Tesla: Buy the Dip – Ja wie oft denn noch?

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Viele Anleger, die noch nicht so lange mit Aktien handeln, lernen gerade die andere Seite der Börse kennen: Ja, Kurse könne auch fallen! Es ist etwas mehr als ein Jahr her, seitdem viele große Indizes ihr Tief gesehen haben. Von diesem Zeitpunkt an haben die Kurse wieder angezogen und sind auch fast ein Jahr nur in die Höhe geschnellt. Seit Mitte Januar ist der Trend allerdings bei vielen hochgelobten Aktien – besonders aus dem Technologie-Sektor – gebrochen. Sehen wir bei den Werten eine dringend notwendige Korrektur oder ist es doch mehr?

Die Tesla-Aktie 

Ein Paradebespiel für die aktuelle Situation ist das Papier von Tesla. Die Aktie des Elektroauto-Pioniers gehörte zu den absoluten Highflyern des Jahres 2020. Die Anleger bekamen in nur 12 Monaten fast das ganze Börsenspektrum geboten: Short-Squeeze, Aktiensplit und eine Kapitalerhöhung. Einen Grund zum ärgern gab es allerdings bei den ganzen Szenarien nicht. Im vergangenen Jahr hat der Kurs von Tesla um satte 743 Prozent zugelegt.

Chart Tesla – vom 01.01.2020 bis zum 31.12.2020

Damit war das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht. Mit rund 705 Dollar startete das Musk-Papier in das Jahr 2021, machte sich gleich auf den Weg Richtung 1.000 Dollar und seinen Chef zwischenzeitlich zum reichsten Mann der Welt. Vor dem Aktiensplit  war die Marke keine große Hürde, doch diesmal ging die Reise nur bis etwas mehr als 900 Dollar, dann war Schluss. In der Spitze sackte der Kurs dann sogar unter die Marke von 600 Dollar. Eine Korrektur von mehr als 30 Prozent.

Chart Tesla vom 01.01.2021 bis zum 25.03.2021

Wie geht man damit um?

Mittlerweile hat sich die Stimmung bei Tesla etwas gedreht. Nachdem der kalifornische Autobauer zwischenzeitlich an der Börse mehr wert war als alle anderen etablierten Autobauer zusammen, wurden die kritischen Stimmen immer lauter. Das Argument, dass Tesla kein reiner Autobauer sei, sondern ein Technologiekonzern und daher eine höhere Bewertung rechtfertige, verbrauchte sich in diesem Jahr so langsam. Trotzdem gibt es eine ganz bekannte und beliebte Investment-Managerin, die an Tesla glaubt und fleißig nachgekauft hat – Cathie Wood. Für sie war „Buy the Dip“ fast schon Pflicht.

Der Star steht auf Tesla und muss das auch!

Der Erfolg der Tesla-Aktie ist eng verknüpft mit dem Erfolg von Cathie Wood. 2014 gründete Wood Ark Invest – heute, etwa 7 Jahre später verwaltet sie ein Vermögen von rund 60 Milliarden Dollar. Diesen rasanten Aufstieg verdankt die Chefin von Ark Invest ihrem guten Gespür und der Entwicklung der Tesla-Aktie. Anfang 2018 wurden immer mehr Stimmen laut, dass Elon Musk seine Versprechen nicht halten kann. Der Tesla-Chef sprach selbst von der „Produktionshölle“. Er musste sich viel einfallen lassen, um die Aktionäre bei der Stange zu halten und nicht von den Short-Sellern aufgefressen zu werden.

In dieser schwierigen Phase machte Cathie Wood zum ersten Mal so richtig  von sich reden. Die Tesla-Aktie stand zu diesem Zeitpunkt – vor dem Aktiensplit –  bei 300 Dollar. Ark Invest veröffentlichte die Prognose das Tesla in fünf Jahren einen Kurs von 4.000 Dollar erreichen würde. Einer der Gründe für die Annahme: Aufgrund des neuen KI-Chips seien die Kalifornier der Konkurrenz zwischen drei und vier Jahren voraus. An der Wall Street wurde die Prognose mit einem abfälligen Lächeln oder Kopfschütteln bedacht.

Cathie Wood lag allerdings genau richtig und die Tesla-Aktie wurde ihr Meisterstück – mit dem überschreiten der 800 Dollar Marke (nach dem Aktiensplit) erreichte Tesla das ausgerufene Ziel schon fast zwei Jahre früher. Die Performance  der Aktie sicherte ihr zu einem großen Teil den Erfolg, den sie jetzt hat. Sie ist besonders beliebt bei der jüngeren Generation. Reddit- und RobinHood-Anleger tragen stolz T-Shirts mit einem Bild der ihrer Meinung nach besten Investorin der aktuellen Zeit. Zum Teil folgt die neue Generation von Anlegern den Trades von Cathie Wood blind, wie im Forum der Wallstreetbets mitunter zu lesen ist.

Neue Studie zu Tesla von Ark Invest

Vergangenen Freitag hat die Investmentgesellschaft von Cathie Wood die Einschätzung zu Tesla aktualisiert. Die neue Analyse hat die gleichen Reaktionen unter Marktbeobachtern ausgelöst, wie 2018. Die Gründe sind zwar mittlerweile andere, das Kursziel ist allerdings im besten Falle gleich geblieben. Erneut rechnet Ark Investment damit, dass  die Tesla Aktie in 4 Jahren, also 2025, bei 4.000 Dollar stehen könnte.

# Tesla: ARK Invest bleibt super bullisch – 2025 könnte die Aktie im besten Fall auf 4.000 Dollar steigen

Wieder ist der Erfolg von Cathie Wood eng mit Tesla verknüpft

Die Ark-Chefin ist ihrer Linie bei Tesla treu geblieben. Bei einem Schwächeanfall hat sie in ihren ETFs konsequent nachgekauft. Dadurch ist Tesla in gleich drei Produkten von Ark mit jeweils knapp 11 Prozent die mit Abstand größte Position. Sollte die Prognose von Ark Invest erneut eintreten, dann wird Cathie Wood noch lange Zeit ein Star in der Investment-Branche bleiben und noch mehr Gehör finden. Allerdings steht Ark Invest mit seiner neuen Meinung zu Tesla erneut ziemlich alleine da. Der überwiegende Teil der Analysten-Gilde sieht das Potenzial bei den Kaliforniern eher als ausgeschöpft an.

Die Kaufempfehlungen der Experten werden immer weniger. Laut FactSet empfehlen aktuell von den 34 Analysten an der Wall Street, die Tesla beobachten, nur noch 10 zum Kauf. 15 Experten empfehlen das Papier zu halten und  9 raten sich von dem Papier zu trennen. Das durchschnittliche Kursziel der 34 Analysten liegt bei 652,40 Dollar, was nur noch ein geringes Potenzial nach oben bedeutet.

Gewagte Thesen von Cathie Wood?

Über die aufgestellten Thesen von Ark Invest lässt sich mit Sicherheit streiten. Für die bärische Annahme, dass Tesla in 4 Jahren die Fahrzeugproduktion von 0,5 Millionen Fahrzeugen auf 5 Millionen steigert, muss sich Elon Musk und sein Team schon gewaltig strecken – ganz zu schweigen davon, was Tesla im gleichen Zeitraum leisten müsste, um 10 Millionen Fahrzeuge zu produzieren. Aber Elon Musk hat schon E-Flitzer in einem Zelt produziert, um versprochene Absatzzahlen einzuhalten. Wer weiß, was da noch kommt bei Tesla?

Ob das Versicherungsgeschäft wirklich in dieser Größe aufgebaut werden kann, ist aktuell schwer vorherzusagen und eine Flotte von Robo-Taxis, welche die Tesla Kassen gewaltig füllen, hört sich auch eher nach Zukunftsmusik aus dem Jahr 2030 oder 2050 an.

Dass die Kalifornier ihren Vorsprung beim „Autonomen Fahren“ behaupten können, ist auf Grund der gesammelten Fahrzeugdaten schon gut anzunehmen.

Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut

Das Team von Cathie Wood hat nicht behauptet, dass Tesla diese aufgezeigten Ziele morgen oder Ende des Jahres erreicht, sondern 2025. Bis dahin ist noch vieles möglich, auch wenn es jetzt noch unrealistisch erscheint. Auf jeden Fall zeigt die Analyse von Ark Invest wie viel Fantasie in der Aktie von Tesla noch schlummert und die wird ja schließlich an der Börse gehandelt und nicht der Ist-Zustand. Elon Musk hat in seiner Zeit als Tesla-Chef schon einige Häschen aus dem Hut gezaubert, welche die Anleger elektrisiert haben. Und ich bin mir sicher, dass er noch einige Zaubertricks auf Lager hat.

Geduld ist verloren gegangen

Wer die Entwicklung der Tesla Aktie von Anfang an betrachtet, der wird feststellen, dass Tesla immer mal wieder schwierige Phasen durchgemacht hat. Nach der steilen Performance im vergangenen Jahr war die Zeit reif für eine deutliche Korrektur. Die ist jetzt da und für viele Anleger, die sich im vergangenen Jahr aufgrund der immer neuen Hochs nicht getraut haben die Aktie zu kaufen, bietet sich eine neue Gelegenheit, am zukünftigen Erfolg von Tesla teilzuhaben.

Allerdings ist jetzt Geduld gefragt. Tesla wird 2021 bei weitem nicht die gleiche Performance hinlegen wie im Jahr zuvor. Zum einen versuchen die Börsen wieder in „normales“ Fahrwasser zurückzukehren und zum anderen ist die Short-Quote bei Tesla nicht mehr so hoch wie 2020.

Wenn das Papier dieses Jahr wieder an sein Allzeithoch bei etwas mehr als 900 Dollar heranlaufen kann, dann dürfte 2021, zumindest für die Anleger, die jetzt eingestiegen sind,  ein gutes Jahr mit der Aktie werden. Wer vor der Korrektur eingestiegen ist, kann den Einstiegspreis ins Papier verbilligen und wird wahrscheinlich erst im kommenden Jahr wieder Spaß an der Aktie haben. Aber er wird zurückkommen, da bin ich mir sicher. Wer jetzt bei Tesla Geduld mitbringt und nicht erwartet, dass die Aktie in zwei bis drei Wochen wieder auf die alten Höhen zurück klettert, der wird sich über sein Investment freuen.

Wer mit Ruhe an die Aktie rangeht, der muss sich auch nicht alle zwei Tage fragen, was mache ich jetzt mit der Aktie, die Position ist rot. Auch ein Papier wie Tesla braucht einmal eine Pause zum Aufladen. Klingt nach dem Jahr 2020 komisch, ist aber so. Daher sehen wir nicht nur bei Tesla eine Korrektur und nicht mehr. Es dürfte jetzt wieder die Geduld und nicht die Schnelligkeit belohnt werden.

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Von Markus Weingran

Foto : canadianPhotographer56 / shutterstock.com

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