Kolumne von Heiko Böhmer

USA: Geringe Marktbreite und sinkende Immobilienpreise

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Quelle: ungvar/Shutterstock.com

Die Vereinigten Staaten sind der mit Abstand wichtigste Aktienmarkt der Welt. Insofern lohnt es sich bei Entwicklung genauer hinzuschauen. In dieser Woche steht dabei der Blick auf die wieder sehr geringe Marktbreite im Fokus. Wenige Titel ziehen auch in diesen Tagen die Märkte nach oben und der 2. Februar 2024 war dabei ein Tag von historischer Bedeutung. Gleichzeitig liefert aber auch der US-Immobilienmarkt einige negative Signale – denn der Leerstand nimmt immer weiter zu. 

Mega-Kurssprung bei Meta

Quelle: Bloomberg

Die Bilanzdaten der großen Tech-Unternehmen haben an der Börse Spuren hinterlassen: Bei Alphabet, Amazon und Microsoft ging es nach den Zahlen erst einmal abwärts. Bei Meta hingegen schoss die Aktie massiv nach oben. Das ist ein ganz anderes Bild als im Herbst 2022. Damals notierte die Meta-Aktie im Tief bei rund 90 Dollar. Am Freitag vergangener Woche direkt nach der Bekanntgabe der Zahlen kletterte die Aktie allein an einem Tag um 80 Dollar. Der sich daraus ergebende Sprung bei der Marktkapitalisierung erreichte 178 Milliarden Dollar.

Das war der viertgrößte Tageszuwachs bei einem US-Unternehmen. Um es anders auszudrücken: An diesem einen Handelstag legte Meta um die komplette Marktkapitalisierung von Disney zu. Damit ist klar: Der US-Aktienmarkt hat sich auf eine Handvoll Titel konzentriert, von denen einige zu kämpfen haben. Eine derart konzentrierte Leistung ist selten gesund. Jeder neue Bullenmarkt muss breitere Gewinne aufweisen. Tatsächlich war der 2. Februar ein historischer Tag für den S&P-500-Index: Dieser schloss den Handelstag um 1,1 Prozent höher – das war an sich nicht auffällig und lag an den massiven Zuwächsen bei Meta und Amazon.

Doch eine andere Tatsache hat es in der langen Geschichte erst einmal zuvor gegeben: Der Tagesanstieg von mehr als einem Prozent gelang dem S&P500-Index obwohl mehr als zwei Drittel der Indexmitglieder den Tag im Minus beendeten. So etwas war bislang nur am Tag nach dem 1987er-Crash passiert. Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die Marktbreite derzeit sehr gering ist.

US-Büroimmobilien

Quelle: CRE Daily

Die Stabilität der Börse hängt sicherlich auch von der Stabilität der Wirtschaft in den USA ab. Und diese Stabilität wird nicht zuletzt massiv vom Zustand des Immobilienmarktes bestimmt. Gerade der Blick auf die Entwicklung bei den US-Gewerbeimmobilien zeigt hier eine dramatische Entwicklung: Der landesweite Leerstand bei diesem Immobiliensegment ist zuletzt auf den höchsten Stand seit den frühen 1980er-Jahren angestiegen. Wir erinnern uns: Damals durchliefen die Vereinigten Staaten eine massive Wirtschaftskrise am Ende der Hochzinsphase der 1970er-Jahre.

In diesem Jahrzehnt lag die durchschnittliche Inflationsrate in den USA bei 7,3 Prozent. Das war kein Höhepunkt, sondern tatsächlich der Durchschnitt. Insofern ist es schon erstaunlich, wie sich aktuell die Lage bei den Büroimmobilien deutlich verschlechtert hat. Dabei spielt natürlich auch die strukturelle Veränderung auf dem Markt für Gewerbeimmobilien eine Rolle. Ausgelöst durch die Corona-Krise und den Boom beim Homeoffice hat schlicht und einfach der Bedarf nachgelassen.

Im Zusammenspiel mit den deutlich gestiegenen Zinsen für Immobilienfinanzierungen ergibt sich eine angespannte Lage für den gesamten Sektor. Mit annähernd 20 Prozent landesweit ist der Leerstand allein in den vergangenen zwölf Monaten um rund 15 Prozent angestiegen. Ist hier das Ende der Fahnenstange schon erreicht? Das ist sehr schwierig zu prognostizieren, denn noch wächst die US-Konjunktur weiter kräftig und der Arbeitsmarkt ist sehr stark – das haben die aktuellen Daten in der vergangenen Woche noch einmal klar gezeigt. Dennoch sind solch hohe Leerstände ein Warnsignal, welches ich weiterhin beobachten werde.

Wie ist die Stimmung an den Börsen?

Die geringe Marktbreite ist ein Phänomen, das schon seit rund einem Jahr zu beobachten ist. Wenn wenige Aktien die Märkte dominieren, dann ist das nicht unbedingt ein Signal für eine gesunde Marktlage. Trotzdem sind die Kurse zuletzt deutlich gestiegen – etliche Indizes haben in den ersten Wochen des Jahres schon Rekordniveaus erreicht. Dazu passt die weiterhin positive Marktstimmung.

Die messen wir mit dem Fear & Greed Index für Europa und den stelle ich hier jede Woche mit einem kleinen Update vor. Aktuell hat es im Vergleich zur Vorwoche einen leichten Rückgang des Indikators gegeben auf 0,66 Punkte. Ab 0,7 Punkte zeigt dieser Stimmungsindikator Euphorie an, von der wir uns somit wieder etwas entfernt haben. Ist das ein Zeichen das die Skepsis zunimmt? In der nächsten Woche wissen wir mehr.

Quelle: Shareholder Value Management

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