Europas Anleger auf der Hut - Nahost und Fed im Fokus

Frankfurt (Reuters) - Nach den jüngsten Kursverlusten bleiben die Anleger an den europäischen Aktienmärkten nervös.
Dax und EuroStoxx50 gaben am Mittwoch jeweils leicht auf 23.403 beziehungsweise 5285 Punkte nach. Anleger trieb vor allem die Frage um, wie es im Nahen Osten weitergeht und ob die USA aktiv in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eintreten werden, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Wir sind weit von einer Panik entfernt, aber wir sehen eine deutlich erhöhte Unsicherheit."
Unterdessen verschärfte US-Präsident Donald Trump den Ton gegenüber dem Iran. Auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social forderte er die "bedingungslose Kapitulation" der Islamischen Republik und warnte, die Geduld der USA neige sich dem Ende. Die Vereinigten Staaten verlegen nach Angaben von US-Vertretern mehr Kampfflugzeuge in den Nahen Osten. Angesichts anhaltender israelischer Angriffe flohen Tausende Menschen aus Teheran und anderen großen iranischen Städten.
Nach dem sprunghaften Anstieg gab der Ölpreis indes zur Wochenmitte leicht nach. Rohöl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI verbilligten sich um rund ein halbes Prozent auf 76,06 und 74,50 Dollar je Barrel. "Die Märkte versuchen, das Risiko einer großen US-Militärintervention einzuschätzen", sagte Joseph Capurso von der Commonwealth Bank of Australia. "Es ist schwer zu sagen, was genau der Markt denkt, aber wenn man sich den Ölpreis und die Währungen anschaut, dann wird sicherlich zumindest ein gewisses Risiko eingepreist, dass dort etwas sehr Schlimmes passiert."
WARTEN AUF FED
Am Devisenmarkt konnte der Dollar seine jüngsten Kursgewinne gegenüber den anderen Währungen größtenteils halten. "Der Krieg hat gezeigt, dass der US-Dollar in bestimmten Situationen immer noch einen gewissen Zufluchtsort darstellt, zum Beispiel wenn der Krieg das Risiko einer Störung der weltweiten Ölversorgung erhöht", sagte Thierry Wizman, Devisen-Stratege bei der Macquarie Group.
Zunehmend richtete sich der Blick der Investoren auch auf die im Tagesverlauf anstehende geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank Fed und deren Prognosen. Es wird erwartet, dass die Fed bei den Zinssätzen stillhalten wird. Mit Spannung werden aber aktualisierte Prognosen der Zentralbank für die Wirtschaft und den Leitzins erwartet. Die Renditen der US-Staatsanleihen blieben im Vorfeld stabil.
AIRBUS UND GERRESHEIMER IM AUFWIND
Bei den Einzelwerten trieben Spekulationen auf eine Übernahme Gerresheimer-Aktien in der Spitze mehr als neun Prozent nach oben. Der Verpackungshersteller teilte mit, KPS Capital Partners führe weiterhin Gespräche mit Warburg Pincus über eine Übernahme. "Hin und her, hin und her - vorerst eine positive Nachricht", kommentierte ein Händler. KPS bestätigte das Interesse auf Anfrage von Gerresheimer. Nach einem Bericht, demzufolge KPS die Übernahmepläne aufgegeben habe, hatte sich Gerresheimer an den Finanzinvestor gewandt und nachgefragt. Gerresheimer wird seit Monaten als Übernahmeziel verschiedener Finanzinvestoren gehandelt.
Die Aussicht auf eine höhere Dividende ließ Anleger auch bei Airbus zugreifen. Die Titel steigen um bis zu rund vier Prozent und gehören damit zu den stärksten Werten im Dax. Der europäische Flugzeugbauer will seine Aktionäre stärker am Unternehmenserfolg beteiligen und plant eine höhere Ausschüttungsquote von bis zu 50 Prozent. Bislang lag die Zielspanne bei 30 bis 40 Prozent. Der weltgrößte Hersteller von Passagierflugzeugen bekräftigte zudem seinen Ausblick für dieses Jahr und stellte nachhaltiges Dividendenwachstum in Aussicht.
(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)