Kolumne von Heiko Böhmer

Die Schattenseite der Emerging Markets-Börsen

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Quelle: Uuganbayar/Shutterstock.com

Ein wirklich spannendes erstes Halbjahr liegt hinter uns an den Kapitalmärkten. Trotz vieler Risiken haben viele Anlageklassen in den ersten sechs Monaten 2024 neue Rekorde erreicht. Neben vielen Indizes schafften auch viele andere Anlageklassen diese Rekorde – Gold und Bitcoin sind hier nur zwei Beispiele. Eine Anlageklasse bleibt aber schon lange hinter dem breiten Markt zurück und hat noch viel Luft bis zu früheren Rekordständen: Das sind die Emerging Markets-Aktien.

Dabei ist die Wachstumsstory seit Jahrzehnten bekannt und hört sich auch wirklich überzeugend an: Eine junge und schnell wachsende Bevölkerung treibt die Volkswirtschaften in den Emerging Markets an, die Kapitalmärkte folgen einfach nur und steigen stetig weiter, die Ausweitung des Wohlstandes sorgt für weiteres Wachstum. Doch diese Story hört sich nur gut an, denn auf Sicht der vergangenen zehn Jahre war die Wertentwicklung in den Emerging Markets enttäuschend. Der MSCI Emerging Markets hat in zehn Jahren nur um 30 Prozent zugelegt.

Im Vergleich dazu bringen es der MSCI World (+83 Prozent), der DAX (+86 Prozent) oder der S&P 500 (+178 Prozent) auf deutlich größere Zuwächse. Zudem notiert der MSCI Emerging Markets noch immer klar unter dem Rekordstand aus dem Jahr 2021. Spannend ist auch die aktuelle Zusammensetzung: Mit rund 8,5 Prozent ist TSMC Taiwan Semiconductor die mit Abstand größte Aktie. Und das ist schon eine erstaunlich hohe Gewichtung eines Einzeltitels in einem Index mit rund 1.200 Unternehmen.

In vielen Ländern fehlt ein verlässliches Investitionsumfeld

Die grundsätzliche Entwicklung des MSCI Emerging Markets zeigt deutlich: Wirtschaftliche Wachstumsraten sind eben nur eine Seite der Medaille. Investoren wollen auch ein verlässliches Umfeld. Und genau in dieser Hinsicht hat es in den vergangenen zehn Jahren massive Verschiebungen gegeben. Der Trend zu populistischen Regierungen hat gerade in den Emerging Markets deutlich an Bedeutung gewonnen.

Und dieser Aspekt ist schon spannend zur Bewertung der globalen Kapitalmärkte. In den maßgeblichen Märkten wie den USA oder Europa spielt die Risikowahrnehmung kaum eine Rolle. Viele Risiken, die im Zuge der Corona-Krise in den Vordergrund getreten sind, sind jetzt wieder im Hintergrund verschwunden. Dazu zählte beispielsweise die Sicherheit von Lieferketten. Tatsächlich sind aber die Risiken in vielen eher exotischen Märkten wirklich schwer zu fassen und haben oft eine politische Basis. Und da kommt auch wieder das große Thema des Superwahljahres ins Spiel. 2024 ist ein Rekordjahr, denn rund 4,2 Milliarden Menschen sind weltweit in diesem Jahr zu Wahlen aufgerufen.

In dieser Woche haben gleich zwei Wahlen Schlagzeilen gemacht: In Großbritannien mit dem Erdrutschsieg der Labour-Party und in Frankreich steht der zweite Wahlgang der Parlamentswahl noch aus. Doch eins ist jetzt schon klar: Kurzfristig werden die Folgen dieser Wahlen überbewertet. Politische mögen die Auswirkungen sowohl in Frankreich als auch im Vereinigten Königreich groß sein. Doch an den Börsen spielte das Thema Wahlen zunächst nur eine untergeordnete Rolle, insgesamt ist der Einfluss der Politik auf die Märkte gering. Ganz anders in den Emerging Markets. Hier haben sich über Jahre hinweg auch die politischen Risiken in den Ländern zu einem klaren Hemmschuh für Investoren entwickelt.

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