Wegen Online-Werbung weitere Kartellklage gegen Google
Alexandria (Reuters) - Der regulatorische Druck auf Google bleibt hoch.
Wegen ihrer Geschäftspraktiken muss sich die Alphabet-Tochter einer weiteren Klage des US-Justizministeriums stellen, die in einer Zerschlagung des Internet-Konzerns münden könnte. Das Unternehmen nutze klassische Monopol-Taktiken, indem es Konkurrenten aufkaufe oder Kunden an seine Produkte binde, sagte Julia Tarver Wood, die Anklagevertreterin des US-Justizministeriums, in ihrem Eröffnungsplädoyer am Montag. "Google ist nicht hier, weil es groß ist, sondern weil es seine Größe nutzt, um die Konkurrenz zu zermalmen."
Googles Verteidigerin Karen Dunn wies den Vorwurf zurück. Die Behörden stützten ihre Klage auf überholte Fakten aus "längst vergangenen Zeiten". Googles Software für Online-Werbung sei inzwischen kompatibel mit derjenigen der Konkurrenz. Außerdem verlagere sich Werbung immer stärker auf Online-Plattformen wie TikTok oder Streamingdienste wie Netflix. Dort stehe die Alphabet-Tochter unter hartem Konkurrenzdruck. "Dieser Fall ist wie eine Zeitkapsel, in der man beim Öffnen einen BlackBerry, einen iPod und die Mitgliedskarte eines Videoverleihs findet."
ZWANGSVERKAUF VON UNTERNEHMENSTEILEN MÖGLICH
Sollte Richterin Leonie Brinkema der Klage stattgeben, könnte sie anschließend den Verkauf der Plattform "Google Ad Manager" anordnen. Diese umfasst unter anderem Werbe-Server, auf denen Internetseiten-Betreiber Werbeflächen anbieten, und eine Werbeanzeigen-Börse. "Ad Manager" habe im Jahr 2020 4,1 Prozent zum Konzernumsatz und 1,5 Prozent zum operativen Gewinn beigesteuert, errechneten die Analysten des Vermögensverwalters Wedbush auf Grundlage der Gerichtsunterlagen. Zahlen aus den nachfolgenden Jahren waren in den veröffentlichten Dokumenten geschwärzt.
Vor rund einem Monat hatte ein anderes Gericht Google im "Prozess des Jahrzehnts" ein "illegales Monopol" bei Online-Suchen attestiert. Damit ebnete es den Weg für ein Anschlussverfahren, an dessen Ende eine Zerschlagung des Mutterkonzerns Alphabet stehen könnte. In Europa muss sich Google ebenfalls vor Gericht verantworten. Anfang 2024 hatten Dutzende europäische Medienfirmen um Axel Springer den Konzern wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens bei Online-Werbung auf 2,1 Milliarden Euro Schadenersatz verklagt.
(Bericht von Jody Godoy, geschrieben von Hakan Ersen, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)