Kutzers Zwischenruf: Gemischter Salat für Anleger

Hermann Kutzer · Uhr

Mir kommt inzwischen alles wacklig und wankelmütig vor. Die Nachrichtenlage seit dem Wochenende mahnt zur Vorsicht. Stimmung und Kurse an der Börse sehen zwar immer noch besser aus als das politische und wirtschaftliche Umfeld. Aber: Jetzt haben wir es nicht nur mit der ungewissen Zukunft des amerikanischen Trump-eltiers und dem absurden Brexit-Theater zu tun, müssen nicht nur besorgt die gefährliche Krise im Nahen Osten und die mutmaßlichen Fortschritte im internationalen Handelskrieg beobachten – jetzt kommen auch hierzulande noch gravierende innenpolitische Herausforderungen dazu, die anderswo längst an der Tagesordnung sind. Und die konjunkturellen Signale haben schon seit einiger Zeit unterschiedliche Farben.

„Für die Anleger ist all das ein bunter gemischter Salat an Informationen und Tendenzen“, rief mir vorhin ein befreundeter Investmentstratege zu und ergänzte: „Du kannst heutzutage nichts mehr prognostizieren, ohne die Einschränkungen, die Wenn und Aber mitzuliefern.“ Das gilt auch für die jüngsten Analysen und Vorhersagen, die mir seit gestern vorliegen. Man freut sich verständlicherweise über die anhaltende Höhenluft für wichtige Indizes auf beiden Seiten des Atlantiks. So kann es in den kommenden Wochen und Monaten weitergehen, heißt es überwiegend beim Blick nach vorn. Nur wird der Optimismus nicht laut hinausposaunt, sondern an diverse Voraussetzungen geknüpft. Im Mittelpunkt der Empfehlungen bleiben Sachwerte einschließlich der Unternehmensbeteiligungen (Aktien, Private Equity), strategische Rohstoffe (Palladium in Rekordhöhe!) und internationale Immobilien. Bemerkenswert: Nachhaltige Fonds melden zum Teil einen enormen Zulauf.

Ob die bevorstehende weitere Leitzinssenkung der Fed der Börse kurzfristig besondere Impulse verleiht, wage ich zu bezweifeln. Wichtiger für längerfristig orientierte Aktienfans ist, dass die besonders mutigen Analysten Recht behalten mit ihrem Zinsausblick für Europa: Eine geldpolitische Wende ist nicht in Sicht – im Gegenteil. Investoren müssen auch künftig mit niedrigen Zinsen rechnen – und das für mindestens eine Dekade. „Wir müssen uns in Europa auf japanische Verhältnisse einstellen“, lese ich heute früh in einer Analyse. Unsere Zinsen dürften bis mindestens 2030 niedrig bleiben. Das klingt zwar gut, geschätzte Anleger, ist es gesamtwirtschaftlich aber nur mit gravierenden Vorbehalten und Einschränkungen.

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