Verdi fordert Tarifverhandlungen bei Lufthansa City Airlines

Frankfurt (Reuters) - Die Gewerkschaft Verdi will für die Cockpit- und Kabinen-Beschäftigten der neuen Lufthansa-Tochter City Airlines den ersten Tarifvertrag abschließen.
Die Gewerkschaft forderte am Montag das Unternehmen zur Aufnahme von Verhandlungen darüber auf. Eine Mehrheit der zurzeit rund 300 Beschäftigten sei inzwischen bei Verdi organisiert. "Wir erwarten einen schnellen Start der Verhandlungen, damit die dringend benötigten Verbesserungen beim Gehalt und den Arbeitsbedingungen zügig erzielt werden können", erklärte Verdi-Konzernbetreuer Marvin Reschinsky.
Die Lufthansa erklärte, sie sei weiterhin mit "den etablierten Gewerkschaften innerhalb der Lufthansa Group in Gesprächen". Das schließt neben Verdi auch die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und die Flugbegleitergewerkschaft UFO ein. Das Unternehmen will nach eigenen Angaben die Gespräche intensiver führen mit dem Ziel einer Ersttarifierung für die Crews.
Die vor einem Jahr gestartete Fluggesellschaft für Zubringerflüge ist ein wichtiger Hebel bei der Sanierung der Kernmarke Lufthansa, die im vergangenen Jahr Verlust machte. Sie soll nach dem Willen der Lufthansa zu niedrigeren Kosten arbeiten als die bisher für Kurzstrecken nach Frankfurt und München zuständige Cityline und erst recht günstiger als die Haupt-Airline Lufthansa. In diesem Jahr soll City Airlines auf zwölf Maschinen wachsen und auf längere Sicht mit einer noch viel größeren Flotte die Cityline ablösen. Dieser Plan stößt auf Kritik der dort etablierten Spartengewerkschaften Vereinigung Cockpit (VC) für die Piloten und UFO für die Flugbegleitenden.
Sollte Verdi Tarifabschlüsse bei City Airlines erreichen, wären VC und UFO wie schon beim Lufthansa-Ferienflieger Discover Airlines als Tarifpartner ausgebootet. Auch bei Discover gewann Verdi die Tarifabschlüsse, was für Ärger bei VC und UFO sorgte - die beiden kleineren Gewerkschaften haben damit im Lufthansa-Konzern bald nur noch bei der Kernmarke den Hut auf für die Arbeitsbedingungen des fliegenden Personals. Die VC ist außerdem bei der Lufthansa-Tochter Eurowings für die Tarifverträge des Cockpits maßgeblich.
Beschäftigte von Cityline sollten ursprünglich zu der neuen Fluglinie wechseln, um Cityline zu schließen. Aber weil die Konditionen bei City Airlines - etwa mit längeren Arbeitszeiten - schlechter sind, wechselten bisher fast keine Cockpitbeschäftigten und nur wenige aus der Kabine dorthin. Für die neue Airline heuert die Lufthansa daher externes Personal an. Der Parallelbetrieb dürfte noch einige Jahre weitergehen.
(Bericht von Ilona Wissenbach. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)