Commerzbank peilt bis 2027 Gewinnanstieg um mehr als die Hälfte an

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- von Frank Siebelt und Tom Sims

Frankfurt (Reuters) - Zinsschub und neue Mittelfrist-Strategie: Die Commerzbank setzt sich nach einem unerwartet kräftigen Gewinnsprung neue Ziele für die kommenden Jahre.

Bis 2027 soll der Nettogewinn im Vergleich zu diesem Jahr um mehr als die Hälfte auf 3,4 Milliarden Euro steigen. Angeschoben durch die rasant gestiegenen Zinsen erzielte das Frankfurter Bankhaus im dritten Quartal einen Gewinn von 684 Millionen Euro - mehr als drei Mal so viel wie vor Jahresfrist. "Neben dem Zinsumfeld profitieren wir von einem niedrigen Risikoergebnis und fortgesetzter Kostendisziplin", sagte Finanzchefin Bettina Orlopp am Mittwoch. Die Erträge schnellten um 46 Prozent auf 2,76 Milliarden Euro nach oben. Dahinter stand vor allem ein um gut ein Drittel auf 2,17 Milliarden Euro gestiegener Zinsüberschuss.

An der Börse konnte die Commerzbank damit zunächst punkten. Zeitweise setzte sich die Aktie mit einem Kursplus von mehr als sechs Prozent an die Spitze im Leitindex Dax. Doch anschließend drehte sie ins Minus und büßte am frühen Nachmittag 2,45 Prozent auf 10,14 Euro ein. "Die Commerzbank hat unserer Meinung nach ein anständiges Ergebnis für das dritte Quartal 2023 vorgelegt", kommentierten die Analysten der Deutschen Bank die Zahlen des Rivalen. Ein Händler sagte, der Kursrückgang hänge mit den neuen Zielen zusammen. Bei diesen habe es keine positive Überraschung gegeben.

"Wir haben ein neues Geschäftsmodell etabliert und die Commerzbank zurück in die Erfolgsspur gebracht," sagte Vorstandschef Manfred Knof, der der Bank einen radikalen Umbau verordnet hatte. "Darauf bauen wir mit unserem Strategieprogramm bis 2027 auf: Wir werden unsere Ertragsbasis vergrößern, die Aufwandsquote weiter verbessern und unsere Eigenkapitalrendite steigern." Die Eigenkapitalrendite (RoTE) soll bis 2027 auf mehr als elf Prozent zunehmen. Ihre Erträge will die Bank unter anderem durch Ausbau des Provisionsgeschäfts voranbringen. Einfache digitale Prozesse sollen dafür sorgen, dass die Commerzbank insgesamt effizienter wird. Das Anleihegeschäft soll vergrößert werden. Der Zinsüberschuss soll moderat steigen.

Die Commerzbank will ihre Aufwandsquote bis 2027 auf rund 55 Prozent verbessern. In diesem Jahr wurden in den ersten neun Monaten noch rund 60 Cent aufgewendet, um einen Euro Ertrag zu verdienen. Zum Vergleich: Bei der Deutschen Bank liegt die Aufwandsquote bei 72 Prozent, bei der italienischen UniCredit bei 39 Prozent. Knof zufolge soll das bereits erheblich ausgedünnte Filialnetz nicht unter 400 Zweigstellen sinken. "Wir glauben, dass 400 Zweigstellen in Deutschland eine gute Aufstellung sind", sagte er. Einst hatte das Netz rund 1000 Filialen umfasst. Für ihre Ziele bis 2027 nimmt die Commerzbank unter anderem an, dass die EZB ihren Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, bis dahin auf 3,3 Prozent nach unten setzt. Auch geht die Bankführung von weitgehend unveränderten Margen im deutschen Kreditgeschäft aus.

Auch die Aktionäre sollen von dem Kurs profitieren. Die Commerzbank plant, für die Jahre 2025 bis 2027 mehr als die Hälfte des Gewinns auszuschütten. Für die Jahre 2022 bis 2024 sei weiterhin vorgesehen, zusammen drei Milliarden Euro über Dividenden und Aktienrückkäufe an die Aktionäre weiterzureichen. Wie auch andere Banken in Europa profitiert die Commerzbank gegenwärtig von den deutlich gestiegenen Zinsen im Euroraum, die das Kreditgeschäft beflügeln. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit Sommer 2022 die Schlüsselsätze bereits zehn Mal erhöht. Die spanische Bank Santander steigerte den Gewinn im dritten Quartal um 20 Prozent, die französische Credit Agricole meldete einen Anstieg um 33 Prozent.

KRÄFTIGER ZINSÜBERSCHUSS IM GESAMTJAHR ERWARTET

Der Gewinnschub im Sommerquartal stimmt die Commerzbank auch für das Gesamtjahr optimistisch. Sie erwartet jetzt für 2023 einen Konzerngewinn von rund 2,2 Milliarden Euro nach 1,4 Milliarden Euro 2022. Die Erträge sollen von 9,5 Milliarden Euro auf rund 10,6 Milliarden Euro zulegen. Dabei peilt das Geldhaus einen Zinsüberschuss von mehr als 8,1 Milliarden Euro an. Finanzchefin Orlopp hatte zuvor im September noch acht Milliarden als eine gute Schätzung bezeichnet. Die Bank will ihre Eigenkapitalrendite (RoTE) auf rund 7,5 Prozent verbessern. 2022 lag sie noch bei 4,9 Prozent.

Im dritten Quartal vervierfachte die Commerzbank ihren operativen Gewinn auf 1,12 Milliarden Euro. Die polnische Tochter mBank steuerte 89 Millionen Euro bei. Damit habe sie eine erneute Vorsorge von 234 Millionen Euro im Zusammenhang mit älteren Franken-Krediten überkompensieren können, erklärte die Commerzbank. Die mBank kämpft seit Jahren mit dem Franken-Kredit-Thema.

(Bericht von Frank Siebelt und Tom Sims; Mitarbeit Anika Ross, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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