VW: Chipmangel könnte noch größer werden ++ Hendsoldt: Leonardo-Einstieg lässt Aktie jubeln ++ Ocugen: Impfstoff-Rallye geht weiter

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Die Aussicht auf eine fortgesetzte Konjunkturbelebung und ein teils knappes Angebot treiben den Kupferpreis weiter an. Am Montag stieg der Preis für eine Tonne des Industriemetalls auf den höchsten Stand seit etwa zehn Jahren. An der Rohstoffbörse in London wurde ein Höchststand von 9650 US-Dollar markiert. Das ist der höchste Stand seit Mitte 2011.

Das in der Industrie vielseitig eingesetzte Kupfer profitiert vor allem von der Aussicht auf konjunkturelle Besserung. Die großen Verbrauchsländer USA und China erholen sich derzeit kräftig von dem schweren Wirtschaftseinbruch in der Corona-Krise. Auch in Europa mehren sich die Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung. Hinzu kommt der aktuell schwache Dollar, der das in der US-Währung gehandelte Edelmetall für Nachfrager außerhalb des Dollarraums rechnerisch vergünstigt.

Auf der Angebotsseite bestehen weiterhin Engpässe als Folge der Corona-Pandemie. Die Rohstoffexperten der Commerzbank sprechen von anhaltenden Problemen in der Versorgungssituation am Kupfermarkt. Ursache seien die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Minenproduktion und den Transport des Rohstoffs. In der Summe lässt also eine steigende Nachfrage bei knappem Angebot die Preise steigen.

Dax: Richtig aufgewacht ist der Leitindex noch nicht

Nach der letztlich schwachen Vorwoche ist der Dax am Montag ruhig in den Handel gestartet. Der Leitindex legte im frühen Handel nur knapp 0,06 Prozent auf 15 289,40 Punkte zu. Das Hin und Her der vergangenen Wochen im Bereich zwischen 15 000 Punkten und dem Rekord von knapp über 15 500 Zählern ging damit aber in die nächste Runde.

Laut Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners nehmen die Anleger zum Wochenstart eine abwartende Haltung ein. „Wir stehen am Beginn einer spannenden Börsenwoche“, so der Experte. Er verwies dabei auf die Berichtssaison sowie den Zinsentscheid der US-Notenbank Fed. Auch die am Freitag gestiegenen US-Börsen geben dem Dax keinen frischen Schwung.

Der MDax schlug sich zu Wochenbeginn aber etwas besser, der Index mit den mittelgroßen deutschen Werten legte 0,35 Prozent auf 32 888,45 Punkte zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 dagegen bewegte sich knapp im Minus.

VW: Chipprobleme könnten noch größer werden

Der Volkswagen -Konzern befürchtet wegen der anhaltenden Flaute bei der Versorgung mit Elektronikchips noch größere Schwierigkeiten im jetzt laufenden Quartal. „Von Zulieferern und auch aus der Volkswagen-Gruppe selbst heraus wird uns gesagt, dass wir im zweiten Quartal vor erheblichen Herausforderungen stehen, wahrscheinlich noch herausfordernder als im ersten Quartal“, sagte Seat-Chef Wayne Griffiths im Interview der „Financial Times“ („FT“/Online). Der VW-Konzern hatte bereits davon gesprochen, dass im ersten Quartal rund 100 000 Autos wegen Chipmangels nicht wie geplant hätten produziert werden können – und das sei im Jahresverlauf wohl auch nicht mehr wettzumachen.

Bei der Produktion im Seat-Stammwerk im spanischen Martorell lebe man derzeit „von der Hand in den Mund“, so der seit Oktober amtierende Seat-Chef. Erst nach Belieferung von Elektronikbauteilen durch die Hersteller entscheide die VW-Tochter derzeit, welche Modell aktuell gebaut würden. In diesem Jahr sei Flexibilität entscheidend.

In den Werken des VW-Konzerns wird derzeit immer wieder die Produktion von Autos gestört, weil elektronische Bauteile fehlen. So drosselt die VW-Tochter Audi in der kommenden Woche die Produktion im Werk Neckarsulm, auch in der Slowakei gibt es derzeit beim VW-Konzern Probleme.

Viele Autobauer aus Deutschland und dem Rest der Welt haben derzeit mit verzögerter Lieferung von Halbleitern zu kämpfen. Daimler kündigte an, in nächster Zeit womöglich mehr Mitarbeiter als ohnehin bisher geplant in die Kurzarbeit zu schicken. Die Schwaben haben im ersten Quartal vor allem hochpreisigere und lukrativere Modelle beim Bau priorisiert und wollen die Auswirkungen auf die Luxusmodelle wie die S-Klasse auch weiter in Grenzen halten. BMW äußerte sich bisher vergleichsweise entspannt zur Chipflaute. Die Bayern gehen davon aus, sich rechtzeitig mit ausreichenden Liefervereinbarungen eingedeckt zu haben.

Hensoldt: Leonardo steigt ein

Der italienische Rüstungs- und Luftfahrtkonzern Leonardo hat das Rennen um einen Einstieg beim deutschen Rüstungselektronik-Hersteller Hensoldt gemacht. Der US-Finanzinvestor KKR verkauft ein Aktienpaket von 25,1 Prozent an die Italiener, wie Hensoldt am Samstag in Taufkirchen bei München mitteilte. Darüber sei ein entsprechender Kaufvertrag geschlossen worden. Leonardo zahlt je Aktie 23 Euro und damit rund 606 Millionen Euro insgesamt, wie die Italiener mitteilten. Hensoldt hatte bereits unter der Woche KKR-Gespräche mit mehreren Interessenten für das Anteilspaket bestätigt. Behörden müssen dem Geschäft noch zustimmen.

„Mit dieser Transaktion haben wir einen zweiten langfristigen Ankeraktionär in unserem Unternehmen und einen starken potenziellen strategischen Partner, mit dem wir bereits erfolgreich an einer Reihe von Programmen zusammenarbeiten“, sagte Hensoldt-Chef Thomas Müller laut Mitteilung.

Die Aktien wechseln nun mit einem deutlichen Aufschlag von knapp der Hälfte den Besitzer. Am Freitagabend schlossen die im SDax notierten Hensoldt-Papiere im elektronischen Xetra-Handel mit einem Kurs von 15,58 Euro. Dabei hatten sie in den Tagen zuvor bereits deutlich zugelegt wegen entstehender Übernahmefantasie. Anfang April war die Aktie nur um die 13 Euro wert gewesen. KKR hatte Hensoldt im September 2020 für 12 Euro das Stück an die Börse gebracht.

KKR hatte Ende März bereits eine Sperrminorität von 25,1 Prozent an den Bund verkauft. Deutschland war bei Hensoldt eingestiegen, weil das Unternehmen auch Schlüsseltechnologien aus den Bereichen Krypto-Technik und Sensorik liefert, bei denen die Bundesregierung einen unerwünschten Zugriff verhindern will. Hensoldt ist die ehemalige Radarsparte des Luft- und Raumfahrtkonzerns Airbus , die der Finanzinvestor 2017 übernommen hatte.

Italiens Verteidigungsminister Lorenzo Guerini lobte den Deal auf Twitter. Damit bewege sich Leonardo in Richtung europäischer Kooperation im Verteidigungssektor. Der italienische Staat hält gut 30 Prozent der Anteile an Leonardo.

Nach dem Vollzug des Verkaufs von Anteilen an die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sowie an Leonardo werde KKR dann noch einen Anteil von rund 18 Prozent an Hensoldt halten, hieß es vom Unternehmen. Leonardo rechnet damit, den Anteilskauf in der zweiten Jahreshälfte abschließen zu können. Mit dem Zuschlag für Leonardo gehen weitere Interessenten wie die europäischen Rüstungskonzerne Thales (Frankreich), Saab (Schweden) und Indra (Spanien) leer aus. Insbesondere Thales waren in Medienberichten gute Aussichten eingeräumt worden.

Kurz & knapp:

Ocugen: Das amerikanische Unternehmen plant weiter in diesem Jahr einen von Bharat Biotech aus Indien entwickelten COVID-19-Impfstoff auf den US-Markt zu bringen. Wie BioSpace berichtet soll eine Zwischenanalyse der Phase-III-Daten zeigen, dass der Impfstoff eine Wirksamkeit von 78% gegen leichte bis mittelschwere Infektionen und eine Wirksamkeit von 100% gegen schwere Infektionen aufweisen. Die Aktie setzt heute ihre Rallye fort, obwohl der Impfstoff nicht unumstritten ist.

Philips: Der niederländische Medizintechnikkonzern ist mit deutlichen Zuwächsen ins Jahr gestartet. Die vor dem Verkauf stehende Hausgeräte-Sparte herausgerechnet, stieg der Umsatz im ersten Quartal auf vergleichbarer Basis um neun Prozent auf gut 3,8 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Montag in Amsterdam mitteilte. Für das laufende Jahr rechnet Konzernchef Frans van Houten jetzt mit einem Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Bisher hatte er ein Plus im niedrigen einstelligen Prozentbereich angepeilt. Der um Sonderposten bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Unternehmenswerte (bereinigtes Ebita) legte im ersten Quartal um 74 Prozent auf 362 Millionen Euro zu und damit stärker als von Analysten im Schnitt erwartet. Allerdings musste Philips wegen eines Qualitätsproblems bei einem Produktteil 250 Millionen Euro zurückstellen. Unter dem Strich blieb für die Aktionäre zwar ein Gewinn von 39 Millionen Euro und damit eine Million mehr als ein Jahr zuvor. Im fortgeführten Geschäft fuhr der Konzern wegen der Sonderbelastung allerdings einen Verlust von 34 Millionen Euro ein. Philips hatte Ende März mitgeteilt, seine Haushaltsgeräte-Sparte für eine Milliardensumme an einen Investmentfonds aus China zu verkaufen.

Nestle: Der Nahrungsmittelkonzern will sich im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel offenbar mit einem milliardenschweren Zukauf verstärken. Der Konzern führe Gespräche über den Kauf des US-Vitaminherstellers Bountiful, sagten mit den Vorgängen vertraute Personen dem „Wall Street Journal“ (WSJ). Ein Deal im Volumen eines mittleren einstelligen Milliardenbetrags könnte kommende Woche unter Dach und Fach sein, sagten die Insider gemäß dem am Freitagabend veröffentlichten Bericht weiter. Es sei aber nicht garantiert, dass es zu einer Einigung komme, warnten einige der informierten Personen. Bountiful habe einen Börsengang geplant und könne sich letztlich doch für diesen Weg entscheiden. Bountiful gehört mehrheitlich dem US-Finanzinvestor KKR.

SFC Energie: Der Anbieter von Wasserstoff- und Methanol-Brennstoffzellen für stationäre und mobile Hybrid-Stromversorgungslösungen, gibt den stärksten Jahresauftakt der vergangenen Jahre im Endkundengeschäft bekannt. Im ersten Jahresviertel 2021 stieg die Zahl der gelieferten Brennstoffzellen für Anwendungen im Reisemobil- und Marinebereich auf 586 nach 329 im ersten Quartal 2020. Das entspricht einem Wachstum von rund 78 Prozent. Besonders dynamisch zeigt sich die Entwicklung in Deutschland, gefolgt vom skandinavischen und nordamerikanischen Markt.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: balipadma / Shutterstock.com

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