Dax klettert vor EZB-Zinsentscheid auf frisches Rekordhoch

Frankfurt (Reuters) - In Erwartung einer weiteren Leitzinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) haben die Dax-Anleger am Donnerstag bei Aktien zugegriffen.
Der deutsche Leitindex kletterte im Vorfeld des Zinsentscheids am frühen Nachmittag um 0,5 Prozent auf ein frisches Rekordhoch von 24.399,03 Punkten. Der EuroStoxx50 rückte um 0,4 Prozent vor. Experten erwarten, dass der Einlagensatz, der Leitzins im Euroraum, um 0,25 Prozentpunkte auf 2,00 Prozent nach unten gesetzt wird. Es wäre die achte Zinssenkung seit Mitte 2024.
Wichtiger als der Zinsschritt an sich sei für die Börsen jedoch der Ausblick, sagte Thomas Altmann von QC Partners. "Aktuell gehen die Börsianer von einem weiteren Zinsschritt in diesem Kalenderjahr aus." Hierfür sprächen die Wachstumssorgen sowie die Inflation, die möglicherweise sogar eine kurze Zeit lang unter dem Ziel von zwei Prozent liegen könnte, meint auch Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Danach dürfte die EZB angesichts des Zollkrieges und der damit verbundenen ungewissen Inflationsentwicklung allerdings erst einmal eine "abwartende Haltung" einnehmen, prognostiziert die Expertin.
EURO UND DOLLAR IM ABWARTE-MODUS
In dieser unsicheren Gemengelage hielten sich die Devisen-Anleger mit größeren Engagements zurück. Der Euro notierte mit 1,1410 Dollar kaum verändert zu seinem Vortagesschluss von 1,1417 Dollar. Der Dollar-Index kam mit 98,8810 Zählern ebenfalls nicht vom Fleck. Auch am Rohstoffmarkt hielten sich die Investoren bedeckt. Die Preise für das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI lagen mit 65,13 beziehungsweise 63,09 Dollar je Fass 0,4 Prozent fester. Gold verteuerte sich um 0,3 Prozent auf 3386 Dollar je Feinunze.
Auf der Unternehmensseite sorgten im Dax vor allem Analystenkommentare für Bewegung. Die Aktien von Bayer legten nach einer Kaufempfehlung durch Goldman Sachs knapp fünf Prozent zu und waren Spitzenreiter im deutschen Leitindex. Die Analysten begründeten ihre Hochstufung unter anderem mit jüngsten positiven Nachrichten zum Glyphosat-Rechtsstreit.
Auf der Verliererseite fanden sich unter anderem E.ON wieder, die Aktien des Energiekonzerns fielen in der Spitze um 1,7 Prozent. Barclays setzte die Aktien nach den zuletzt deutlichen Kursgewinnen herunter auf "Equal Weight" von "Overweight". Dasselbe galt für die Papiere des italienischen Netzbetreibers Snam, die sich an der Mailänder Börse zeitweise um 1,6 Prozent verbilligten. Die E.ON-Aktien haben seit Jahresbeginn gut 38, die Snam-Titel knapp 23 Prozent zugelegt.
WIZZ AIR NACH GEWINNEINBRUCH AUF TAUCHSTATION
An der Londoner Börse erlebten die Aktien der Billig-Airline Wizz einen rabenschwarzen Tag. Die Titel brachen in der Spitze um 28,6 Prozent ein. Die Fluggesellschaft verbuchte im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Einbruch des Betriebsgewinns um knapp 62 Prozent auf 167,5 Millionen Euro. Der Markt hatte mit 246 Millionen Euro gerechnet. Eine Prognose für das laufende Jahr wagte der Vorstand nicht und begründete dies mit den allgemeinen Unwägbarkeiten, auch infolge der US-Zollpolitik.
Ebenfalls deutlich nach unten ging es für Eutelsat. Die Titel des Satellitenbetreibers verloren an der Pariser Börse bis zu 16,8 Prozent, nachdem bekannt geworden war, dass Hanwha seinen 5,4-prozentigen Anteil an Eutelsat für drei Euro je Aktie verkaufen will. Der Preis lag fast 14 Prozent unter dem Eutelsat-Schlusskurs vom Mittwoch (3,48 Euro).
(Bericht von: Daniela Pegna, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)