Die besten HDax-Aktien für 2024

Wieso Analysten ein guter (Kontra-)Indikator sind

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Welcher Aktie trauen Analysten im HDax kommendes Jahr den größten Kurssprung zu? So eine Überlegung kann reizvoll sein. Allerdings: Oft lohnt es sich, gegen die Meinung der Auguren zu wetten.

Quelle: everything possible/Shutterstock.com

Wenn es nach den Analystinnen und Analysten der 100 Aktien aus dem HDax (also der Summe der Dax-, MDax- und TecDax-Titel) geht, dann führt im kommenden Jahr kein Weg an der Verbio-Aktie vorbei. Der Anteilsschein des im TecDax gelisteten Herstellers von Biokraftstoffen notiert derzeit bei rund 29 Euro. Die fünf Analysten, die regelmäßig Bewertungen zu der Aktie veröffentlichen, halten ausweislich der beim Informationsdienstleister Bloomberg hinterlegten Daten derzeit aber einen Kurs von 54 Euro in zwölf Monaten für gerechtfertigt. Alle fünf votieren mit "kaufen". Ihr mittleres Kursziel entspräche einem potenziellen Gewinn von mehr als 80 Prozent. Mehr traut die Analystengilde aktuell keinem anderen Wert im HDax-Universum zu. 

Verbio: Halbiert statt verdoppelt

Also nichts wie rein in die Aktie? Eher nicht. Denn der Blick zurück macht skeptisch. Vor genau einem Jahr nämlich waren sich die besagten fünf Analysten in Bezug auf Verbio schon einmal ähnlich einig. Auch kurz vor Weihnachten 2022 bewerteten alle die Aktie mit "kaufen". Das Median-Kursziel, also das zwischen den beiden höchsten und den beiden tiefsten, lag damals allerdings noch etwas höher als heute: Bei sage und schreibe 125 Euro je Aktie; doppelt so viel wie die Aktie kostete. 100 Prozent Potenzial also - theoretisch. Tatsächlich aber sackte Verbio 2023 um die Hälfte ab. Halbiert statt verdoppelt: Wer den Analysten folgte, machte ein äußerst schlechtes Geschäft. 

Denn Analysten-Ratings zu einzelnen Aktien sind grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen. Gerade bei kleineren Werten werden die Bewertungen oft von den Unternehmen selbst in Auftrag gegeben. Und die wenigsten Analystenhäuser wollen sich mit allzu strengen Voten künftige Aufträge verbauen. Umso mehr, wenn das analysierte Unternehmen bei den Banken, die die Ratings erstellen, in der einen oder anderen Weise Kunde ist - bei Finanzierungen oder im Investmentbanking zum Beispiel.

"Verkaufen"-Empfehlungen sind auch deshalb erheblich seltener als "Kaufen"-Ratings. Für die 40 Dax-Aktien etwa gibt es aktuell nach Bloomberg-Daten 1.004 Bewertungen durch Analysten. Fast zwei Drittel davon lauten "kaufen". Diese Analysten trauen den von ihnen bewerteten Aktien also auf Sicht von zwölf Monaten eine überdurchschnittliche Rendite zu. Nur knapp sieben Prozent raten dagegen zum Verkauf (siehe Tabelle unten). Das ist angesichts der Tatsache, dass der Dax erst jüngst ein neues Allzeithoch erklomm und die Aussichten für das kommende Jahr gelinde gesagt nicht ausschließlich rosig sind, bemerkenswert. 

Wie die Analysten die 40 Dax-Werte beurteilen

Quelle: Bloomberg; Stand: 20. Dezember 2023

Auch bei Bayer ging der Optimismus schief

Neben Verbio ebenfalls weit vorne landet in Sachen Kurserwartungen für das Jahr 2024 die Bayer-Aktie. Bei einem aktuellen Kurs von knapp 33 Euro entspräche das Median-Kursziel der 26 Analystinnen und Analysten von 48,42 Euro einem Zugewinn von rund 40 Prozent. Dumm nur: Auch bei einem großen Wert wie Bayer, der von viel mehr Auguren begleitet wird als die kleine Verbio, fällt der Blick aufs vergangene Jahr wenig schmeichelhaft aus. Damals nämlich votierten bei einem Kurs von 49 Euro damals gleich 20 von seinerzeit 25 Analysten mit "kaufen". Kein einziger stufte die Aktie mit "verkaufen" ein. 

Das aber wäre mit Blick auf die Kursentwicklung das passendere Votum gewesen. Denn heute steht Bayer ein gutes Drittel tiefer und war damit eine der schwächsten Aktien im Index. Statt wie die Analysten Ende 2022 erwartet hatten um 55 Prozent rauf auf 76,52 Euro rauf ging es mit dem Kurs zeitweise bis auf 30 Euro nach unten - ein Minus von 40 Prozent (siehe Chart oben). 

Jetzt, da die Aktie so stark verloren hat und auf dem tiefsten Stand seit zwei Jahrzehnten herum dümpelt, sind die Analysten plötzlich pessimistischer geworden. Nur noch elf raten zum Kaufen, 14 zum Halten und einer gar zum Verkauf der Aktie - und das, obwohl der Titel, zieht man nur die theoretischen Kursziele heran, aktuell der drittbeste aller 40 Dax-Werte ist (siehe Tabelle unten). 

Die zehn HDax-Aktien mit dem größten Potenzial

Quelle: Bloomberg, eigene Berechnung; Stand: 20. Dezember 2023

Als Kontraindikator waren die Analysten brauchbar

Trotz des relativ hoch anmutenden Kursziels sind die Voraussetzungen für steigende Bayer-Kurse also jetzt besser als vor einem Jahr. Denn: Die Aktie kann angesichts der miesen Erwartungen eher positiv überraschen. Schließlich empfiehlt nicht einmal jeder zweite Analyst sie zum Kauf - vor einem Jahr waren es noch 80 Prozent.

Dass pessimistische Analysten durchaus ein Zeichen für übertrieben tiefe Kurse sein können, zeigt ausgerechnet die beste Dax-Aktie des Jahres 2023: Adidas ist kurz vor Weihnachten mit zwei Dritteln Kursgewinn seit Januar die Nummer eins. Dabei votierten im Dezember 2022 nur zehn von 36 Analystinnen und Analysten, die über die Aktie berichten, mit "kaufen". Vier hatten sogar "verkaufen" auf ihre Studien geschrieben. Das Median-Kursziel lag seinerzeit nur bei 134 Euro, bescheidene 13 Prozent über dem damaligen Kurs. Das Ende ist nun bekannt. 

Zumindest möglich, dass es 2024 etwa mit Bayer ähnlich läuft. Die mit Abstand schlechteste Analystenbewertung unter den 40 Dax-Titeln hat derzeit allerdings nicht der Leverkusener Konzern inne, sondern die Nachbarn von Henkel aus Düsseldorf. Das Konsumgüterunternehmen ("Schwarzkopf", "Persil", "Pattex") bringt es nur auf sieben Kauf-, dafür aber fünf Verkaufsempfehlungen (bei 14 "Halten"-Voten). Das Zwölf-Monatskursziel liegt bei rund 73,50 Euro, also fast exakt auf dem aktuellen Kursniveau. Kursfantasie? Fehlanzeige. Ob sich das als übertrieben herausstellt oder die Analysten einmal mehr grandios irren, muss das kommende Jahr zeigen.

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