5 Thesen für das Krypto-Jahr 2023
Was können wir von dem Krypto-Sektor im Jahr 2023 erwarten? Wo geht die Reise für Bitcoin, den DeFi-Bereich, NFTs und Co. hin? 5 Thesen für das Krypto-Jahr 2023.
1) Regulatorik: Es wird richtig ungemütlich
Grundsätzlich gilt, dass das große Geld nur in Kryptowährungen strömen wird, wenn die institutionellen Investoren die Rahmenbedingen für ausreichend reguliert ansehen. Entsprechend kann die zunehmende Regulierung auch als ein bullisher Indikator gewertet werden.
Allerdings gibt es Anlass zur Sorge, dass es im Jahr 2023 zu einer Überregulierung kommen könnte, dessen Schaden, die positiven Faktoren überwiegt. So überbieten sich aktuell Behörden-Chefs und Politiker mit Knallhart-Forderungen gegenüber dem Kryptosektor. Sei es vonseiten der EZB und Europäischen Kommission, die zum Teil für ein nahezu Bitcoin-Verbot plädieren oder von Joe Biden und Elizabeth Warren aus den USA, die ebenfalls zur harten Regulierung auffordern.
Erste Ergebnisse des teils übertriebenen Regulierungswahns sind beispielsweise Meldepflichten für Krypto-Transaktionen ab 1.000 Euro in der EU oder die sehr strengen Eigenkapitalvorgaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) für Banken, die Kryptowährungen auf ihrer Bilanz halten möchten. So sollen Finanzinstitute, die zukünftig Kryptowährungen halten, unverhältnismäßig hohe Prozentsätze – die Rede ist von bis zu 1.250 Prozent – an Eigenkapital hinterlegen.
Das Jahr 2023 wird damit zu einer Zitterpartie in Sachen Regulatorik. Die Gefahr, dass zusätzliche Vorgaben, teils sogar Verbote, dem Sektor aufoktroyiert werden, sind als hoch einzuschätzen. Entsprechend sensibel dürften die Kurse der Kryptowährungen auf regulatorische Meldungen reagieren.
2) Banken kommen aus Lauerstellung heraus
Trotz teils kritischer Äußerungen gegenüber Bitcoin und Co. zeigen vor allem die großen angelsächsischen Finanzinstitute, dass sie ihr Engagement im Blockchain-Sektor eher ausweiten als reduzieren werden. So investiert Goldman Sachs trotz Krypto-Krise in Blockchain-Start-ups, J.P. Morgan testet mehr denn je öffentliche Blockchains wie Polygon und der Vermögensverwalter BlackRock sieht in der Tokenisierung die größte kommende Evolution des Finanzsektors.
Die aktuelle Krypto-Krise ist eine herausragende Chance für traditionelle Finanzinstitute, um sich günstig im Krypto-Sektor zu positionieren und ihre Produkte für zukünftige Aufschwungphasen vorzubereiten. Gleichzeitig besitzen sie mit ihren Lizenzen und ihrer Erfahrung in regulatorischen Fragen einen Vorteil gegenüber Krypto-Unternehmen. So merkwürdig es klingen mag, könnten traditionelle Finanzinstitute zu einem wichtigen Stützungsfaktor in 2023 werden.
3) NFTs kurzfristig mit mehr Potenzial als DeFi
Das kommerzielle Etablierungspotenzial von NFTs könnte in 2023 größter sein, als das des DeFi-Sektors. Auch wenn man annehmen kann, dass der Vertrauensverlust in CeFi, insbesondere durch FTX, den DeFi-Bereich stärken sollte, ist die Unsicherheit zu groß für einen Hype im nächsten Jahr.
Zum einen hat der DeFi-Sektor mit einer großen regulatorischen Unsicherheit zu kämpfen und zum anderen lähmt die Angst vor Protokoll-Hacks die Etablierung. Auch fehlt es an nutzerfreundlichen Angeboten.
Im Gegensatz dazu sind NFT-Projekte regulatorisch grundsätzlich einfacher umzusetzen, sprechen breitere Teile der Bevölkerung an und bieten deutlich mehr schnell umsetzbare Anwendungsfälle. Die Wahrscheinlichkeit einer neuen NFT-Welle, bei der es nicht mehr nur um Sammelbildchen, sondern um eine neue Generation von NFTs wie unter anderem dynamische NFTs geht, ist als hoch anzusehen. Allein die Bereiche Blockchain Gaming, (phygitale) Fashion und Brandbuilding / Communities bieten schnell skalierbare Anwendungen, die in kurzer Zeit mithilfe von Social Media zu einer sogenannten Massenadoption führen können. NFTs könnten daher zum Auslöser für einen Krypto-Aufschwung in 2023 werden.
4) Newcomer-Themen: Digitale Identitäten, Nachhaltigkeit und Decentralized Social Media
Jedes Jahr stehen bestimmte Themen im Fokus und schaffen es eine größere öffentliche Aufmerksamkeit zu generieren. Für das Jahr 2023 dürften vor allem folgende drei Themen für Gesprächsstoff sorgen:
- Digitale Identitäten: Tech-Konzerne wie Meta, staatliche Organe wie die EU-Kommission oder eben auch Web3-Protokolle wie KILT kämpfen um die Hoheit bei der Verwaltung und Auflegung von digitalen Identitäten. Cardano-Gründer Charles Hoskinson spricht gar von “Identitätskriegen”, die er in den kommenden 24 Monaten hereinbrechen sieht.
- Nachhaltigkeit: Die Krypto-Industrie ist praktisch dazu gezwungen, sich als nachhaltige Branche zu etablieren. Nicht zuletzt wurde deswegen auch Ethereum vom energieintensiven Proof-of-Work zu Proof-of-Stake umgestellt. Gleichzeitig erhöht sich der Druck – nicht nur von staatlicher, sondern auch von Investorenseite – auf die Mining-Gesellschaften auf nachhaltige Energiequellen zu setzen. Darüber hinaus kann die Blockchain-Technologie zu einer Schlüsseltechnologie für die Energiewende werden. So dürfte in diesem Zusammenhang die Tokenisierung von CO₂-Zertifikaten zu einem großen Treiber in 2023 werden.
- Decentralized Social Media: Spätestens seit der Twitter-Übernahme durch Elon Musk rückt der Bereich Social Media immer stärker in den Fokus der Krypto-Industrie. Vor allem könnten wirklich dezentrale Alternativen, wie beispielsweise DeSo oder das Lens Protocol, eine neue Dynamik im Social-Media-Bereich auslösen.
5) Das Comeback der Bitcoin-Mining-Aktien (die überlebt haben)
Besonders stark unter der Krypto-Krise haben die Bitcoin-Mining-Gesellschaften zu leiden. Insolvenzen stehen an der Tagesordnung. Die Lage ist so dramatisch, dass die bislang hochgehaltene Difficulty, also Mining-Schwierigkeit, abgesenkt werden musste. Es ist davon auszugehen, dass dieser Konsolidierungsprozess noch drei bis sechs Monate andauern könnte.
Diejenigen, die dann allerdings noch stehen, ergo überlebt haben, dürfen sich über mehr Marktanteile freuen. Sollte es dann zu einer Erholung des Bitcoin-Kurses kommen, dürften diese ihre Aktienkurse in kurzer Zeit vervielfachen. Die Bitcoin-Mining-Gesellschaften sind daher gute Kandidaten für ein erfolgreiches Comeback in der zweiten Jahreshälfte in 2023.
Quelle: www.btc-echo.de