Siemens Energy: Ist jetzt Schluss mit lustig? - Wird bei Siemens Gamesa durchgegriffen?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: Homepage Siemens Energy

Ist das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Gerücht für die Anleger? Wie aus informierten Kreisen zu erfahren ist, möchte Siemens Energy die Windkrafttochter komplett übernehmen, um Siemens Gamesa in eigener Regie wieder auf Vordermann zu bringen. Bedeutet das im Umkehrschluss, dass die Tochter bei den Zahlen für das dritte Quartal der Mutter noch einmal das Leben schwer macht?

Pläne nicht neu

Durch den seit längerem spekulierten Schritt wollen die Münchener das Ruder rumreißen. Denn in den vergangenen Monaten war Siemens Energy infolge der anhaltend schwachen Entwicklung der Tochter in Mitleidenschaft gezogen worden. Bei Aktionären lösten die Spekulationen neu Fantasie aus. Die Aktie von Siemens Gamesa legt daraufhin kräftig zu.

Gerücht schon nächste Woche fakt?

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtete, will Siemens Energy die restlichen, noch nicht im Besitz des Unternehmens liegenden Anteile der Problem-Tochter erwerben. Der Deal solle vollständig bar bezahlt und könnte bereits in der kommenden Woche publik gemacht werden. In einem weiteren Schritt könnte Siemens Gamesa dann von der Börse genommen werden, hieß es. Siemens Energy wollte die Informationen gegenüber Bloomberg nicht kommentieren, Siemens Gamesa war zunächst nicht für einen Kommentar zu erreichen.

Siemens Energy besitzt bereits gut zwei Drittel der Gamesa-Anteile. Die spanische Tochter wird bisher an der Börse mit etwa 9,6 Milliarden Euro bewertet. Seit Monaten kursieren Gerüchte über eine Übernahme. Für die Aktionäre dürfte bei dem Vorhaben laut dem Bericht eine kleine Prämie anfallen, das durchschnittliche Kursziel von Analysten lag zuletzt bei etwas über 18 Euro. Seit Jahresbeginn hat die Aktie bis dato ein Drittel an Wert eingebüßt. Ob sich Siemens Energy tatsächlich für eine Übernahme entscheidet, sei allerdings noch offen, hieß es weiter.

Siemens Energy hatte seine Prognose infolge der anhaltend schwachen Entwicklung bei Gamesa vergangene Woche nach unten geschraubt. Umsatz und operatives Ergebnis dürften nun am unteren Ende der bisher angegebenen Prognosespannen ausfallen, hieß es. Unter dem Strich erwartete das Management um Konzernchef Christian Bruch anhaltend hohe Verluste. "Die Situation bei Gamesa hat sich seit der letzten Gewinnwarnung weiter verschärft", sagte Bruch. Zum vierten Mal in Folge hatte Gamesa das Quartalsergebnis der Mutter verdorben.

Turbinenhersteller müssen sich derzeit auf steigende Kosten für Energie, Stahl und Kupfer gefasst machen. Die anhaltenden Lieferengpässe zermürben die Profitabilität. Im spezifischen Fall von Siemens Gamesa sollen Preiserhöhungen und eine selektive Auswahl von Aufträgen helfen. Zudem sollen die Probleme mit der neuen Landturbine 5.X angegangen werden, die offenbar noch tiefergehend sind als zunächst vermutet, wie der erst seit Anfang März amtierende Konzernchef Jochen Eickholt zuletzt sagte.  

Macht die Übernahme wirklich Sinn?

Die Probleme in der Lieferkette und die hohen Rohstoffpreise kann die Mutter sicherlich nicht mit einer Übernahme nicht wegzaubern. Allerdings kann Siemens Energy die Aufmerksamkeit für die Zahlen von Siemens Gamesa etwas Abschwächen indem es nur noch eine Bilanz gibt in der sie auftauchen. Trotzdem hat auch diese Variante die Chance die Zahlen zu verhageln und den Kurs der Mutter in Mitleidenschaft zu ziehen.

Auf Sicht von 12 Monaten hat sich der Kurs von Siemens Energy mehr als halbiert und die Aktie musste wieder den Dax verlassen. So schnell dürfte sich im Kurs keine Wende anbahnen. Trotzdem ist die Aktie für langfristige Anleger auf einem interessanten Niveau. Allerdings sollten bei den kommenden Quartalszahlen noch Rückschläge eingeplant werden. Daher sollte es zunächst nur eine kleine Anfangsposition sein. 

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