Apple: Umsatzsteigerung von 29 Prozent ist zu wenig – Aktie gibt deutlich nach – direkt nachkaufen?

onvista · Uhr

Auch Apple kann sich den globalen Schwierigkeiten nicht entziehen. Probleme in der Lieferkette und der anhaltende Chipmangel machen dem Tech-Giganten das Leben schwer. Im Gegensatz zu Amazon konnte Apple seine Vorjahreswerte allerdings komplett toppen. Die Analysten hatten hatten allerdings größere Erlöse auf ihrem Zettel und der Ausblick von Tim Cook auf das wichtige Weihnachts-Quartal hört sich auch nicht berauschend an.

Probleme kosten Apple 6 Milliarden Dollar

Die Engpässe in der Lieferkette und Corona-Ausfälle in der Produktion hätten den Umsatz um rund sechs Milliarden Dollar gedrückt, sagte Konzernchef Tim Cook. Im laufenden Vierteljahr werde der negative Effekt noch höher ausfallen, warnte Finanzchef Luca Maestri in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Dennoch erwarte Apple für das wichtige Weihnachtsquartal Zuwächse. Nur beim iPad sei mit weniger Umsatz angesichts der Chip-Probleme zu rechnen. Grundsätzlich seien aber „so ziemlich alle unsere Produkte betroffen“, räumte Cook ein. Auch gegen die Logistikprobleme, die viele Unternehmen plagen, ist Apple nicht immun, auch wenn der Konzern sie mit Geld eindämmen kann. „Wir verzeichnen einen erheblichen Anstieg der Transportkosten“, sagte Cook.

29 Prozent mehr Umsatz reichen nicht

Im vergangenen Quartal steigerte Apple den Umsatz im Jahresvergleich immer noch um 29 Prozent auf rund 83,4 Milliarden Dollar (71,4 Mrd Euro). Analysten hatten allerdings mit rund 1,5 Milliarden Dollar mehr gerechnet. Beim iPhone-Umsatz gab es zwar einen Sprung von 47 Prozent auf 38,9 Milliarden Dollar. Doch am Markt war ein noch besserer Wert von 41,6 Milliarden Dollar erwartet worden.

EPS: 1,24 USD vs. 1,24 USD geschätzt

Umsatz: 83,36 Milliarden US-Dollar gegenüber geschätzten 84,85 Milliarden US-Dollar, 29 % mehr als im Vorjahr

iPhone-Umsatz: 38,87 Milliarden US-Dollar gegenüber geschätzten 41,51 Milliarden US-Dollar, 47 % mehr als im Vorjahr

Dienstleistungsumsatz: 18,28 Milliarden US-Dollar gegenüber geschätzten 17,64 Milliarden US-Dollar, 25,6% mehr als im Vorjahr

Umsatz mit sonstigen Produkten: 8,79 Milliarden US-Dollar gegenüber 9,33 Milliarden US-Dollar geschätzt, 11,5 % mehr als im Vorjahr

Mac-Umsatz: 9,18 Milliarden US-Dollar gegenüber 9,23 Milliarden US-Dollar geschätzt, 1,6 % mehr als im Vorjahr

iPad-Umsatz: 8,25 Milliarden US-Dollar gegenüber 7,23 Milliarden US-Dollar geschätzt, 21,4 % mehr als im Vorjahr

Bruttomarge: 42,2% vs. 42,0% geschätzt

iPhone wieder auf Rang 2

Nach Berechnungen der Analysefirma Canalys steigerte Apple den iPhone-Absatz um 14 Prozent auf 49,2 Millionen Geräte und holte sich damit den zweiten Rang im Smartphone-Markt zurück. Für Spitzenreiter Samsung errechneten die Experten einen Rückgang um 13 Prozent auf 69,4 Millionen Geräte.

Zugleich konnte Apple im vergangenen Quartal in allen Produktsparten zulegen – auch wenn nicht in allen stark. So legte der Umsatz mit Mac-Computern um 1,6 Prozent auf rund 9,18 Milliarden Dollar zu. Beim iPad dagegen stiegen die Erlöse um gut 21 Prozent auf 8,25 Milliarden Dollar. Als gutes Zeichen sieht Apple, dass rund die Hälfte der Käufer sich zum ersten Mal einen Mac oder ein iPad zulegte.

Das Geschäft mit Diensten wie Apple Music und dem iCloud-Speicher wuchs um gut ein Viertel auf 18,28 Milliarden Dollar. Apple erweitert demnächst sein Abo-Angebot auch in Deutschland um den Trainingsdienst Fitness+. Insgesamt hatte Apple zum Quartalsende 745 Millionen Abo-Kunden – das waren 160 Millionen mehr als ein Jahr zuvor.

Der Konzerngewinn im Ende September abgeschlossenen vierten Geschäftsquartal stieg um 62 Prozent auf 20,5 Milliarden Dollar. Apple sitzt nun auf Reserven von 191 Milliarden Dollar, denen Schulden von 125 Milliarden Dollar gegenüberstehen.

Die Produktionsausfälle wegen Corona-Lockdowns seien inzwischen weitgehend behoben, betonte Cook. Für den Gegenwind sorge nun fast ausschließlich die Chip-Knappheit. Die Nachfrage nach Apple-Produkten sei unterdessen „sehr robust“. Das Weihnachtsquartal mit dem neuen iPhone ist traditionell das lukrativste für Apple.

Die Chip-Engpässe treffen gerade die gesamte Technik-Branche. In der Corona-Pandemie mit regelmäßigem Arbeiten und Lernen von zuhause aus stieg die Nachfrage nach Computern und anderer Elektronik. Eine Folge ist, dass bei manchen Chip-Arten und anderen Komponenten die Kapazitäten nicht mehr ausreichen. Besonders schwer traf es die Autobranche – diverse Hersteller mussten wiederholt die Produktion stoppen. Apple hat traditionell eine gut organisierte Lieferkette und steuerte bisher ohne auffällige Probleme durch die Chip-Krise.

Will denn keiner mehr das Gute sehen?

Nach der Veröffentlichung der Zahlen ist die Aktie von Apple unter Druck geraten. Obwohl in Cupertino die gleichen Probleme bekämpft werden müssen, die gerade fast alle Konzerne haben, hat sich der Konzern sehr gut geschlagen. Trotzdem wird es nicht gewürdigt. Trotz des kräftigen Gegenwindes hat Apple die Erlöse um 9 Prozent auf 83,4 Milliarden Dollar gesteigert und den Nettogewinn um 62 Prozent auf 20,6 Milliarden gesteigert, aber das ist den Analysten zu wenig?

Was die Schätzungen angeht, so hat Apple beim Gewinn je Aktie die Schätzungen getroffen und beim Umsatz 1,5 Milliarden zu wenig geliefert. Aus diesem Grund verliert die Aktie fast 4 Prozent? Bei vielen anderen Werten werden die Zahlen bis ins kleinste zerlegt und erst dann werden Häärchen in der Suppe gefunden. Bei Apple scheint das keiner zu machen. Weil man auch keine Häärchen finden würde.

Die Quartalszahlen zeigen eindeutig das Apple kein Nachfrage-Problem hat. Das iPhone hat wieder Platz 2 erobert und das iPad wurde auch stärker verkauft. Apple hat ein Problem in der Lieferkette inklusive Chipmangel. Sind diese Probleme behoben, dann dürfte sich die starke Nachfrage wieder voll in den Zahlen niederschlagen.

Wie Tim Cook angedeutet hat, wird dies im Weihnachtsquartal – Apples 1. Quartal – noch nicht der Fall sein, aber danach dürfte es Schritt für Schritt besser werden. Langfristig orientiert Anleger trennen sich daher nicht von der Aktie sondern nutzen die Rücksetzer für kleiner Nachkäufe aus.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: pio3 / Shutterstock.com

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