Dax Tagesrückblick Dienstag 7. Februar 2023: Dax kommt vor Powell-Rede nicht vom Fleck

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Der deutsche Aktienmarkt hat nach seinem schlechten Wochenstart am Dienstag weiter geschwächelt. Der Dax schloss 0,16 Prozent tiefer bei 15.320,88 Punkten. Bereits vergangene Woche waren durch starke Jobdaten aus den USA erneut Zinssorgen aufgekommen, nun hielten sich die Anleger vor einer Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell kurz nach Börsenschluss bedeckt. Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es um 0,49 Prozent auf 29.179,03 Zähler nach unten.

„Auch wenn positive Impulse für den Aktienmarkt fehlen und die Unsicherheiten in Sachen Zinsen und der Geopolitik wieder zunehmen, die Börsenparty verlassen wollen derzeit nur die wenigsten Anleger“, kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Der Dax zeige weiter eine erstaunliche Stabilität und trete auf hohem Niveau auf der Stelle. Der Dow Jones Industrial gab an der Wall Street vor der Powell-Rede etwas nach, während sich die Tech-Werte an der Nasdaq ein Stück erholten.

Hierzulande fanden auch frische Konjunkturdaten die Aufmerksamkeit der Anleger. Die deutsche Industrie schloss ein turbulentes Jahr 2022 noch deutlich schwächer als erwartet ab, wie der Produktionsrückgang im Dezember gegenüber dem Vormonat belegt. Der Rücksetzer stimme nachdenklich, da sich die Lieferkettenschwierigkeiten in den vergangenen Monaten deutlich gemildert hätten, schrieb Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Sie fügten sich indes in das Bild schwacher Dezember-Daten.

Einzelwerte im Überblick

Derweil ging die Berichtssaison der Unternehmen in die nächste Runde. Im Dax gewannen die Linde-Aktie nach Zahlen 2,3 Prozent. Der Industriegase-Konzern konnte seinen Gewinn dank einer hohen Nachfrage im vergangenen Jahr steigern und will 2023 noch eine Schippe drauflegen. Analyst John Roberts von Credit Suisse lobte Linde für solide Kennziffern. Der Ausblick liege zudem über seinen Prognosen, obendrein verwies Roberts auf überraschend starke Margentrends.

Der Energietechnikkonzern Siemens Energy berichtete für das erste Geschäftsquartal einen mehr als verdoppelten Verlust, die Papiere gaben in der Folge um 2,3 Prozent nach. Während sich das eigene Geschäft deutlich verbesserte, verhagelten erneute Belastungen bei der Windkrafttochter Siemens Gamesa das Ergebnis. Siemens Energy hatte deswegen bereits vorläufige Zahlen veröffentlicht und den Ergebnisausblick gesenkt.

Auch Analystenaussagen bewegten die Kurse: Der Optimismus von Stifel-Analyst Alexander Wahl für Continental schob den Autozulieferer und Reifenhersteller vor dessen Jahresbilanz mit einem Plus von 2,7 Prozent an die Dax-Spitze. Wahl geht davon aus, dass die Gewinne mit dem Autozuliefergeschäft 2022 den Tiefpunkt gesehen haben und sich im laufenden Jahr verbessern.

Dagegen ließ eine Abstufung durch die Privatbank Berenberg die Aktien des Luft- und Raumfahrtkonzerns Airbus um 2,8 Prozent ans Ende des Leitindex sinken. Experte Philip Buller begründete seine nun geltende Verkaufsempfehlung mit dem negativen Einfluss von Inflationsschutzklauseln in Flugzeug-Lieferverträgen auf die Profitabilität.

Für die Aktien von Teamviewer ging es im MDax um 17,7 Prozent nach oben. Der Spezialist für Fernwartungssoftware nimmt sich nach dem guten Schlussquartal 2022 für das neue Jahr überraschend viel Geschäft vor. Ein Börsianer sprach von einem soliden Ausblick, der zusammen mit den angekündigten Aktienrückkäufen den seit Jahresbeginn stagnierenden Titeln erst einmal helfe.

Der IT-Dienstleister Bechtle verzeichnete im vergangenen Jahr auch dank eines starken Schlussquartals ein weiteres kräftiges Wachstum, wie Eckdaten belegen. Die Aktien bekamen dadurch nach gutem Lauf jedoch kaum neuen Schwung und endeten nur 0,3 Prozent höher. Martin Comtesse vom US-Analysehaus Jefferies bemängelte eine etwas enttäuschende Profitabilität.

Die Synlab-Aktie brach am Ende des Nebenwerte-Index SDax auf ein Rekordtief ein und gingen 18,5 Prozent tiefer aus dem Handel. Der Laborspezialist legte Eckdaten für 2022 vor und senkte seine Ziele für das neue Jahr wegen einer geringeren Nachfrage und niedrigeren Preisen bei seinen Corona-Tests. Christophe-Raphael Ganet von der Investmentbank Oddo BHF reagierte darauf mit einer doppelten Abstufung der Aktie.

Die Pandemie hatte auch das Geschäft von Qiagen beflügelt, der Laborzulieferer und Diagnostikspezialist wird am späten Abend nach US-Börsenschluss seine Zahlen für 2022 präsentieren. Experten rechnen mit schwächeren Resultaten als noch ein Jahr zuvor, der Umsatz mit Covid-Produkten ging in den ersten neun Monaten bereits deutlich zurück. Allerdings lief es letztlich besser als zunächst befürchtet. Aus dem Xetra-Handel gingen die Titel mit einem Aufschlag von 1,2 Prozent.

Devisen: Euro setzt Talfahrt fort und fällt auf Vier-Wochentief

Der Euro hat am Dienstag weiter an Wert verloren. Am Nachmittag fiel der Kurs bis auf 1,0669 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit vier Wochen. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung noch bei 1,0740 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0700 (Montag: 1,0776) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9346 (0,9280) Euro.

Am Devisenmarkt wird bereits seit einigen Handelstagen auf stärkere Zinserhöhungen in den USA spekuliert. Ein unerwartet starker US-Arbeitsmarktbericht hatte die Erwartungen der Anleger an künftige Zinserhöhungen angehoben, was dem Dollar Auftrieb verlieh und den Euro im Gegenzug belastete. Seit Freitag ist der Eurokurs mittlerweile um mehr als zwei Cent gefallen.

Hinzu kamen am Morgen enttäuschende Konjunkturdaten aus Deutschland. Im Dezember war die Industrieproduktion deutlich stärker als erwartet gesunken. Dagegen konnte ein klares Bekenntnis des Bundesbank-Präsidenten Joachim Nagel zur Notwendigkeit von weiteren Zinserhöhungen in der Eurozone die Gemeinschaftswährung nicht stützen. „Aus meiner heutigen Sicht braucht es weitere signifikante Zinserhöhungen“, sagte Nagel in einem Interview mit der „Börsen-Zeitung“. Wenn die EZB mit den Zinserhöhungen zu früh nachlasse, „besteht die große Gefahr, dass sich die Inflation verfestigt.“

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,89338 (0,89278) britische Pfund, 141,30 (142,41) japanische Yen und 0,9906 (0,9964) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1870 Dollar gehandelt und damit etwa 2 Dollar höher als am Vortag.

Ölpreise legen weiter zu - Spekulation auf höhere Nachfrage in Asien

Die Ölpreise sind am Dienstag gestiegen. Sie knüpften damit an die Kursgewinne vom späten Handel am Montag an. Am späten Nachmittag (MEZ) wurde ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April für 82,36 US-Dollar gehandelt. Das waren 1,37 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur März-Lieferung stieg um 1,61 Dollar auf 75,72 Dollar.

Schon am Montag waren die Notierungen letztlich gestiegen und hatten damit eine Talfahrt in der vergangenen Woche vorerst beendet. Hintergrund der aktuellen Aufschläge ist eine steigende Zuversicht für die konjunkturelle Entwicklung. Dazu trägt vor allem die Abkehr Chinas von seiner strengen Corona-Politik bei.

Marktbeobachter verwiesen auf die jüngste Preispolitik des staatlichen saudischen Ölkonzerns Saudi Aramco. Der habe die Preise für Rohöl erhöht, das nach Asien geliefert werde. Hintergrund ist ein wachsender Optimismus mit Blick auf die Entwicklung der Nachfrage in China.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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