Der Dax wird wieder vorsichtiger. Das Potenzial für negativer Überraschungen steigt und die Wall Street ist nicht gut in die neue Woche gestartet. Bis Donnerstag dürfte die Lage in der Dax-Familie angespannt bleiben. Zum einen steht kurz vor dem Wochenende die EZB-Zinsentscheidung auf dem Programm und die 10-tägige Wartungsfrist für die Nord Stream 1 Pipeline endet. Sollte sie tatsächlich danach geschlossen bleiben, dann dürfte sich die Angst vor einer Rezession und stillstehenden Fließbändern deutlich verstärken. Daher möchte sich ab heute wohl niemand mehr zu weit aus dem Fenster lehnen. Daher können sich in der ersten Handelsstunde lediglich RWE, EON und VW im Plus halten.
Der Dax verlor in den ersten Handelsminuten 0,49 Prozent auf 12 896,21 Punkte. Tags zuvor war der Leitindex um bis zu 1,5 Prozent auf den höchsten Stand seit Ende Juni gestiegen und hatte die Marke von 13 000 Punkten vorübergehend überwunden. Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen sank am Dienstagmorgen um 0,76 Prozent auf 25 723,08 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um rund 0,6 Prozent nach unten.
Aus Unternehmenssicht dürfte die Nachrichtenlage zunächst von Analystenstudien dominiert werden. Die Aktien von Henkel litten vorbörslich unter einer Abstufung durch die Privatbank Berenberg und fielen auf der Handelsplattform Tradegate zuletzt um 2,0 Prozent. Analyst James Targett passte seine Prognosen an eine für 2023 erwartete Rezession an. Bei dem Konsumgüterkonzern rechnet er mit dem schwächsten Wachstum innerhalb der Branche und liegt mit seinen Gewinnschätzungen für 2023/24 massiv unter dem Marktkonsens.
Telekom Hui - United Internet Pfui
Einen Blick wert sein könnten auch die Papiere von United Internet und Deutsche Telekom . Erstere fallen rund 1,6 Prozent nach einer Abstufung durch die Investmentbank Oddo BHF auf "Neutral". Die Telekom-Titel kommen etwas besser weg heute. Sie halten sich besser als der Gesamtmarkt und verlieren nur 0,3 Prozent. Oddo BHF hatte die Bewertung der T-Aktie mit "Outperform" aufgenommen.
Bilfinger rauscht ab
Eine Verkaufsempfehlung der Bank of America (Bofa) hat die Aktien von Bilfinger am Dienstag deutlich belastet. Sie fielen kurz nach dem Handelsstart um 12,43 Prozent auf 27,20 Euro. Damit rutschten sie wieder unter die 21-Tage-Linie. Der kurzfristige Trendindikator verläuft aktuell bei 29,18 Euro.Bofa-Analyst John Campbell verwies auf Risiken durch einen möglichen Gasmangel und die hohe Inflation für die Auftragslage bei dem Industriedienstleister. Daher stufte er die Papiere gleich um zwei Stufen von "Buy" auf "Underperform" ab und senkte das Kursziel von 33 auf 22 Euro.
Die kräftig steigenden Zinsen bremsten derweil das Wachstum des Finanzdienstleisters Hypoport im zweiten Quartal. Auf der hauseigenen Kreditplattform Europace legte das Transaktionsvolumen in den Monaten April bis Juni um nur noch knapp fünf Prozent zu, verglichen mit plus 26 Prozent im ersten Jahresviertel. Damals hatten viele Kunden in Erwartung steigender Zinsen mehr Kredite abgeschlossen. Die Hypoport-Anteilsscheine verloren auf Tradegate 1,4 Prozent.