Dax wieder mit Verlusten – Telekom mit starkem Neukundengeschäft – SAF Holland: Umsatz fällt
Nach der deutlichen Erholung zur Wochenmitte haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt wieder vorsichtiger agiert. Die wichtigsten Aktienindizes gaben am Donnerstag nach.
Der Dax fiel um 0,82 Prozent auf 17.470 Punkte. Am Mittwoch hatte der hiesige Leitindex seine kräftigen Verluste vom Wochenanfang noch aufgeholt. Am New Yorker Aktienmarkt war es aber im Verlauf bereits wieder abwärts gegangen. Die Börsen befinden sich seit dem von Rezessionssorgen in den USA ausgelösten Kurssturz in unruhigem Fahrwasser.
„Wir befinden uns in der saisonal schwächsten Zeit für Aktien im ganzen Jahr“, schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Bis Anfang Oktober sei daher nicht mit einer Bodenbildung im Dax zu rechnen. In den nächsten Wochen blieben die Anleger auf einem unsicheren Terrain unterwegs.
Starkes Neukundenwachstum verleiht Deutsche Telekom Rückenwind
Eine unerwartet hohe Nachfrage nach Mobilfunkverträgen hat der Deutschen Telekom erneut ein starkes Quartal beschert. Zwischen April und Juni wuchs die Zahl der Vertragskunden hierzulande unter den eigenen Marken um 311.000, wie der Dax am Donnerstag in Bonn bekannt gab. Dies lag an einem anhaltend großen Interesse an Bündelangeboten wie Familienverträgen.
Mit der Neukundenzahl übertraf die Mutter von T-Mobile US die Erwartungen. Entsprechend stark legte auch der mobile Service-Umsatz zu - an dieser Art von Erlös verdienen Telekom-Unternehmen deutlich mehr als mit margenarmer Hardware. Die Fußball-EM in Deutschland und eine Neuregelung für Kabelanschlüsse wirkten sich unterdessen positiv auf die Zahl der TV-Kunden aus.
Auf Konzernebene legte der Umsatz des zweiten Quartals gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,3 Prozent auf fast 28,4 Milliarden Euro zu. Das war ebenfalls mehr als von Branchenkennern errechnet. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen inklusive Leasingkosten (Ebitda AL) kletterte um 7,8 Prozent auf 10,8 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente die Telekom knapp 2,1 Milliarden Euro nach rund 1,5 Milliarden im Jahr zuvor. Der freie Mittelzufluss sprang um fast 50 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro, was auch an reduzierten Investitionen liegt.
Unterdessen erhöhte der Vorstand die Prognose für den freien Mittelzufluss (Free Cashflow AL) leicht auf rund 19 Milliarden Euro. Bislang hatte er einen Wert von 18,9 Milliarden auf dem Schirm. Das Jahresziel eines bereinigten operativen Gewinns (Ebitda AL) von 42,9 Milliarden Euro blieb unverändert.
Nutzfahrzeugzulieferer SAF-Holland macht weniger Geschäft - Prognose steht
Der Nutzfahrzeugzulieferer SAF-Holland hat im zweiten Quartal das eingetrübte Marktumfeld deutlich zu spüren bekommen. Der Umsatz fiel um 8,7 Prozent auf gut 507 Millionen Euro, teilte das im Nebenwerte-Index SDax notierte Unternehmen am Donnerstag mit. Organisch, also unter anderem ohne den Zukauf des schwedischen Bremsenspezialisten Haldex, betrug das Minus sogar 10,8 Prozent. Seine Jahresprognose bestätigte SAF-Holland dennoch und peilt weiterhin Erlöse von rund zwei Milliarden Euro an.
Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) stieg um 6,7 Prozent auf 54,2 Millionen Euro, die entsprechende Marge betrug 10,7 Prozent nach 9,1 Prozent ein Jahr zuvor. Hier peilt SAF-Holland im Gesamtjahr weiterhin 10 Prozent an. Der Nutzfahrzeugzulieferer wurde vor allem wegen des starken Ersatzteilgeschäfts sowie eines strikten Kostenmanagements profitabler. Die Zahlen fielen etwas besser aus als von Analysten im Schnitt erwartet. Unter dem Strich verdiente SAF-Holland auch dank einer niedrigeren Steuerquote 24 Millionen Euro und damit über ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor.
Uniper kommt bei Rückzahlungen von Staatshilfen an den Bund voran
Dank zugesprochener Schadensersatzansprüche gegen den russischen Energiekonzern Gazprom kann der Uniper-Konzern weiteres Geld an die Bundesregierung zurückzahlen. Anfang 2025 sollen dem Bund in Summe voraussichtlich 3,4 Milliarden Euro zufließen, teilte das in der Energiekrise verstaatlichte Unternehmen am Donnerstag in Düsseldorf mit. Bereits Ende 2023 hatte Uniper 2,2 Milliarden Euro zurückgestellt, um erhaltene Beihilfen zurückzuzahlen. Diese Position wurde per Ende Juni aufgrund von Zins- sowie Bilanzierungseffekten mit 2,9 Milliarden Euro bewertet.
Über eine halbe Milliarde der Summe stammt aus realisierten Schadensersatzansprüchen, die Uniper gegenüber Gazprom hat und nach einer Bestätigung durch ein Schiedsgericht nun aufrechnen und weiterleiten darf. Inwieweit weitere Beträge im Zusammenhang mit dem Schiedsverfahren in signifikanter Höhe in der Zukunft zu erwarten sind, sei aus heutiger Sicht noch nicht abzuschätzen, hieß es in der Mitteilung weiter.
Uniper geriet 2022 in Schieflage, nachdem Russland nach dem Angriff auf die Ukraine seine Gaslieferungen erst verringerte und dann einstellte. Die Ersatzbeschaffungen kosteten Milliarden. Damit Uniper nicht in die Knie ging, zahlte Deutschland Beihilfen von rund 13,5 Milliarden Euro und wurde mit über 99 Prozent Mehrheitseigentümer. Der Bund ist verpflichtet, seine Beteiligung bis spätestens 2028 auf höchstens 25 Prozent plus eine Aktie zu reduzieren. Die Beihilfen wurden von der EU-Kommission unter Auflagen genehmigt.
Redaktion onvista/dpa-AFX