onvista-Börsenfuchs: Dow und Dax brauchen jetzt eine Bestätigung

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Hallo Leute! Waren die Propheten (wieder mal) zu vorsichtig oder geht dem Dax in der Höhe die Luft aus? Heute hat er erst mal Atemprobleme – vielleicht sind’s aber nur ganz normale Gewinnmitnahmen. Ich will bei der Gelegenheit an die Mehrheitsmeinung der Anlageprofis erinnern, die dem Dax vor einigen Wochen ein Endziel von 14.000 Punkten (oder ein Tick mehr) für 2021 bescheinigt hatten. Die erste Stimmungserhebung von Sentix, an der 1.168 Anleger, davon 277 institutionelle teilgenommen haben, liefert eine simple Begründung für den bisher vorherrschenden Optimismus: Die Börse eilt der Realität voraus.

Der soeben ermittelte Indikator der Konjunkturerwartungen für Euroland entwickelt sich weiter sehr positiv. Obwohl große Teile Europas unter einem Lockdown leiden und die Corona-Pandemie in anderen Teilen der Welt neu aufzuflammen scheint, steigen die Konjunkturerwartungen weiter an. In Euroland erreichen sie mit 33,5 Punkten den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen 2003! Erläutert Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner: „Diese sehr positive Einschätzung der Erwartungen dürfte sehr mit den Aussichten auf eine erfolgreich verlaufende Impfkampagne sein. Denn im Gegensatz dazu zieht die Lage nur sehr langsam mit, in Asien messen wir sogar einen Rückgang! Der Konjunktur-Gesamtindex für den Euroraum steigt zum Jahresstart um 3,6 Punkte und notiert mit +1,3 Punkten erstmals seit Februar 2020 wieder im positiven Bereich! Diese Entwicklung hat die Fachleute angesichts der weitreichenden Einschränkungen der wirtschaftlichen Betätigung zum Beispiel in Deutschland und Österreich schon „sehr überrascht“.

Die Anleger erwarten für die deutsche Industrie ganz offensichtlich ein gutes Jahr 2021, denn hier ist der Sentix-Indikator auf den höchsten Wert seit 2009 gestiegen, als die Frankfurter Marktforscher mit ihrer Deutschland-Befragung gestartet sind. Auch wenn sich auch die Lagewerte zum sechsten Mal in Folge auf -15,8 Punkte weiter verbessert haben, zeigt dieser negative Wert, dass die rezessiven Tendenzen hierzulande keineswegs gänzlich verschwunden sind und die Erholung sich zäh gestaltet. Positiv ist zu werten, dass die starken Preisanstiege bei Kupfer und anderen Industriemetalle für eine gute Weltkonjunktur stehen. Resümiert Hübner: „Unterm Strich stimmt die Richtung, aber die Erwartungen sind wie in Euroland zu euphorisch und zeigen wenig Respekt von den negativen Wirkungen der Lockdown-Politik.“

Und was ist in der Erhebung für Ami-Land herausgekommen? Die Börse hatte ihr Urteil ja schnell gefällt und dem gewählten Präsident den typischen Honeymoon beschert. Auch die Konjunkturerwartungen haben sich in den letzten beiden Monaten deutlich verbessert. Doch Vorfreude ist eines, nun muss Joe Biden auch liefern. Denn auch in den „Vereinigten“ Staaten verbessern sich die Lagewerte nur langsam; auch jenseits des Atlantiks sind nach wie vor Rezessionsmomente gegeben. Die Erwartungen scheinen auch bei den Amis der schwierigen Lage vorausgeeilt, denn

die Anleger werden in den nächsten Wochen sehr genau anschauen, ob und welches Programm der neue Präsident abarbeiten will.

Hoffnung auf Besserung allein reicht also nicht mehr, meine Freunde, jetzt muss geliefert werden. Corona, Wirtschaft und Politik entscheiden in den nächsten Wochen bei den kurz- bis mittelfristigen Anlegern, wie die sich verhalten werden.

Bleibt gesund und optimistisch, Leute!

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