Bitcoin: Charttechnisch ziehen dunkle Wolken auf – bricht nun der Bärenmarkt an? Ein Überblick

onvista · Uhr

Nach einigen ruhigeren Tagen ist der Markt für Kryptowährungen abermals unter erheblichen Druck geraten. Viele Krypto-Werte verlieren im heutigen Handel prozentual zweistellig an Wert. Der Branchen-Primus Bitcoin ist um rund acht Prozent auf knapp 33.000 US-Dollar eingebrochen. Die nach Bitcoin zweitwichtigste Digitaldevise Ether musste um gut neun Prozent auf etwa 2500 Dollar nachgeben.

FBI stellt erpresste Bitcoin sicher

Als Belastungsgrund gilt einigen Marktteilnehmern der jüngste Fund von Bitcoin-Lösegeld durch US-Ermittler. Das Digitalgeld stammt aus einem Hackerangriff auf Colonial, den Betreiber einer großen US-Ölpipeline. Das FBI hat nach eigenen Angaben den größten Teil des Geldes sichergestellt, das eine Hackergruppe von dem Pipeline-Betreiber erpresst hatte.

Es seien 63,7 Bitcoin mit einem Wert von aktuell 2,3 Millionen Dollar wiederbeschafft worden, sagte die Staatsekretärin im Justizministerium Lisa Monaco am Montag. Durch die Cyberattacke auf den Betreiber Colonial Pipeline war die Treibstoffversorgung an der US-Ostküste stark eingeschränkt worden. Für den Angriff wurde die Hackergruppe DarkSide verantwortlich gemacht. Sie hatte Mitte Mai erklärt, ein Teil des Lösegeldes sei ihr abhandengekommen. Colonial hatte nach eigenen Angaben knapp fünf Millionen Dollar gezahlt.

Offenbar hat der Ermittlungserfolg den unter Bitcoin-Befürwortern vorherrschenden Eindruck ins Wanken gebracht, Digitalwährungen seien aufgrund der hohen Anonymität von Transaktionen immun gegen staatliche Eingriffe.

Michael Saylor greift erneut zu

Krypto-Vorreiter und MicroStrategy CEO Michael Saylor kann es angesichts der letzten Kursrücksetzer nicht lassen und nimmt mit seinem Unternehmen erneut eine Schuldverschreibung auf, um weitere Bitcoin ins Portfolio hinzuzufügen. Diesmal soll die Summe 400 Millionen Dollar betragen, wie das Unternehmen mitteilt.

Quelle: Twitter
Quelle: Twitter

Bisher hat das Unternehmen Wandelanleihen für die Kapitalaufnahme genutzt. Diesmal sollen die Schuldverschreibungen auf vorrangig gesicherter Basis von MicroStrategy Services Corp, einer Tochtergesellschaft von MicroStrategy, garantiert werden.

Jedoch spricht das Unternehmen angesichts der derzeit extremen Volatilität der Kryptomärkte eine Warnung aus und hält eine Wertminderung des eigenen Kapitals für das zweite Kapital von mindestens 284,5 Millionen US-Dollar für wahrscheinlich.

Das Unternehmen gab bekannt, dass es eine neue Tochtergesellschaft, MacroStrategy LLC, gegründet hat, die seinen aktuellen Vorrat von 92.079 Bitcoin halten wird.

Bitcoin charttechnisch angeschlagen

Mit den jüngsten Verlusten haben sich Bitcoin und Ethereum weiter von ihren unlängst erreichten Rekordständen entfernt. Der Bitcoin hatte im April einen Rekord von fast 65.000 Dollar markiert, Ethereum war im Mai deutlich mehr als 4000 Dollar wert gewesen.

Bitcoin hat in den letzten Wochen bereits mit dem Verlust der 21-Wochen- und der 200-Tage-Trendlinie enorme Rückschläge erlitten. Beide haben in der Vergangenheit als wichtige Gradmesser für die Gesundheit des Bitcoin-Bullenmarktes funktioniert. Nun zeichnet sich auf dem Chartbild ein sogenanntes „Death Cross“ ab, also das Schneiden der 50-Tage-Trendlinie nach unten durch die 200-Tage-Trendlinie, die bei Bitcoin in vergangenen Phasen immer der Indikator für einen Bärenmarkt war

Wie auf dem Chart zu sehen nähern sich die 50- (Blau) und die 200-Tage-Trendlinie (Rot) an und drohen ein „Death Cross“ zu bilden.
Wie auf dem Chart zu sehen nähern sich die 50- (Blau) und die 200-Tage-Trendlinie (Rot) an und drohen ein „Death Cross“ zu bilden.

Für weiteres bärisches Momentum spricht zudem, dass der Kurs aus dem charttechnisch geformten symetrischen Dreieck nach unten ausgebrochen ist, was als Trendbestätigung gilt – in diesem Fall weiter nach unten.

Ausblick

Die negative Marktstimmung und die Rückschläge in der Charttechnik verheißen kurz- bis mittelfristig wenig Gutes. Eine schnelle Rückkehr über die wichtigen Trendlinien scheint vorerst ausgeschlossen. Viele Indikatoren sprechen dafür, dass sich der Bitcoin-Kurs für die nächsten Wochen bis Monate in einen bärischen Trend verabschieden wird – weitere Tiefststände sind dabei nicht ausgeschlossen.

Für die langfristige Entwicklung heißen die derzeitigen Probleme jedoch wenig. Auf fundamentaler Ebene bleibt die Lage vielversprechend, da die technische Adaption und Weiterentwicklung des Krypto-Sektors ungebremst weitergeht und die Akzeptanz von Bitcoin wächst, wie zuletzt die Entscheidung des Südamerikanischen Staates El Salvador gezeigt hat, Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren.

El Salvador will Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel

Auch was die Charttechnik und Preismodelle angeht, ist die derzeitige Situation noch keine Gefahr für die langfristige Entwicklung, da selbst ein längerfristiger bärischer Trend nicht das Ende eines Bullenmarktes bedeuten muss. Die derzeitige Konstellation weckt Erinnerungen an den bullischen Zyklus aus dem Jahr 2013/14, bei dem es zwei Markt-Peaks gegeben hat, ebenfalls mit dem zwischenzeitlichen charttechnischen Death-Cross und dem Verlust der wichtigsten Trendlinien.

tradingview
tradingview

Was bedeutet das für Anleger?

Kurzfristig orientierte Anleger sollten sich spätestens jetzt nach den oben beschriebenen, charttechnischen Warnzeichen überlegen, Gewinne mitzunehmen. Für langfristig orientierte Anleger bleibt es dabei: Halten und die nun wahrscheinlicher werdende Kursschwäche für Nachkäufe nutzen. Wer mehr Klarheit haben will, sollte die nächsten Tage und Wochen abwarten und sehen, wie der Kurs sich nach einem charttechnischen „Death Cross“ verhalten wird, wenn es auftreten sollte.

Von Alexander Mayer mit Material von dpa-AFX und Reuters

Titelfoto: ImageFlow / Shutterstock.com

Jetzt neu: Echte Wertpapierdepots in Ihren my onvista Account einbinden

Das bringt jede Menge Vorteile:

-Sie sparen sich aufwendiges Nachbilden ihrer echten Depots in einem my onvista Musterdepot.

-Sie können beliebig viele Echtdepots hunderter Banken und Broker verbinden.

-my onvista bietet Ihnen damit eine Vermögensübersicht Ihrer gesamten Wertpapieranlagen mit nur einem Login.

So einfach funktioniert´s

Das könnte dich auch interessieren

Neueste exklusive Artikel