Bitcoin: Zurück in den Bullenmarkt? Auf diese Hürde kommt es jetzt an

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Der monströse Lauf, den Bitcoin zwischen September 2020 und Mai 2021 hingelegt hat, schien aus Sicht vieler Marktteilnehmer mit dem bisher letzten großen Crash von 60.000 auf im Tief unter 30.000 Dollar Mitte Mai sein Ende genommen zu haben. Ein Minus von über 50 Prozent, diverse gebrochene Trendindikatoren und ein sich extrem verdüstertes Chartbild haben die Stimmung im Krypto-Sektor über den Sommer auf ein Tief gedrückt.

Trendbruch als Genickbruch für den Bullenmarkt?

Für Veteranen, die schon seit einigen Jahren im Krypto-Sektor engagiert sind, ist ein Crash um 50 Prozent jedoch keine Unbekannte, die älteste Kryptowährung hat in ihrer bisherigen Karriere schon diverse Korrekturen dieses Kalibers hingelegt. Besonders am jüngsten Crash war jedoch, dass sowohl die exponentielle 21-Wochen-Trendlinie, als auch der 200-Tage-Trend gebrochen sind, etwas, das im letzten Bullenmarkt zwischen 2017 und 2018 nicht passiert ist. Diese charttechnische Entwicklung hat eher an den Bullenmarkt aus dem Jahr 2013/14 erinnert, in dem eine ähnliche Bewegung vorgekommen ist, jedoch in einem wesentlich kürzeren Zeitraum – gefolgt jedoch von einem zweiten, weit höheren Top einige Monate später. Für Zweifel hat der Trendbruch bei einigen Marktbeobachtern dennoch gesorgt.

Starkes Momentum trotz regulatorischem Gegenwind

Umso beeindruckender ist nun die starke Erholung der letzten Wochen, die Bitcoin aus seinem langanhaltenden Seitwärtskanal zwischen 30.000 und 40.000 Dollar befördert hat – und das, obwohl derzeit in den USA ein neuer Gesetzentwurf droht, der Industrie durch teilweise unrealistisch einzuhaltende Transparenz-Auflagen weitere Stöcke zwischen die Beine zu werfen. Zudem ist auch der Mining-Exodus aus China aufgrund des scharfen Vorgehens der dortigen Regierung gegen die Industrie noch in vollem Gange und das Netzwerk ist noch dabei, diese maßgebliche Umschichtung der Infrastruktur zu verdauen.

Trotzdem konnte sich der Kurs in den letzten Tagen deutlich über mehrere zentrale charttechnische Marken erheben. Mit einem Plus von 56 Prozent vom letzten Tief ging es bis auf ein Zwischenhoch von 45.500 Dollar – damit konnte der Kurs die runde Marke von 40.000 Dollar zurückerobern, den 50-Tage-Trend, den längerfristigen 100-Tage-Trend und einen für einen Bitcoin-Bullenmarkt wichtigen Indikator, den exponentiellen 21-Wochen-Trend, überwinden.

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Die letzte maßgebliche Hürde, um endgültig zurück in bullisches charttechnisches Territorium zu gelangen, ist der 200-Tage-Trend, der derzeit bei 45.000 Dollar verläuft. Im ersten Anlauf ist der Kurs deutlich an diesem Widerstand abgeprallt, hat jedoch frühe Unterstützung bei relevanten Punkten aus dem Februar gefunden.

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Auch das unter Krypto-Analysten beliebte Stock-to-Flow-Modell zeigt eine deutliche Erholung der Preisbewegung und eine erneute Annährung an den aus dem Modell errechneten Mittelwert – es gibt den „fairen“ Wert für einen Bitcoin, berechnet anhand der Relation zwischen Angebot und Nachfrage, bei einem Preis von derzeit ca. 110.000 Dollar an.

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Nimmt man die Bewegungen der letzten Bullenmärkte anhand dieses Modells als Referenz, zeigt sich einerseits ein ähnliches Preismuster wie 2013/14 und andererseits eine zunehmende Verlangsamung und ausgedehnte Länge der bullischen Phasen.

Die Lage aus Investorensicht

Das größte Schreckgespenst bleibt die zunehmende Regulation vor allem in den USA, die entweder den gesamten Krypto-Sektor in eine klarere gesetzliche Lage einbettet und damit der langfristigen Innovation und dem Voranschreiten des Sektors förderlich wäre – oder andererseits dem Sektor aufgrund von in der Praxis unerfüllbaren Auflagen den Stecker ziehen und für eine Flucht der involvierten Unternehmen in andere Länder sorgen würde – mit negativen Konsequenzen für die Preisentwicklung von Bitcoin und Co.

Dass der Optimismus innerhalb der Branche trotzdem extrem hoch ist, zeigt das wieder starke Preismomentum trotz des derzeitigen Gegenwinds, zudem eine nicht unerhebliche Menge an Senatoren gegen das geplante Gesetz Sturm laufen, da es neben vielen Skeptikern auch einige politische Unterstützer in den USA gibt, die die Industrie förden und Amerika in einer führenden Rolle sehen wollen.

Eine Stütze bleibt die starke fundamentale Lage des Sektors, da die zugrundeliegende Blockchain-Technologie aufgrund ihrer Dezentralität die Frage nach Regulatorik, staatlichen Eingriffen oder sonstigen Hürden auf funamentaler Ebene langfristig gesehen bedeutungslos macht. Auch wenn starke regulatorische Eingriffe oder Verbote die Industrie stark zurückwerfen und teilweise zerstören würden – wirklich abschalten kann man die Blockchain nicht. Langfristig bleibt Bitcoin ein Kauf – Preisziel 100.000 Dollar und höher.

Von Alexander Mayer

Titelfoto: Visual Generation / Shutterstock.com

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