Kolumne

Ausblick Europa: Euphorie ist nicht angebracht

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: Ground Pictured/Shutterstock.com

Bei vielen Investoren geht der Blick in der Regel zunächst in Richtung USA. Das ist die größte Volkswirtschaft der Welt. An der Wall Street schlägt noch immer das Herz der Finanzwelt. Doch als deutsche Investoren sollten wir natürlich auch immer auf die Entwicklung und die Stimmung in Europa schauen. Wichtige Anhaltspunkte dafür liefert einmal im Monat die Fondsmanager-Umfrage der Bank of America. Die gibt es sowohl auf globaler Ebene als auch mit einem speziellen Fokus auf den europäischen Aktienmarkt.

Und genau den möchte ich mir heute genauer anschauen, denn nach dem erfolgreichen ersten Halbjahr an den Finanzmärkten stellt sich jetzt doch die Frage: Wo geht die Reise hin – auch an den europäischen Kapitalmärkten? Bezogen auf die Konjunktur erwartet eine Vielzahl der Umfrageteilnehmer, dass sich das Wachstum in Europa auf Sicht der nächsten zwölf Monate abschwächen wird. Den Hauptgrund dafür sehen die Experten in der Straffung der Geldpolitik. Dabei rechnen mittlerweile sogar 52 Prozent der Befragten für diesen Zeitraum mit einer Rezession in Europa. Im Mai hatte hier der Vergleichswert nur bei 37 Prozent gelegen.

Schwache Nachfrage kann die Konjunktur nach unten ziehen

Als vorherrschendes makroökonomisches Thema sehen immerhin 50 Prozent der befragten europäischen Fondsmanager eine schwächere Nachfrage auf Grund der immer herausfordernden Kreditbedingungen. Gleichzeitig hat der Anteil der Fondsmanager, die weitere Gefahren durch eine kurzzeitig wieder steigende Inflation sehen, von 16 auf 25 Prozent zugenommen. Immer noch erwarten aber 90 Prozent der Befragten auf Sicht der kommenden zwölf Monate eine fallende Inflation. Das Thema Inflation hat damit das Potenzial, negativ zu überraschen. Das würde bedeuten, dass die Preissteigerung höher als erwartet ausfällt. Anzeichen dafür lieferte zuletzt die höhere Kerninflation.

Hier werden Sektoren mit starken Schwankungen, wie Energie und Lebensmittel, ausgeblendet. Daher ist die Kerninflation auch stabiler und hatte zuletzt kaum noch nachgegeben. Im Fokus vieler Investoren stehen zudem die Ergebnisse der Unternehmen. Als Reaktion auf die nachlassende Nachfrage und die sinkende Inflation ist für 84 Prozent der Befragten ein Absinken der Unternehmensgewinne auf Sicht der kommenden zwölf Monate wahrscheinlich. Für 30 Prozent stellt der Rückgang der Unternehmensgewinne sogar das größte Risiko dar, das eine Korrektur an den Börsen nach sich ziehen könnte.

Gedämpfter Ausblick auf die zweite Jahreshälfte

Der Ausblick auf die zweite Jahreshälfte fällt damit doch eher gedämpft aus – das kommt auch wenig überraschend, denn das erste Halbjahr ist doch trotz vieler Herausforderungen an den Börsen bislang viel besser gelaufen als erwartet. Es liegt allerdings auch noch eine komplette Handelswoche in einer saisonal schwachen Börsenperiode vor uns. Insofern wird sich dann in den kommenden Tagen zeigen, wie viel Schwung die Börsen noch ins zweite Halbjahr retten können, oder ob die Stimmung in Europa und vielleicht sogar in den USA jetzt dreht.

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