Krieg in der Ukraine: Wann dreht der Markt?
Der Ukraine-Krieg hält die Märkte fest im Griff. Auch wenn sich die Aktienindizes angesichts der Gewaltexzesse in der Ukraine insgesamt noch recht wacker schlagen können, überwogen doch in dieser Woche bisher die Minuszeichen. Kein Wunder, wird doch die Situation von einer durchgehend negativen Nachrichtenlage bestimmt. Neben dem Ukraine-Krieg lasten die steigenden Preise, vor allem bei Rohstoffen und Energie, auf der Stimmung. Die Sorgen vor einer Rezession nehmen zu, auch angesichts der steigenden Zinsen. Dazu trägt auch die US-Notenbank Fed bei, in deren Gremium nun immer mehr Stimmen laut werden, die rigidere geldpolitische Maßnahmen zur Bekämpfung der sich immer weiter verfestigenden Inflation für geboten halten. Auch die weiterhin negativen Realzinsen sind nicht zur Stimmungsaufhellung bei den Anlegern geeignet. Passend zum sich eintrübenden konjunkturellen Umfeld werden nun immer mehr Unternehmen vorsichtiger und sprechen Umsatz- bzw. Gewinnwarnungen aus.
Kurzfristig hat der Ukraine-Krieg aber zweifellos den größten Einfluss auf das aktuelle Marktgeschehen. Wie geht es in diesem Konflikt nun weiter? Darüber kann nur spekuliert werden. Dass sich die russischen Truppen aus der nördlichen Ukraine zurückziehen, dürfte ein Hinweis auf eine Neuformierung sein, um die erlangten Gebietsgewinne im Osten und Süden des Landes zu konservieren. Gelingt dies, wird Putin es als Sieg deklarieren. Denn mittlerweile dürfte auch er verstanden haben, dass eine vollständige und dauerhafte Besetzung der Ukraine völlig utopisch ist.Zudem drängt für Putin die Zeit. Ohnehin dauert für ihn der Krieg schon viel zu lange, war doch wohl eigentlich ein schneller Durchmarsch geplant. Darüber hinaus rückt mit dem 9. Mai ein wichtiger Termin im Kalender der russischen Nation näher. Seit 1965 wird mit einer großen Militärparade auf dem Roten Platz der Sieg Russlands bzw. der damaligen Sowjetunion über das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg gefeiert. An diesem Datum wird der „Tag des Sieges“ im „Großen Vaterländischen Krieg“ derart glorifiziert, dass sich daraus bis heute ein großer Teil der russischen Identität nährt. Deswegen ist Putin unter Druck, bis dahin vorzeigbare Ergebnisse in der Ukraine liefern und als Sieg verkaufen zu können.
Zumindest auf kurze Sicht bedeutet das nichts Gutes. Denn um bis zum 9. Mai den Donbass und den größten Teil der ukrainischen Schwarzmeerküste nachhaltig unter Kontrolle zu bekommen, werden die neuformierten russischen Streitkräfte dort in den nächsten vier Wochen ihre Angriffe massiv verstärken. Diese Eskalation wird die Stimmung am Aktienmarkt noch einmal belasten. Nach dem 9. Mai könnten dann aber die Chancen für erfolgreiche Waffenstillstandsverhandlungen deutlich steigen. Anleger sollten sich bis dahin vorsichtshalber aber nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen.
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Oliver Kantimm / Der Aktionärsbrief
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