Kutzers Zwischenruf: Jetzt haben Aktien noch weniger Konkurrenten

Hermann Kutzer · Uhr

Das zeitliche Zusammentreffen des Wahlsiegs von Joe Biden mit der Impfstoff-News von Biontech wirkt wie ein wichtiger Reset. Aufbruchstimmung breitet sich aus. Alles wird jetzt gut, was viele Anleger ermutigt, heftig zuzuschlagen. Ergebnis: Gestern sind die Aktienkurse „explodiert“, wie es einige Medien formuliert haben. Vorsicht bei der Kommentierung! Denn wichtige Fragen sind noch offen. Und die betreffen vor allem den Faktor Zeit: Was tritt wann ein?

In dieser Hinsicht unterscheiden sich auch die frisch renovierten Analysen internationaler Volkswirte und Vermögensverwalter. Vor allem Zins- und Inflationsentwicklung und das Konjunkturtempo werden unterschiedlich gesehen. Das hat für die konkrete strategische Umsetzung zur Folge, dass die einen an Wachstumswerten (Growth) festhalten, andere dagegen auf die Bevorzugung von defensiven Aktien (Value) umschwenken. Sie kennen ja meine grundsätzliche Empfehlung dazu, geschätzte Anleger, diese beiden Investmentstile nicht scharf zu trennen, sondern Aktien zu favorisieren, die beide Elemente verkörpern.

Ein klares Szenario zeichnen die Fondsmanager von J O Hambro: Die Inflation kehrt zurück, und mit ihr steht eine Neupositionierung des Portfolios an. Anleihen und ihre traditionellen Portfoliofunktionen wie Diversifizierung, Einkommensgenerierung und Kapitalerhalt werden mit einem Fragezeichen versehen – ein Paradigmen-Wechsel mit umfassenden Konsequenzen für die strategische Asset Allokation. Für eine robuste Portfoliopositionierung für das Inflationsszenario wird graten, folgende Faktoren zu beachten. Bei Value-, Dividenden- und Vorzugsaktien sehen die Experten Renditen, die aktuell im historischen Durchschnitt angesiedelt sind. Hierbei sollten Investoren die volatilen Sektor-Schwergewichte Finanzen und Energie außen vor lassen. Growth-Titel übertreffen weiterhin Value-Aktien. Hier sei jedoch eine Trendabkehr in Sicht.

Interessant die soeben vorgelegte monatliche ZEW-Umfrage: Danach fallen die Konjunkturerwartungen für Deutschland im November abermals sehr stark. Die Einschätzung der konjunkturellen Lage hat sich leicht verschlechtert. Die befragten Finanzmarktexperten sorgen sich um die wirtschaftlichen Auswirkungen der zweiten Covid-19-Welle. Es wird außerdem befürchtet, dass die deutsche Wirtschaft erneut in eine Rezession fallen könnte. Nach den Aussagen der Experten haben weder die Entwicklungen bei den Brexit-Verhandlungen noch der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl derzeit Einfluss auf die Konjunkturerwartungen für Deutschland. Die Erwartungen an die Konjunkturentwicklung in der Eurozone sinken ebenfalls zum zweiten Mal in Folge sehr stark. In die ZEW-Umfrage konnte die gestrige Impfstoff-Nachricht (Biontech) noch nicht einfließen, jedenfalls nicht maßgeblich.

Ich sehe auch am weiteren Horizont weder einen spektakulären Wirtschaftsboom, noch eine deutliche und nachhaltige Reinflationierung. Darum ist nicht angesagt, jetzt hektisch zu reagieren. Ich rate zu stufenweisen Aktienkauf mit Teilbeträgen als Gegenbewegung zu dem von mir vor Monaten empfohlenen Teilabbau der Aktienbestände. Eines ist so klar wie lange nicht mehr: Aktien bilden die attraktivste Anlageklasse (langfristig sowieso).

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