Daimler: Halbleiter-Mangel zwingt den Autobauer erneut zu Produktionsstopp – Studie zeichnet düstere Prognose mit Lieferengpässen bis 2023

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Wegen der weltweiten Lieferengpässe bei Halbleitern hat der Autobauer Daimler die Produktion im Werk Sindelfingen erneut ausgesetzt. Das gelte auch für die kommende Woche, teilte eine Sprecherin des Unternehmens am Freitag mit. In Bremen, Rastatt und Kecskemét (Ungarn) laufe die Produktion aber weiter. Einige Beschäftigte gingen in Kurzarbeit. Zuvor hatten „Stuttgarter Nachrichten“ und „Stuttgarter Zeitung“ (Samstag) darüber berichtet.

In den vergangenen Wochen hatte es auch an anderen Werken und bei anderen Autoherstellern immer wieder Engpässe und vorübergehende Produktionsstopps gegeben. „Eine Prognose, wann sich der Engpass im Laufe des Jahres auflösen wird, ist derzeit nicht möglich“, erklärte die Sprecherin. „Die Situation ist weiterhin volatil. Wir fahren auf Sicht.“

Studie: Fünf Millionen Neuwagen weniger durch Chipmangel

Der Mangel an Halbleitern wird nach einer aktuellen Studie in der Autoindustrie zu einem Produktionsausfall von rund fünf Millionen Fahrzeugen in diesem Jahr führen. Bis Jahresende seien weltweit 74,8 Millionen Neuzulassungen zu erwarten, das wären 9,3 Prozent mehr als im Corona-Jahr 2020, heißt es in der Analyse des Duisburger Center Automotive Research von Ferdinand Dudenhöffer. Ohne Engpass könnten jedoch rund 80 Millionen Autos verkauft werden. Die Studie liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Zuvor hatte die „Welt am Sonntag“ darüber berichtet.

Sein Institut habe bereits vollzogene und absehbare Produktionskürzungen ausgewertet, erläuterte Dudenhöffer. Es zeige sich, dass die Lage im zweiten Halbjahr schlimmer werde: „Die Lieferzeiten werden länger, und Produktionsausfälle wird es auch 2022 noch geben.“

In den ersten fünf Monaten dieses Jahres sei der weltweite Automarkt um 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gewachsen, heißt es in der Untersuchung. In der zweiten Jahreshälfte dürfte der Zuwachs deutlich kleiner ausfallen. Erst am Montag hatte der Verband der Automobilindustrie (VDA) seine Vorhersage zur Inlandsproduktion für dieses Jahr von zuletzt 4,0 Millionen Autos auf nur noch 3,6 Millionen Fahrzeuge reduziert.

Dudenhöffers Institut geht davon aus, dass die Knappheit von Halbleitern, dem grundlegenden Material von Mikrochips, bis zum Beginn des Jahres 2023 Auswirkungen haben wird. Danach dürfte sich ein neuer Engpass bemerkbar machen – bei Batteriezellen für Elektroautos. Denn zumindest vorübergehend drohe die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien das Angebot zu übersteigen, heißt es in der Studie.

dpa-AFX

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onvista-Redaktion: Der Halbleiter-Mangel bleibt aus mittelfristiger Sicht vielleicht der größte Risikofaktor für die Autoindustrie. Daimler hat mit seinem Konzernumbau und dem Vorstoß in den Bereichen Wasserstoff, Elektromobilität und auch Software den Nährboden für die Zukunft bereitet, doch Engpässe bei der Produktion bleiben eine Belastung und dürften auch die Aktie immer wieder unter Druck setzen, besonders wenn die Lage sich im zweiten Halbjahr, wie in der Studie skizziert, noch verschlimmern sollte. Wer langfristig von der Strategie des Autobauers überzeugt ist, kann diese Rückschläge jedoch als Einstiegsgelegenheiten nutzen.

Titelfoto: Taina Sohlman / Shutterstock.com

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