onvista-Börsenfuchs: Aktuelle Aktienkurse sind wie Aprilwetter im März

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Hallo Leute! Heute Morgen passte der Online-Wetterbericht wieder mal zur Börse: „Mittwoch schwankt zwischen Winter und Frühling.“ Was wir seit gestern an der Wall Street und bei uns erleben, ist eine Warnung an alle, an Bullen und Bären zugleich. Keiner hat die Peilung (wie auch). Die wilden Zuckungen von Dow und Dax entstehen durch hektisch-nervöse Reaktionen auf wechselhafte Ereignisse oder Stimmungen. Stellt Euch vorsorglich darauf ein, meine Freunde, dass dies noch einige Zeit so bleibt – nix klarer Trend also. Das zeigen auch die ganz schön unterschiedlichen Meinungen der Experten und „Experten“.

Gestern rutschte der Dow nach extrem schwankungsintensiven Handel um fast 800 Punkte oder knapp 3 Prozent ab. Eigentlich sollte die Notfall-Zinssenkung der Ami-Notenbank doch zur Beruhigung der Nerven und Märkte beitragen. Mission misslungen, wahrscheinlich momentan auch impossible: Die Risikoaversion nahm sogar zu. Nach Einschätzung namhafter Volkswirte zeigt die (überraschend eilige und kräftige) Zinssenkung der Amis, dass die Währungshüter die Corona-Krise total ernst nehmen. Und die Fed schreitet voran, obwohl die US-Wirtschaft am wenigsten betroffen ist. Die Notenbanken sind beunruhigt und wollen frühzeitig die Märkte beruhigen – auch andere Zentralbanken werden was machen. Außerdem setzen die Optimisten unter den Börsianern darauf, dass auch die Politik anregend eingreift, um eine Rezession zu verhindern.

Pessimisten bleiben erst einmal skeptisch, sind immer noch von der Baisse der vergangenen Woche schwer beeindruckt. Sie befürchten, dass dieser Rückgang erst der Anfang war und nur andeutet, was uns noch erwartet. Deutliche Worte auch von klugen Köpfen aus der Wissenschaft: Neue Zinssenkungen sind eine schwache Medizin gegen das Konjunkturvirus. Das gilt insbesondere für Europa, wo eine nennenswerte Dosis in der Negativzinssituation nicht mehr verabreicht werden kann. Mehr und mehr ist jetzt die Fiskalpolitik gefragt.

Es fällt wirklich schwer zu glauben, dass sich die Situation schnell verbessern wird. Neben den Infektionszahlen sind die Wirtschaftsnachrichten bei uns nach wir vor gemischt, aus China selbst aber voll schlecht. Da auf das Reich der Mitte etwa 40 Prozent des weltweiten BIP-Wachstums entfallen, wird es zunehmend schwieriger, Unternehmen zu finden, die nicht von diesem asiatischen Riesen abhängig sind. Anlegern, die den Zusammenhang ihres Portfolios mit China verringern möchten, wird von Analysten u. a. nahegelegt, sich aus Industrieunternehmen, insbesondere Aktien aus dem Bereich der Automobilindustrie, Halbleiter- und Ölfirmen zurückzuziehen. Stattdessen sollten sie einen Teil der Erlöse hieraus in die Bereiche Gesundheit, Technologie und Grundnahrungsmittel investieren.

Der Gelassene wird sagen „Macht nix“. Vorsichtige Anleger drehen jetzt erst einmal die Worte um in „Nix machen“. Noch was Intellektuelles mit positivem Vorzeichen gefällig? „Eine Krise ist ein produktiver Zustand – man muss Ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen“ (Max Frisch).

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