Rückblick auf einen „seismischen Monat“

Trotz massiver Volatilität haben sich die Börsen im April unterm Strich kaum bewegt

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Anfang April sind die Börsen wegen der US-Zollpolitik rasant eingebrochen. Wirklich stark bewegt haben sich viele Leitindizes im gesamten April aber tatsächlich nicht. Rückblick auf einen „seismischen Monat“.

Quelle: Rawpixel.com/Shutterstock.com

Wer sein Portfolio Ende März einmal überprüft hätte, und das bis Ende April nicht mehr, könnte glauben, dass sich nicht viel getan hat an den Märkten. Der S&P 500 als bester Gradmesser der US-Börsen hat gerade mal 0,7 Prozent auf Monatssicht verloren.

Der Tech-lastige Nasdaq Composite, der breiter gefasst ist als der Nasdaq 100, gewann sogar 0,9 Prozent im Monat April. Dabei waren es insbesondere die größten Tech-Werte, die massiv unter den Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump litten.

Tatsächlich, schreiben die Strategen Henry Allen und Jim Reid von der Deutschen Bank, war „der April ein absolut seismischer Monat in den Finanzmärkten“. „Die ersten Bewegungen waren wahrhaftig historisch in ihrer Geschwindigkeit, und direkt nach der Ankündigung [der reziproken Zölle] verbuchte der S&P 500 den fünftstärksten Rückgang in zwei Tagen seit dem Zweiten Weltkrieg“, so die Analysten.

Volatilität so hoch wie seit der Pandemie nicht mehr

Auch die Anleihenmärkte blieben vom Chaos der Zollpolitik nicht verschont. Die Umlaufrendite 30-jähriger US-Anleihen, sonst ein „sicherer Hafen“ für Anleger, überschritt für einen Moment die Marke von fünf Prozent. Eigentlich sollten die Anleihenrenditen fallen, wenn die Anleger aus Aktien in Bonds flüchten.

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Unterdessen verzeichnete der Volatilitätsindex VIX in den USA Schlusskurse über 50 Punkten – „etwas, was wir in diesem Jahrhundert nur während der Hochzeit der Großen Finanzkrise und zu Beginn der Coronavirus-Pandemie gesehen haben“. Erst, als Trump eine vorläufige Zollpause von 90 Tagen und diverse Ausnahmen verkündet hatte, entspannte sich die Lage an den Märkten wieder.

VIX und sein deutsches Pendant, der VDax-New, sind auch als „Angstbarometer“ bekannt. Je höher sie notieren, umso stärkere Schwankungen erwarten die Anleger, meistens eher nach unten.

Am Ende bleibt vom April daher nicht viel übrig – außer Stress für die Anleger. So gut wie alle wichtigen Leitindizes notieren Anfang Mai nur moderat verändert zum Beginn des Vormonats. Die meisten Märkte verbuchten trotz der heftigen Schwankungen sogar ein Plus.

Auf Jahressicht liegen kleinere Börsen vorne

Der Blick auf die Performance seit Jahresbeginn zeigt jedoch, dass es sich gelohnt hat, als Anleger gezielter Märkte auszusuchen. In diesem Zeitraum zeigt sich, wie stark der deutsche Leitindex Dax den US-Börsen davonzieht. Ebenfalls interessant: Während manche Schwellenland-Märkte wie China sichtlich unter den Handelsstreitigkeiten leiden, präsentiert sich beispielsweise der brasilianische Bovespa-Index stark.

Darüber hinaus zeigt die Auswertung der Deutschen Bank, dass auch europäische Nachbarländer nicht aus dem Fokus deutscher Anleger geraten sollten. So stiegen die griechischen und spanischen Leitindizes stärker als der Dax. Auch der FTSE MIB in Italien, in den vergangenen fünf Jahren die beste Wahl unter den europäischen Börsen, legte mit 11,5 Prozent seit Jahresbeginn deutlich zu.

Übrigens bewährte sich das Edelmetall Gold als „sicherer Hafen“ in diesem volatilen Zeiten. Seit Jahresbeginn hat sich der Preis – in Dollar – um ein Viertel verteuert. Im April allein betrug das Plus 5,3 Prozent.

Selbst, wer erst am 3. April, nach den Zollankündigungen, Gold gekauft hätte, hätte in Dollar gerechnet einen Zugewinn von knapp fünf Prozent gemacht. Auch in Euro hätte diese Absicherung funktioniert – das Plus in der Gemeinschaftswährung betrug seitdem 3,2 Prozent.

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