US-Wirtschaft schrumpft überraschend

Die US-Wirtschaft ist zum Jahresstart geschrumpft. Im ersten Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Vorquartal um annualisiert 0,3 Prozent, wie das Handelsministerium am Mittwoch in Washington nach einer ersten Schätzung mitteilte. Im vierten Quartal hatte die größte Volkswirtschaft der Welt noch um 2,4 Prozent zugelegt. Volkswirte hatten für die Monate Januar bis Ende März im Schnitt eine Schrumpfung von 0,2 Prozent erwartet.
Das von Trump ausgerufene goldene Zeitalter beginnt mit einem klaren Fehlstart. Für die Vollbremsung des Wirtschaftswachstums muss Trump sich den Schuh anziehen.
Der Zickzack-Kurs der US-Regierung sorge weiter für hohe Unsicherheit, erklärte Analyst Hepperle. Bei Investitions- und Konsumentscheidungen bleibe vorerst Zurückhaltung angesagt.
Wegen der sichtbarer werdenden zollbedingten Belastungen steuert die US-Wirtschaft auf eine Sommerflaute zu.
Die aggressive Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump spiegelt sich in den Daten aber noch nicht voll wider. Trump hatte erst Anfang April seine Zölle gegenüber fast allen Ländern dieser Welt angekündigt und sie dann teilweise wieder zurückgenommen. Allerdings sind die Importe vor der Zollentscheidung im März deutlich gestiegen. Dies belastete das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal.
Bremswirkung von Trumps Politik bald noch mehr sichtbar
Stephan Bales von der KfW-Bank sagte, die BIP-Zahlen gäben nur einen begrenzten Einblick in die tatsächliche Lage der US-Wirtschaft. Einmaleffekte wie ein Lageraufbau hätten im ersten Quartal noch unterstützend gewirkt - doch das dürfte sich rasch ändern. Das Konsumentenvertrauen und die Investitionsbereitschaft signalisierten klar eine weitere Abkühlung.
Noch spiegeln sich diese Faktoren sowie Trumps Rundumschlag bei den Zöllen im April nur begrenzt in den Daten wider. Die ungeschönte Bremswirkung von Trumps Wirtschaftspolitik dürfte sich ab Mitte des Jahres noch viel deutlicher zeigen.
Der von Trump angezettelte Handelskrieg wird sich laut Internationalem Währungsfonds nicht für die USA auszahlen. Im Gegenteil: Der IWF korrigierte jüngst seine Prognosen für die US-Wirtschaft drastisch nach unten. Demnach dürfte die US-Wirtschaft 2025 zwar noch um 1,8 Prozent und 2026 um 1,7 Prozent zulegen. Damit liegt die geschätzte Wachstumsrate aber 0,9 beziehungsweise 0,4 Prozentpunkte unter der IWF-Prognose vom Januar, als Trump erneut ins Weiße Haus einzog.
Auch die US-Notenbank Fed schaut sich genau an, wie sich die Zollpolitik des US-Präsidenten auf die Wirtschaft auswirkt und will dies bei ihrer Geldpolitik berücksichtigen. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell haben zuletzt ihren Leitzins bei 4,25 bis 4,50 Prozent belassen, aber auch erklärt, notfalls zu handeln.
Für Enttäuschung sorgten auch neue Zahlen vom Jobmarkt. Denn US-Unternehmen haben einer Umfrage zufolge im April weit weniger Stellen geschaffen als gedacht. In der Privatwirtschaft entstanden 62.000 neue Jobs, wie aus der veröffentlichten Firmenbefragung des Personaldienstleisters ADP hervorgeht. Von Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit 115.000 Jobs gerechnet. Im März waren es nach unten revidierte 147.000 neue Stellen gewesen.
US-Wachstumszahlen werden annualisiert, also auf das Jahr hochgerechnet. Sie geben an, wie stark die Wirtschaft wachsen würde, wenn das Tempo ein Jahr lang anhielte. In Europa wird auf diese Methode verzichtet, weshalb die Zahlen nicht direkt miteinander vergleichbar sind. Um auf eine mit Europa vergleichbare Wachstumsrate zu kommen, müsste man die US-Rate durch vier teilen.