Tesla: Rückt die große Korrektur näher, während die etablierten Autobauer mehr und mehr aufholen? Viele Analysten sehen vor allem Volkswagen als möglichen Königsmörder

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Tesla hat den großen Autobauern dieser Welt mit seinem kometenhaften Aufstieg gezeigt, dass sich die beste Technologie eben doch durchsetzen kann, auch in einem Markt in dem es so unfassbar schwer ist als Neuling Fuß zu fassen, wie eben dem Automarkt. Doch Stillstand existiert beim Wettrennen um die Elektromobilität nicht, die großen Autobauer rücken mit ihren Umrüstungs-Offensiven langsam aber sicher wieder sehr viel näher an Tesla heran.

Volkswagen setzt sich mehr und mehr durch

Die Experten von Evercore ISI sehen Volkswagen bei Elektroantrieben auf dem Weg zu einer dominierenden Marktstellung gemeinsam mit dem bisherigen Technologieführer Tesla. Chris McNally zeigt sich in einer jüngst vorgelegten Studie mehr und mehr ermutigt von den Plänen des Autobauers, die Elektromobilität in seine Plattformstrategie zu integrieren. Das für dieses Jahr genannte Ziel, eine Million elektrifizierte Fahrzeuge auszuliefern, sei 20 Prozent anspruchsvoller als von Analysten im Konsens vermutet.

Die Ziele beim Aufbau eines eigenes Fabriknetzes für Batteriezellen sieht er allerdings etwas dürftiger. Das Ziel, den Produktionspreis pro Kilowattstunde an Batteriekapazität auf deutlich unter 100 Euro (umgerechnet etwa 120 US-Dollar) zu senken, fällt laut McNally von den Ambitionen der Konkurrenz ab. Tesla peile hier für 2023 ein Preisniveau von 60 bis 70 US-Dollar an und General Motors im Jahr 2025 etwa 80 Dollar.

Tesla ist derzeit am Gipfel – ist jetzt nur noch eine Kurs-Richtung wahrscheinlich?

Während die anderen Autobauer also nachrücken, muss Tesla sich wieder gegen mehr Gegenwind aufbäumen. Laut Per Lekander von der Fondsgesellschaft Lansdowne Partners sind es vor allem die steigenden Zinssätze an den Anleihemärkten, die Tesla zunehmend unter Druck setzen werden, da der weiter auf Wachstum orientierte Autobauer trotz des ersten in den schwarzen Zahlen abgeschlossenen Geschäftsjahres auf frisches Kapital angewiesen ist.

Gegenüber dem Nachrichtensender CNBC sagte der Fondsmanager, dass Tesla sich derzeit noch in einer Blase befinde und sein Unternehmen short in Tesla-Aktien ist. „Ich gehe davon aus, dass dieses Jahr das Comeback für die etablierten Autobauer sein wird“, sagte Lekander und auch er sieht vor allem Volkswagen in einer exzellenten Marktposition. „Es gibt ein paar goldene Nuggets, die langfristig die Gewinner sein werden.“ Kurzfristig halte er es jedoch für wahrscheinlich, dass die Zinssätze steigen werden und der Markt wieder erkennt, dass die etablierten Player nicht so schlecht aufgestellt sind, wie derzeit angenommen wird. Deswegen sieht er Abwärtspotenzial für Tesla.

Er zieht dabei vor allem Vergleiche zur Dotcom-Blase und nennt Unternehmen wie Cisco aus den USA und Nokia aus Europa als Beispiele, die technologisch zwar neue Maßstäbe gesetzt und sich langfristig auch durchgesetzt haben, nach der damaligen Manie jedoch trotzdem um 80 Prozent korrigiert haben.

Andere, darunter Analysten der US-Investmentfirma Wedbush Securities, sehen Tesla mehr und mehr in der Transformation zu einem Technologie-Unternehmen. Vor allem die jüngsten Aktionen des Unternehmens, 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin zu investieren und Musks neuer Titel „Technoking of Tesla“ seien nur die jüngsten Schritte in diese Richtung. „Wir glauben, dass dies darauf hindeutet, dass Musk Tesla in Zukunft eher als Technologie-Disruptor ansieht, insbesondere mit Robotaxis, FSD (Full Self-Driving) und massiven Fortschritten in der Batterietechnologie am Horizont“, wird einer der Analysten zittiert.

onvista-Redaktion/dpa-AFX

Titelfoto: vasilis asvestas / Shutterstock.com

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