Türkische Lira: Notenbank senkt Leitzins erneut und verschärft Währungsabwertung – Erdogan rückt nicht von irrationaler Inflationsidee ab

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Die geldpolitische Lage in der Türkei wird immer abstruser. Trotz der extrem hohen Inflationsrate hat die türkische Notenbank ihren Leitzins erneut gesenkt. Der Leitzins werde um 1,0 Prozentpunkte auf 14,0 Prozent reduziert, teilte die Notenbank am Donnerstag in Ankara mit. Nach der Zinssenkung liegt der Leitzins noch deutlicher unter der türkischen Inflationsrate. Diese hatte im November bei 21,3 Prozent gelegen.

Die Notenbank stellte jedoch ein vorläufiges Ende der Leitzinssenkungen in Aussicht. Die Notenbank machte Angebotsengpässe und andere Faktoren für die hohe Inflation verantwortlich. Auf diese Faktoren habe die Geldpolitik keinen Einfluss. Man wolle aber im ersten Quartal die geldpolitische Strategie überprüfen.

Erdogan rückt nicht von abwegigen Inflationsgedanken ab

Seit Spätsommer hat die Notenbank den Leitzins um insgesamt 5,0 Prozentpunkte reduziert, obwohl die Teuerung seither deutlich angezogen hat. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan übt Druck auf die Notenbank aus und fordert immer wieder Zinssenkungen. Er hat bereits mehrere Notenbankmitglieder entlassen, die nicht auf seiner Linie waren. Er glaubt entgegen der vorherrschenden Lehrmeinung, dass hohe Zinsen eine Inflation verursachen.

Erdogan verteidigt seine Politik immer wieder gegen Kritik. Er spricht von einem „neuen Wirtschaftsmodell“ und glaubt, mit einem niedrigem Leitzins den Export ankurbeln zu können. Mit einer lockeren Geldpolitik will Erdogan zudem für mehr Investitionen, Beschäftigung und Produktion sorgen. Wirtschaftsexperte Mustafa Sönmez kritisierte diesen Kurs scharf. Der Präsident wolle nicht sehen, dass er Unmut bei den Bürgern erzeuge, sagte er der dpa. Die Erdogan-Regierung bestehe auf „irrationale Schritte“ und dränge das Land ins Ungewisse.

Diese unkonventionelle Politik schickt die türkische Lira auf immer neue Rekordtiefs. Seit Jahresbeginn verlor die Lira rund die Hälfte ihres Werts zu Doller und Euro. Auch nach der erneut Zinssenkung geriet die Lira unter Druck. Die massive Abwertung verschärft die Inflation, da importierte Waren teurer werden.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Pavel Ignatov / Shutterstock.com

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