Bitcoin: Was die jüngste US-Notenbank-Entscheidung für die Kryptowährung bedeutet

onvista · Uhr

Die US-Notenbank Federal Reserve hat am Mittwoch Klarheit geschaffen und ein beschleunigtes Tapering angekündigt. Mit einer Reduzierung der Wertpapierkäufe von nun 30 Milliarden Dollar im Monat wird das Tapering bereits im März 2022 beendet sein. Zudem soll nach dem Ende des Taperings mit Zinserhöhungen begonnnen werden – in den nächsten zwei Jahren stehen bis zu sechs Zinsanstiege um jeweils 0,25 Prozent im Raum.

Die Fed tut dies, damit die bereits deutlich gestiegende Inflation nicht außer Kontrolle gerät und der Wirtschaft keinen nachhaltigen Schaden zufügt. Für die Finanzmärkte und viele Wirtschaftsbereiche bedeuten die Maßnahmen langfristig jedoch ebenfalls Schmerzen, denn ohne die Liquidität der Notenbank sinkt die Nachfrage am Markt und indirekt wird der Geldhahn zugedreht, der Kapital in die verschiedenen Vermögenswerte geschleust hat. Eine Erhöhung des Leitzins bedeutet, dass die Anschaffung von neuem Kapital für Unternehmen deutlich teurer wird und dies könnte in vielen Wirtschaftssegmenten, die ohnehin durch die Corona-Pandemie gebeutelt sind, für zusätzliche Kopfschmerzen sorgen.

Für Bitcoin und den restlichen Krypto-Sektor bedeutet die Straffung der Geldpolitik im übergeordneten Bild ebenfalls Gegenwind, da vor allem die außer Rand und Band geratende Inflation eines der Haupt-Investmentargumente für Bitcoin als ein deflationäres Asset und alternativen Geldspeicher darstellt.

Kurzfristig haben jedoch sowohl die Aktienmärkte als auch der Bitcoin-Preis positiv auf die Äußerungen der US-Notenbank reagiert. Das ist kein ungewöhnliches Phänomen, denn Unsicherheit ist das größte Übel für Anleger und die Finanzmärkte. Die angekündigten Schritte der Fed wurden bereits seit Wochen diskutiert und genauso oder gar noch schlimmer bereits am Markt eingepreist. Die nun herrschende Klarheit wurde entsprechend mit Erleichterung und steigenden Kursen quittiert, da die Fed keine böse Überraschung präsentiert hat.

Der Fahrplan für die nächsten Monate

Zumindest bis März gibt es also weiterhin zusätzliche Liquidität für die Märkte, wenn auch abnehmend, und eine Anhebung der Leitzinsen ist zumindest bis März, wahrscheinlich für eine noch längere Zeit, ausgeschlossen. Unter Ausklammerung weiterer unvorhergesehener geopolitischer Ereignisse (beispielsweise eine Eskalation des Ukraine-Konflikts oder in der Causa Taiwan) oder einer weiteren Verschlechterung der epidemischen Lage steht weiter steigenden Kursen an den Finanzmärkten nichts im Wege. Das gilt auch für Bitcoin, da mit der geldpolitischen Straffung der Fed das Schlimmste nun bereits eingepreist ist, die Regulationsfrage derzeit eher im Hintergrund und in langsamen Tempo vorangeht und gleichzeitig die Adaption von Bitcoin weiter steigt (zuletzt haben beispielsweise in Deutschland gleich mehrere Banken eine Adaption von Bitcoin ins Spiel gebracht, darunter die Sparkassengruppe).

Langfristig steht vor einer Rückkehr in die normale Zinswelt weiter ein riesiges Fragezeichen

Langfristig werden die Finanzmärkte und auch die Realwirtschaft jedoch einen hohen Preis für die jahrelange lockere Geldpolitik zahlen müssen, sollte das Tapering wirklich konsequent durchgezogen werden. Wir befinden uns schon lange in einem Umfeld, indem die Kreditaufnahme für Unternehmen und Staaten im Grunde kostenlos ist. Grob gesagt kann man das Geld in alles hineinschmeißen, dessen Wertzuwachs irgendwie mit der Inflation mithält. Sollten nun wirklich die Zinssätze angehoben und die Beschaffung von Kapital wieder kostspielig gemacht werden, dann wird eine Neubewertung vieler Vermögenspreise und der Profitabilität vieler Geschäftsmodelle stattfinden – und das dürfte extrem schmerzhaft werden, da die seit Jahren existierende Nullzins-Welt den Markt teils grotesk verzerrt hat.

Daher bleibt es – auch wenn die Kommunikation derzeit anders aussieht – eine komplett offene Frage, ob die Fed die geldpolitische Straffung wirklich konsequent durchziehen wird. Wollen Fed und auch die Politik wirklich Schuld sein für die Rezession, die Hand in Hand mit der Rückführung in eine stabilere Zinswelt kommt? Besonders wahrscheinlich ist das nicht, da die Notenbanken – nicht nur die Fed – in der Vergangenheit immer wieder als Retter in der Not aufgetreten sind, wenn die Lage kritisch wurde. In Europa beispielsweise ist dies mit der EZB und den wirtschaftlich maroden Mittelmeerstaaten noch wesentlich extremer gewesen, als es mit der Fed in der Vergangenheit der Fall war. Doch auch in Japan und anderen Teilen der Welt sind die Notenbanken immer wieder mit dem geldpolitischen Feuerlöscher angetreten, sobald die Lage zu schmerzhaft wurde. Ob es wirklich noch ein Zurück geben kann in eine Welt mit normalen Zinsen, in denen Staaten und Unternehmen noch insolvent gehen können, wenn sie zu schlecht gewirtschaftet haben, wird immer fraglicher. Denn mittlerweile hat der Aufschub, der durch die Notenbankpolitik erzeugt wurde, einen zu großen Spalt zu dieser Form von Wirtschaft aufgerissen, als dass man ihn noch so einfach überwinden könnte.

Bezogen auf Bitcoin stellt sich die Lage daher langfristig weiterhin als vielversprechend heraus, denn die Kryptowährung ist als Gegenentwurf zu der derzeitigen, von immer weiteren Schuldenkreisläufen und neuer Gelderzeugung abhängigen Finanzwelt gedacht. Denn als Alternative dazu, nicht den schmerzhaften Weg zurück in eine normale Zinswelt zu gehen, bleibt nur eine weiter wachsende Inflation.

Kurzfristig bleibt Bitcoin charttechnisch im Niemandsland

Auf die auf den Tisch gelegten Fakten der US-Notenbank hat der Bitcoin-Kurs mit einem moderaten Plus von 2 Prozent reagiert und notiert nun wieder in der Nähe der Marke von 49.000 Dollar. Damit ist er jedoch immer noch deutlich davon entfernt, wieder in bullisches Momentum zurückzufinden, da sowohl die runde Marke von 50.000 Dollar, als auch das sich aus dem einfachen 20-Wochen- und dem exponentiellen 21-Wochen-Trend ergebende Bull Market Support Band bisher nicht zurückerobert werden konnten. Auch der Abwärtstrend, der sich seit dem letzten Allzeithoch bei 69.000 Dollar aus Anfang November gebildet hat, bleibt bisher intakt.

Als wichtiger Support hält bisher der 200-Tage-Trend, der neben dem Bull Market Support Band einer der wichtigsten Indikatoren für die Gesundheit eines Bitcoin-Bullenmarktes ausmacht.

In den Tageskerzen hat sich seit dem Crash vom 4. Dezember ein charttechnisches gleichseitiges Dreieck ausgebildet, welches kurz vor dem Ausbruch steht. Für die Richtung des Ausbruchs gibt es derzeit keine klare Tendenz, da einerseits zwar mittlerweile Klarheit für die weitere geldpolitische Ausrichtung herrscht und es in den letzten Tagen weitere positive Meldungen seitens der weiteren Adaption von Bitcoin gab, die Marktstimmung derzeit jedoch deutlich eingetrübt ist und das Tapering wie oben angesprochen mittelfristig den Investmentcase für Bitcoin schmälert.

Blickt man auf das übergeordnete Bild, zeichnet sich für den Kurs auf Ebene der Monatskerzen jedoch ein deutlich positiveres Bild ab, da sich ein aufsteigendes Dreieck bildet, eine charttechnische Formation, die eine bullische Tendenz signalisiert.

Kurzfristig bleibt die Lage vorerst schwer vorhersehbar, ein weiterer Ausbruch nach unten scheint möglich – mit dem Ziel von 40.000 Dollar als Unterstützungszone.

Mit langfristigem Blick hat sich an der fundamentalen Stärke von Bitcoin jedoch nichts geändert. Ein Fortschreiten des Bullenmarktes bis weit in das Jahr 2022 hinein bleibt ein sehr plausibles Szenario – das für Ende 2021 ausgerufene Kursziel von 100.000 Dollar muss man jedoch klar revidieren und in 2022 verschieben.

Von Alexander Mayer

Titelfoto: spaxiax / Shutterstock.com

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