onvista-Börsenfuchs: Nicht nur mit dem „Sweet Spot“ am Aktienmarkt zuschlagen

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Hallo Leute! Erkennt Ihr den „Sweet Spot“ an der Börse oder kriegt Ihr weiche Knie beim Thema Inflationsgefahr wegen der irre hohen Verschuldung? Vor allem Tennisspieler und Golfer unter Euch kennen im Englischen den „süßen Punkt“: Mit Sweet Spot wird in unterschiedlichen Themengebieten eine Art effektive Zone bezeichnet. Wenn sich etwas im Sweet Spot befindet, hat es bzw. erhält es die optimale Wirkung. Eine mögliche freie Übersetzung ist dafür optimaler Punkt, idealer Punkt oder optimaler Bereich. Ich will Euch heute zwei aktuelle gegensätzliche Ansichten von prominenten Investmenthäusern weitergeben.

Allianz Global Investors (AllianzGI) überträgt Sweet Spot in seiner Wochenanalyse auf den Aktienmarkt und ermuntert Euch, denn: Der günstige Mix aus Konjunkturerholung und maximalem Stimulus (durch Notenbank und Fiskus) wird nur eine begrenzte Zeit anhalten. Selbst wenn das Infektionsgeschehen in der kälteren Jahreszeit eine weitere Konjunkturerholung zulässt, könnte sich die Dynamik allmählich abschwächen. Die Möglichkeiten für noch mehr geldpolitische Anregung sind begrenzt, und auch die Regierungen werden irgendwann mit Budgetzwängen konfrontiert werden. Politisch brisant könnte sich die „konfrontative Haltung“ der Briten bei den Brexit-Verhandlungen erweisen. Empfehlen die Strategen: Nachdem die Nervosität bei einer Handvoll hochgejubelter US-Technologiewerte zunehmend steigt, bieten sich weiterhin Chancen in anderen Regionen, zum Beispiel in Europa und China.

Zwar treibt die Geld- und Fiskalpolitik weiterhin die Inflation der Vermögenspreise an. Inwieweit die Bewertungen an den Märkten gerechtfertigt sind, ist allerdings fraglich, mahnt dagegen BlueBay Asset Management Die Unsicherheit bleibt hoch: „Ein stärkerer Einbruch der Aktienmärkte kann nicht ausgeschlossen werden – ein Klima der Unsicherheit ist nicht unbedingt dazu angetan, große Investitionsrisiken einzugehen. Vorerst scheint Geduld angebracht. Möglicherweise stehen den Marktteilnehmern schwere Zeiten bevor.“ Hm.

Ich denke eher an eine dritte Möglichkeit: Die kurz- bis mittelfristigen Anlagechancen am Aktienmarkt werden in der Breite zwar abnehmen, doch bleiben Teilmärkte und Einzelwerte international in genügender Zahl für Kaufwillige attraktiv. Außerdem: War der Sweet Spot rückblickend nicht die Phase unmittelbar nach dem Crash? Und bedrohliche Inflationsgefahren sehe ich nicht – unsere Verbraucherpreise verharren immer noch nahe null. Sie werden steigen, keine Frage. Aber bleibt cool, meine Freunde, denn erfahrungsgemäß sind mäßige steigende Teuerungsraten keine Gefahr für den Aktienmarkt (im Gegensatz zu Anleihen), sondern lenken sogar weitere Investitionen dorthin. Das schließt vorübergehende Schwächeanfälle von Dax & Co. nicht aus.

Eins noch: Wer die Schläger beim Tennis oder Golf schwingt, weiß (zumindest als Fortgeschrittener), dass man nicht immer den Sweet Spot braucht, sondern auch durch eine andere Schlägerhaltung bestimmte Ziele erreichen kann.

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