Ökonomen senken Daumen für deutsche Konjunktur - Minusjahr erwartet

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)
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Nach dem Abgleiten in eine Rezession im ersten Quartal rechnen Banken-Ökonomen nun auch im Gesamtjahr 2023 mit einer schrumpfenden deutschen Wirtschaft.

Die Volkswirte der Deutschen Bank sagen einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von 0,3 Prozent voraus, nachdem sie bislang von einer Stagnation ausgegangen waren. Die Berenberg Bank ist mit ihrer Prognose sogar von 0,0 auf minus 0,4 Prozent nach unten gegangen. Auch die Analysten der Förderbank KfW und der Commerzbank erwarten für 2023 ein leichtes Schrumpfen. Damit sind die Banken-Volkswirte deutlich pessimistischer als die Bundesregierung, die im Frühjahr ihre Prognose auf plus 0,4 Prozent angehoben hatte.

Europas größte Volkswirtschaft steckt bereits in einer Rezession, nachdem das Bruttoinlandsprodukt von Januar bis März mit 0,3 Prozent bereits das zweite Vierteljahr geschrumpft ist. Grund dafür sind vor allem die wenig kauffreudigen Verbraucher, die wegen der anhaltend hohen Inflation erneut Kaufkraftverluste erlitten. "Wir erwarten immer noch einen gewissen Nachholbedarf beim privaten Konsum, da die Gesamtinflation zurückgeht und die vereinbarten Lohnerhöhungen durchschlagen", sagte der Deutschland-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Stefan Schneider. "Aber der Einbruch im März-Daten und die insgesamt enttäuschenden Stimmungsumfragen im April und Mai deuten auf ein bestenfalls mäßiges Wachstum im zweiten Quartal hin." So brachen die Industrieaufträge im März mit 10,7 Prozent zum Vormonat so stark ein wie seit Beginn der Pandemie im April 2020 nicht mehr, während sich das Ifo-Geschäftsklima im Mai erstmals nach zuvor sechs Anstiegen in Folge eintrübte.

Kein Aufsachwung 2024?

"Leider ist eine grundlegende Besserung der Konjunktur nicht in Sicht", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Zwar lasse der Schmerz von den Energiepreisen langsam nach. "Aber dafür dürften die Auswirkungen der globalen Zinswende im zweiten Halbjahr zunehmend spürbar werden", sagte Krämer mit Blick auf die in Europa wie auch in den USA kräftig gestiegenen Kreditkosten infolge der Zinserhöhungen der Notenbanken, mit denen diese die Inflation wieder einfangen wollen. Das macht beispielsweise Investitionen teurer, weshalb viele Vorhaben auf Eis gelegt oder ganz abgeblasen werden könnten.

Da mit den USA der wichtigste Abnehmer von Waren "Made in Germany" in die Rezession abzugleiten drohe, dürfte die deutsche Konjunkturdynamik zum Jahresende und auch Anfang 2024 belastet werden, erwarten die Volkswirte der Deutschen Bank. Sie halbierten deshalb ihre Wachstumsprognose für 2024 von 1,0 auf 0,5 Prozent. Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer ist sogar noch pessimistischer und prophezeit lediglich eine Stagnation. Chefvolkswirt Holger Schmieding von der Berenberg Bank bleibt vergleichsweise optimistisch: Er rechnet für das kommende Jahr mit einem Wachstum vom 1,3 Prozent.

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