfte der Dax nun mit seinem freundlichen Start an.
Sartorius-Aktie springt an Dax-Spitze – „Starker Auftragseingang“
Die Kurserholung der Sartorius-Vorzugsaktie ist am Dienstagmorgen nach vorläufigen Jahreszahlen weitergelaufen. Im frühen Handel ging es für das Papier des Labor- und Pharmazulieferers um bis zu 15 Prozent auf 288 Euro nach oben. Sie erreichten ihr höchstes Niveau seit Mai. Ihr Jahresplus stieg auf mehr als 30 Prozent, was sie 2025 nun zum besten Dax-Wert macht.
2025 sollen beide Sparten profitabel wachsen und den Umsatz moderat steigern. Das bereinigte operative Ergebnis soll sich etwas stärker erhöhen als der Erlös. Das Management um den scheidenden Konzernchef Joachim Kreuzburg erwartet demnach eine fortschreitende Nachfrageerholung, allerdings noch unter dem langjährigen Markt-Durchschnitt.
Nach einer Sonderkonjunktur während der Corona-Zeit hatten sich die Kunden der Niedersachsen wie schon 2023 auch im vergangenen Jahr lange mit Bestellungen zurückgehalten. Der Konzern hatte daher ein Sparprogramm eingeleitet. Das Schlussquartal 2024 aber verlief für Sartorius bereits erfreulich, der Auftragseingang schwoll in den drei Monaten besonders kräftig an.
Im Gesamtjahr lag der Umsatz den vorläufigen Berechnungen zufolge mit 3,38 Milliarden Euro lediglich knapp unter dem Vorjahresniveau. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kam bei 945 Millionen Euro heraus nach 963 Millionen Euro im Vorjahr. Damit fielen die Resultate besser aus als von Analysten im Schnitt erwartet. Der bereinigte Nettogewinn ging von zuvor 339 auf 280 Millionen um Prozent zurück.
Analyst Michael Heider von Warburg Research lobte vor allem den starken Auftragseingang im vierten Quartal. Insgesamt sei das Jahr 2024 im Einklang mit der Unternehmensprognose geendet, die vom Management im Juli gesenkt worden sei, wobei das vierte Quartal die Markterwartungen umsatz- und vor allem ergebnisseitig geschlagen habe.
Siemens Energy kräftig erholt von KI-Gewitter dank Zahlen
Gestützt durch gute Quartals-Eckdaten zeichnet sich bei Siemens Energy am Dienstag eine kräftige Erholung ab. Am Montag waren die Aktien des Energietechnik-Konzerns im Zuge des durch die Deepseek-Debatten ausgelösten KI-Gewitters zeitweise um mehr als 22 Prozent eingebrochen, nachdem sie am Freitag noch einen Rekord von 60,40 Euro erreicht hatten.
Nach gut einer Stunde Handel liegt die Aktie mit 3,3 Prozent im Plus bei knapp unter 50 Euro.
„Viel stärker als erwartet“ seien die nun bekannten Resultate des ersten Geschäftsquartals ausgefallen, schrieb der Analyst Gael de-Bray von der Deutschen Bank. Das selbst gesteckte Ziel eines Vorsteuergewinns von bis zu einer Milliarde Euro für das Gesamtjahr werde man klar überbieten.
Die Experten von Kepler Cheuvreux empfahlen die Aktien nach der „positiven Gewinnwarnung“ gar zum Kauf mit Ziel 60,50 Euro. Sie signalisieren damit allerdings lediglich eine Rückkehr an den Stand vom Freitag.
Auch Vladimir Sergievskiy von der britischen Investmentbank Barclays lobte solide Zahlen. Er dämpfte aber zugleich allzu viel Optimismus. Solche Resultate seien nämlich am Markt wohl bereits vor einer ganzen Weile eingepreist worden. Ein rund 80 Millionen Euro höheres operatives Ergebnis dürfte kaum mehr nennenswerten Einfluss haben auf eine Marktkapitalisierung von 42 Milliarden Euro - selbst nach dem Kursrutsch zum Wochenstart. Die Kursentwicklung werde wohl weiter davon geprägt, wie sehr der Markt an ein Nachfrageumfeld glaubt, wie es nur einmal in einer ganzen Generation vorkommt - und entsprechende Gewinne.
Ifo-Institut erwartet weiter sinkende Exporte
Zu Jahresbeginn wächst der Pessimismus in der deutschen Exportindustrie. Die monatlich vom Münchner Ifo-Institut bei den Unternehmen abgefragten Exporterwartungen haben sich in diesem Monat ein weiteres Mal verschlechtert. Der Indikator fiel von -6,1 Punkten im Dezember auf nunmehr -7,3 Punkte im Januar. Das ist der niedrigste Stand seit einem Jahr, die Erwartungen der Firmen sind seit Mai 2023 ununterbrochen negativ. „Der Jahresauftakt in der Exportwirtschaft fiel ernüchternd aus“, sagte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. Gedrückt wird die Stimmung demnach durch die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Zollerhöhungen.
Laut Ifo-Institut rechnet eine Mehrheit der Branchen mit sinkenden Umsätzen im Ausland, besonders düster ist die Stimmung in der Schlüsselbranche Autoindustrie. Steigende Ausfuhren erwarten demnach nur wenige Industriezweige, darunter die Möbelhersteller.
Redaktion onvista/dpa-AFX