onvista-Börsenfuchs: Hurra, auch die Konjunktur verläuft wie ein „V“

onvista · Uhr

Hallo Leute! Grund zur Freude, aber nicht zum lauten Jubel – der neue Ifo-Geschäftsklimaindex hat die Optimisten mindestens bestätigt. Nur sind die Ergebnisse der monatlichen Umfrage der Münchner Forscher für die Börse diesmal keine besondere Überraschung, deshalb reagierte der Dax auch nicht mit einem spontanen Freudensprung. Jedenfalls hat sich die Stimmung unter den Unternehmen in Deutschland weiter verbessert. Der vom Ifo-Institut berechnete Indikator ist zum dritten Mal in Folge gestiegen. Wichtig: Die Unternehmen blicken nicht nur „vorsichtig optimistisch“ nach vorn, sondern sind auch schon mit ihrer aktuellen Lage merklich zufriedener.

Die Charts machen’s deutlich, meine Freunde: Denn der Ifo-Index ähnelt im bisherigen Jahresverlauf bildlich wie der Dax – wie ein großes „V“ (steil runter, dann eilig wieder steil rauf). So etwas hatten während der Crash-Tage nur die Extrem-Bullen unter den Volkswirten und Analysten als Hoffnung beschrieben (ich selbst gehörte nicht dazu). Andere Propheten sahen eher ein großes „W“ oder (wie ich) nur ein „L“.

Oft höre ich die Frage, warum „der Ifo“ so stark beachtet wird. Nun, dieser Geschäftsklimaindex basiert nicht auf Meinungen und Prognosen der Börsenakteure, sondern auf ca. 9.000 (!) monatlichen Meldungen von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, des Dienstleistungssektors, des Handels und des Bauhauptgewerbes. Die Unternehmen werden gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate mitzuteilen. Sie können ihre Lage mit „gut“, „befriedigend“ oder „schlecht“ und ihre Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monaten als „günstiger“, „gleichbleibend“ oder „ungünstiger“ kennzeichnen.

„Deutsche Unternehmen vertrauen auf den Aufschwung“, reagierte vorhin das Research der DZ Bank spontan auf den Juli-Ifo mit dem Hinweis, dass die Geschäftserwartungen sogar so positiv wie seit rund 1,5 Jahren nicht mehr seien. Das zeigt, wie die Genossen betonen, dass die deutsche Wirtschaft überzeugt ist, dass in der Corona-Krise das Schlimmste überwunden ist und es im dritten Quartal wieder kräftig aufwärts gehen wird. Andere Strategen bestätigen, dass einer nachhaltigen Konjunkturerholung nichts im Wege zu stehen scheint, vorausgesetzt dass eine zweite Pandemie-Welle ausbleibt.

Hiervon sollten nach Einschätzung der Deutsche- Bank-Analysten zyklische Sektoren wie Minen, Industrie oder Finanzen profitieren, die erst knapp die Hälfte ihres Kurseinbruchs von Februar/März wettgemacht haben. Wegen zu erwartender Nachholeffekte – begünstigt durch eine erhöhte Sparneigung in der Krise – gilt dies zudem auch für Aktien von Herstellern zyklischer Konsumgüter. Eine weitere Outperformance der bisherigen Krisengewinner wie Gesundheit oder Basiskonsum wird dagegen nicht erwartet. Leute, den letzten Teil der Unterscheidung nach Themen sehe ich positiver: Gesundheitsaktien (Healthcare) verbinden meist defensiven mit Wachstumscharakter – da ist langfristig noch viel Musik drin! Und Corona wirkt wie ein Turbo auf die einschlägige Forschung und Pharmaindustrie vor allem bei der Suche nach Virus- und Krebs-Bekämpfern bzw. Impfstoffen.

Apropos Corona: Nimmt man alle neuen Zahlen aus aller Welt zusammen, muss man schon fast von einer zweiten Infektionswelle sprechen. Entsprechende Warnungen der Virologen werden lauter. Vielleicht hat das auch den positiven Effekt des neuen Ifo auf die Aktienkurse gedämpft. Außerdem ist ja auch nicht auszuschließen, dass (beim Verlauf von Konjunktur und Aktien) aus dem großen V noch ein großes W wird.

Bleibt gesund und wachsam, meine Freunde!

Das könnte dich auch interessieren

Meistgelesene Artikel